2024-12-30 16:18:00
Wer hätte gedacht, dass der Wert des Bitcoin, jener kleinen Internetmünze, sich so bald in der Nähe von 100.000 Dollar bewegen würde? Ist in diesem Jahr passiert. Oder wer hätte erwartet, dass der Goldpreis sich mit täglich neuen Rekorden auf 3000 Dollar zubewegt? Auch das war zu beobachten. Und wer hätte angesichts der Untergangswarnungen zu Deutschland geglaubt, dass der deutsche Aktienindex Dax ein Jahresplus von fast 20 Prozent erwirtschaften würde? Ist soeben passiert.
„Hervorragendes Börsenjahr 2024“
Ein Börsenjahr geht zu Ende, das ähnlich turbulent verlief wie die Entwicklung auf der ganzen Welt – das aber für Aktionäre mit einer erfreulichen Jahresbilanz endete. Mit 19.909 Punkten ist der Dax in den Jahreswechsel gegangen. Der Börsenhandel in Frankfurt war an diesem Montag wegen des bevorstehenden Jahreswechsels verkürzt und endete schon um 14 Uhr, an Silvester wird nicht gehandelt.
„Mit dem heutigen Börsentag geht für den Dax ein äußerst erfolgreiches Börsenjahr 2024 zu Ende“, sagte Thomas Altmann von QC Partners. Am Rentenmarkt dagegen falle die Bilanz gemischt aus: „Bei kurzen Laufzeiten sind die Zinsen gesunken und die Kurse gestiegen.“ Dagegen stünden die Renditen bei längeren Laufzeiten heute höher als zu Jahresbeginn: „Hier hängt es von der Laufzeit ab, ob die Zinserträge die Kursverluste kompensieren konnten.“
„Das Börsenjahr 2024 war hervorragend“, sagte auch Reinhard Pfingsten, der Chefanlagestratege der Deutschen Apotheker- und Ärztebank. Ein gutes Jahr habe man erwartet gehabt, unter anderem wegen der angekündigten Zinssenkungen der Notenbanken in aller Welt. Aber das Ausmaß der Kursgewinne habe ihn dann doch überrascht. Ein Jahr, das für viele Menschen ein Sorgenjahr war, ist für die Börsianer ein Jubeljahr.
An Ereignissen war das zurückliegende Jahr ja nicht arm. Das hat auch die Finanzmärkte bewegt. Als die Europawahl einen Rechtsruck anzeigte, als die Regierungsverhältnisse in Frankreich unklar wurden, als in den Vereinigten Staaten Donald Trump die Wahlen unerwartet klar für sich entscheiden konnte und in Deutschland die Ampelregierung zerbrach – da sah man Reaktionen auch an den Finanzmärkten. Relativ schnell aber beruhigten sich die Märkte jedes Mal wieder, wie Bundesbank-Vorstandsmitglied Sabine Mauderer im Gespräch mit der F.A.Z. hervorhob. Fast konnte einen die Beiläufigkeit, mit der die Märkte solch ernste Themen behandelten, ein wenig erschrecken.
Ein Goldrekord nach dem nächsten
Der Goldpreis profitierte sowohl von den Zinssenkungen der Notenbanken als auch von der erheblichen geopolitischen Unsicherheit. Die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten machten vielen Angst – wer wusste schon, wo das enden würde? Die Goldanleger profitierten. Ein Jahr mit so vielen Goldrekorden hat es in der Geschichte jedenfalls nur selten gegeben, wie Goldfachleute ausgerechnet haben. Erst die Trump-Wahl, die Zweifel an weiteren Zinssenkungen nährte, sorgte für eine gewisse Gegenbewegung. Am Montag stand der Goldpreis bei rund 2610 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Der Edelmetallkonzern Heraeus hält gleichwohl im neuen Jahr neue Rekorde in Richtung 3000 Dollar für möglich.
Die Zinsen dürften 2025 tendenziell weiter sinken, aber es ist ungewiss, wie lange und wie weit. Christian Keller, Chefvolkswirt der Barclays Bank, rechnet mit sechs weiteren Zinssenkungen der EZB: „Ende nächsten Jahres dürfte der EZB-Einlagenzins damit bei 1,5 Prozent liegen.“ In den Vereinigten Staaten dürften die Zinsen nicht so stark sinken, meint Keller: Die Fed werde die Leitzinsen nach seiner Einschätzung auch im nächsten Jahr nicht weiter als bis auf 3,75 Prozent für die obere Grenze der Leitzinsspanne senken – und damit oberhalb der EZB bleiben. Es wird also wohl ein weiteres Zinssenkungsjahr, aber das Ende dieser Bewegung kommt in Sicht.
Schafft der Dax 2025 tatsächlich 23.000 Punkte?
Für die Börse sind die Analysten höchst unsicher, wie es im nächsten Jahr weitergehen wird. „Den Märkten droht ein turbulenter Jahresauftakt“, prognostiziert die Landesbank Baden-Württemberg mit Blick auf das Wiederaufflammen der US-Haushaltsproblematik. In einer Umfrage der F.A.Z. unter Bankfachleuten rechneten zwar alle mit mehr als 20.000 Punkten für den Dax Ende nächsten Jahres. Hinsichtlich der genauen Entwicklung aber gab es große Unterschiede in der Einschätzung zwischen skeptisch und sehr zuversichtlich. Die Fondsgesellschaft Carmignac erwartet für Ende 2025 im Dax sogar 23.000 Punkte. Diesen Optimismus teilen viele aber nicht.
„Die großen bisherigen Trends bleiben auch im kommenden Jahr intakt“, sagt Ulrich Kater von der Dekabank: „Rivalitäten auf internationaler Bühne und damit immerwährendes Störfeuer von der Geopolitik für Unternehmen und Märkte, allmähliche Regruppierung der Weltwirtschaft in zwei Blöcke, Verteilungskämpfe in den wohlhabenden Volkswirtschaften angesichts steigender Demographielasten, rasanter produktivitätssteigernder technischer Fortschritt, moderates, aber stetiges Wachstum der gesamten Weltwirtschaft bei kontrollierter Inflation.“ Aktien dürften auch wieder einmal Rücksetzer erfahren, ohne jedoch ihre langfristige Ertragskraft zu verlieren. Und auch der Zins werde trotz der jüngsten Rückgänge nicht ganz verschwinden.
„Aktien sind weiterhin unsere favorisierte Anlageklasse, auch wenn die Luft dünner wird nach dem fulminanten Aktienjahr 2024“, sagte Benjardin Gärtner von der Fondsgesellschaft Union Investment. „Niedrigere Steuern und weniger Bürokratie sprechen für den US-Aktienmarkt; Trumps Handelspolitik und höhere Zölle können aber auch ein Risiko für das Wachstum darstellen.“
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