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La gymnaste Helen Kevric ira probablement aux Jeux Olympiques

by Nouvelles
La gymnaste Helen Kevric ira probablement aux Jeux Olympiques

2024-06-23 18:52:17

Helen Kevric sitzt in einer Ecke. Die Beine ausgestreckt, in der Hand ihre Trinkflasche, ihr Oberkörper hebt und senkt sich. Noch ein paar Minuten, dann wird sie zum Kreidetopf laufen, ihre Hände mit Magnesia einreiben. Sie wird zwischen den beiden Holmen des Stufenbarrens stehen und zur Decke schauen, bis es losgeht. Zweite Olympiaqualifikation, Rüsselsheim, Gerät Stufenbarren.

Kurz zuvor hatte Elisabeth Seitz in der selben Ecke gesessen. Die Beine an den Körper gezogen, die Augen geschlossen. Sie legte am Barren vor, 14,600 Punkte.

Nun wirbelt Kevric um die Holme. Die anderen Turnerinnen rufen von der Seite „los, Helen, los“, wenn sie im Handstand steht, „ja, halte, halte“. Sie fliegt zwischen den Holmen hin und er. Und sie zeigt etwas, das sie zwei Wochen zuvor noch nicht gezeigt hatte, den Hindorff gebückt, einen Flugteil höchster Schwierigkeit, in Verbindung mit dem Pak-Salto. 14,800 Punkte, Schwierigkeitswert 6,4.

Nur noch ein Ticket

Am anderen Ende der Halle hat Elisabeth Seitz sich ein T-Shirt mit den Olympischen Ringen darauf angezogen. Sie hat nun beinahe die Gewissheit, dass nicht sie die Olympischen Ringe in Paris sehen wird, sondern Helen Kevric. Am Sonntag, einen Tag nach der zweiten Olympiaqualifikation in Rüsselsheim, wird der Deutsche Turner-Bund (DTB) verkünden, dass Kevric für das letzte Ticket vorgeschlagen wird. Die finale Olympianominierung obliegt dem Deutsche Olympische Sportbund (DOSB).

Es wäre nun zu einfach zu sagen, dass Helen Kevric diesen Kampf „jung“ gegen „alt“ gewonnen hat, zu viele andere Faktoren spielen hinein. Einer davon: Im September 2022 hatte sich Elisabeth Seitz, 30 Jahre, an der Achillessehne schwer verletzt. Doch was man auf jeden Fall sagen kann ist: Helen Kevric hat nicht nur starke Muskeln, sondern auch starke Nerven.

Kevric ist sechzehn Jahre alt, kein Kind mehr, aber auch noch keine Erwachsene. Beim MTV Stuttgart trainiert sie unter Giacomo Camiciotti und Marie-Luise Mai. Im Frühjahr plagten sie Fußprobleme, sie musste mehrere Starts absagen. Es habe einen „arthroskopischen Eingriff“ gegeben, hieß es in einer Erklärung des DTB nach Abstimmung mit Kevrics Vater. Vor zwei Wochen bei der deutschen Meisterschaft in Frankfurt hatte Kevric gesagt, dass es dem Fuß bestens gehe. Doch trotz des technisch einwandfreien Auftritts hängt dem auch die Frage nach: Wann ist viel zu viel? Und in welchem Alter muss wie viel sein?

Schwierige Elemente

In Rüsselsheim läuft Kevric am Boden an. In der Halle wird es still, bevor der Körper durch die Luft fliegt. Tsukahara, ein Doppelsalto rückwärts mit einer Schraube, ihr Körper dreht sich für wenige Sekunden in der Luft, ein weiteres schweres Element. Die Turnerinnen nennen es liebevoll „Tsuki“. Am Ende gewinnt sie den Mehrkampf mit 55,532 Punkten.

Nach den Übungen wirkt Kevric gelöst, ihr Blick offen, die Spannung ist aus ihren Muskeln gewichen. „Ich habe alles gemacht, um es hinzubekommen – und ich hab’s hinbekommen“, sagt sie. Schon vor der ersten Qualifikation bei den deutschen Meisterschaften habe sie diese Variante am Stufenbarren geübt, sich aber noch nicht sicher genug gefühlt, sie zu zeigen.

Zurück in Stuttgart: Mindestens zwei Mal täglich übte sie die andere Übung, das neue Element zusätzlich einzeln. Es sei das schwierigste Element, das sie bisher gelernt habe. „Ich hatte im Training viele gute Wiederholungen“, sagte sie. Auf die habe sie sich im Wettkampf fokussiert. Kevric hat sich im Vergleich zu den deutschen Meisterschaften noch einmal gesteigert.

Druck? Ja, der sei da gewesen. Sie hielt ihm stand. Und Olympische Spiele, ist das nicht etwas früh? „Mittendrin habe ich gedacht, ach, vielleicht doch etwas früh, aber ich bin eigentlich bereit.“ Und nun? „Ich trainiere normal weiter, nur noch etwas härter.“

Kevrics Leben folgt einem Muster: hart trainieren, im Wettkampf das Gelernte zeigen. Doch Unvorhergesehenes kann immer passieren. Am Samstag verletzte sich Lukas Dauser bei seiner Übung an den Ringen. Er musste nach Mainz ins Krankenhaus gefahren werden, Muskelverletzung des Oberarmes, teilte der DTB einen Tag später mit. Trotzdem wurde er am Sonntag vom Verband neben Pascal Brendel, Nils Dunkel, Timo Eder und Andreas Toba für die Olympischen Spiele vorgeschlagen. Dauser hat in Paris am Barren gute Chancen auf eine Medaille. Nun wolle er mit Ärzten, Physiotherapeuten und dem Trainerteam möglichst schnell wieder fit werden.

Und Elisabeth Seitz? Sie ist als Ersatzturnerin vorgesehen, eine undankbare Rolle. In Rüsselsheim war sie noch in der Halle, als die Geräte bereits in den Kisten verstaut waren. Kinder riefen „Eli, Eli“ – und sie schrieb Autogramme.



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