2024-05-19 20:00:17
Der Zeitpunkt der Veröffentlichung war etwas seltsam gewählt. Nur eine gute halbe Stunde nachdem die Mannschaft der Frankfurter Eintracht den sechsten Platz in der Bundesliga-Abschlusstabelle gerettet hatte, ließ Philip Holzer seinen Rücktritt als Aufsichtsratsvorsitzender der Eintracht Frankfurt Fußball AG veröffentlichen. Ob damit die Freude über den sportlichen Erfolg im Verein getrübt oder noch verstärkt wurde? Manche sagen so, manche so. Auf jeden Fall wurde dadurch von den sportlichen Aspekten abgelenkt, zu denen auch die Verabschiedung der Eintracht-Ikonen Sebastian Rode und Makoto Hasebe gehörte.
Zugegeben, das Zeitfenster für die Verbreitung der Nachricht war nicht groß, sie musste vor der turnusmäßigen Aufsichtsratssitzung an diesem Dienstag stattfinden. Denn auf jener Sitzung wäre die Besetzung des Postens des Aufsichtsratschef thematisiert worden, obwohl Holzer noch bin Sommer 2025 gewählt ist.
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Der neue Eintracht-Präsident Mathias Beck sieht nämlich seine Rolle als Führungsfigur des Hauptaktionärs im Aufsichtsrat der AG anders als der frühere Präsident des eingetragenen Vereins (e.V.) Peter Fischer. Nämlich dem Aktienanteil des e.V. von 67,89 Prozent angemessen in der führenden Funktion und nicht nur als stellvertretender Vorsitzender.
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Mit dem Stellvertreterposten, den er 2023 als damals neuer Eintracht-Vizepräsident im Aufsichtsrat der AG übernommen hatte, beschied sich Beck seit seiner Amtsübernahme von Fischer auf der Mitgliederversammlung Anfang Februar zunächst. Die Aufgaben im e.V. hatten für ihn Priorität, da für ihn in der AG kein Handlungsdruck herrschte.
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Holzers Rücktritt zum 30. Juni 2024
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Der grundsätzliche Führungsanspruch auch für die AG bestand jedoch, lediglich der Zeitpunkt der Übernahme war offen. Beck war, zu welchem Zeitpunkt auch immer, an einer harmonischen Übergabe gelegen. Zu diesem Zweck traf er sich vor einigen Tagen mit Holzer zum offenen Austausch. In diesem laut Beck angenehmen und sehr konstruktiven Dialog wurden die Befindlichkeiten ausgetauscht.
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Am nächsten Tag teilte Holzer mit, dass er auf der Aufsichtsratssitzung am 21. Mai seinen Rücktritt zum 30. Juni 2024 einreichen werde. Es wurde sich darauf geeinigt, dass die politische Entscheidung erst nach der sportlichen veröffentlicht werde, um die Mannschaft im Bundesliga-Endspurt im Kampf um Platz sechs nicht abzulenken. Dies geschah am Pfingstsamstag, kurz nach dem 2:2 gegen RB Leipzig.
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Am Dienstag wird also Holzer nach 14 Jahren im Aufsichtsrat, davon vier Jahren als Chef, zum letzten Mal eine Aufsichtsratssitzung leiten und den Platz dann räumen. Beck bestätigte gegenüber der F.A.Z., dass er bereit sei, dessen Posten im Gremium zu übernehmen. Ob für Holzer ein neues Aufsichtsratsmitglied berufen wird oder sich das Gremium von neun auf acht Mitglieder reduziert, ist noch offen. Holzer wird auf jeden Fall Mitglied der Eintracht-Familie bleiben. Auf welche Art und Weise der Finanzexperte der Eintracht seine Fähigkeiten weiter zur Verfügung stellen wird, wird noch sondiert.
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Zu den Beweggründen seines Rücktrittes teilte Holzer in der Erklärung mit: „Innerhalb der nächsten Monate stehen für die Eintracht Frankfurt Fußball AG wichtige strategische und personelle Entscheidungen an, deren Wirkungen weit über meine bis Sommer 2025 laufende Amtszeit hinaus reichen werden. Aus diesem Grund ist es für mich eine logische Konsequenz, dass diese von dem Personenkreis getroffen und gestaltet werden, der auch in Zukunft in der Verantwortung stehen wird.“
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Auf seinen Posten zu beharren, hätte für Holzer keine Aussicht auf Erfolg gehabt. Durch Erweiterungen und Neubesetzungen des Aufsichtsrates in den vergangenen Monaten ist der Einfluss des e.V. in der AG bei Abstimmungen dominierend geworden. Auch private Gründe mögen bei Holzers Rücktritt eine Rolle gespielt haben. Er wird mit Ende 50 zum ersten Mal Vater.
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Holzer machte sich in seiner Amtszeit um die Eintracht verdient, in dem er zwei Kapitalmaßnahmen realisierte, die der AG wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie dringend benötigtes frisches Geld zuführten. Er sorgte vor zwei Jahren für große Unruhe im Verein, als er mit seinem Aufsichtsratskollegen Stephen Orenstein, mit dem er in der GmbH „Freunde des Adlers“ 16,81 Prozent der Eintracht-Aktien hält, dem e.V. ein kontrovers aufgefasstes Angebot für den Erwerb eines weiteren Aktienpaketes unterbreitete. Die „Freunde es Adlers“ zogen das Angebot zurück, Irritationen blieben jedoch. Es wurden daraufhin personelle und strukturelle Veränderungen im Verein angestoßen, die sich bis in diese Tage auswirken.
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