” href=” data-gt-translate-attributes=”[{” attribute=”” tabindex=”0″ role=”link”>Dekolonialisierung zu entgehen, wandelte Frankreich seine Kolonien in Überseeterritorien um. So stellte das Land 1947 die Übermittlung von Informationen über diese Länder an die UNO mit der Begründung ein, es handele sich um interne Angelegenheiten. Mit der Verfassungsreform von 2003 hat Frankreich die „überseeischen Bevölkerungen in das französische Volk“ integriert.
Damit leugnet Frankreich offiziell die Existenz der ursprünglichen Bevölkerung von Französisch-Guyana, einschließlich der indigenen Gemeinschaften: Es gibt nur ein französisches Volk, zu dem auch die Bevölkerung Guyanas gehört.
Diese Änderung ist nicht unbedeutend: Der französische Staat leugnet damit das Recht auf Selbstbestimmung, als ob das Völkerrecht nicht mehr gelten würde. Insbesondere wurden die UN-Deklarationen 15-14 über die Gewährung der Unabhängigkeit an Kolonialvölker ignoriert. So wird mitten im Amazonasgebiet nach französischem und europäischem Recht verwaltet und regiert.
In der Praxis bedeutet dies, dass die Guayaner*innen weniger Rechte haben, sich selbst zu regieren. Über ihnen steht ein Präfekt, der alle Minister*innen der französischen Regierung vertritt und alle Macht in sich vereint. Der Präfekt hat eine Verwaltung, die die Dörfer kontrolliert und die französische Politik umsetzt. Alle Mitarbeiter*innen der Verwaltung sind französische Beamt*innen, die von der französischen Regierung für zwei oder drei Jahre eingestellt wurden, um die Kolonie Guyana zu verwalten.
Vom europäischen Weltraumbahnhof zur Hälfte der Guyaner*innen in Armut
Für Frankreich ist Guyana ein geostrategisches ökologisches Reservat, das es zu schützen gilt. In Guyana herrscht eine Enklavenwirtschaft, die für die koloniale Situation charakteristisch ist. Alle Produkte werden aus Frankreich und Europa importiert, nur 10 % werden exportiert. Die Lebenshaltungskosten sind so hoch, dass es für Beamt*innen eine „hohe Lebenshaltungskostenpauschale“ gibt: selbst die guyanische Beamt*innen mussten zwei Monate lang streiken, damit dieses Einkommen nicht nur dem französischen Personal vorbehalten blieb. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt zeitgleich in Armut. Offiziell leben mehr als 50 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Französische und europäische Gesetze blockieren die Entwicklung des Landes.
Während alle Sektoren unter der Wirtschaftslage leiden, bereitet sich der Weltraumbahnhof Kourou auf den Start der neuen europäischen Ariane-Rakete vor, die zivile und militärische Satelliten in den Orbit bringt. Im Klartext: Es handelt sich um einen NATO-Stützpunkt in Südamerika. Gleichzeitig wird der Regenwald durch illegalen Goldabbau geplündert und die Flüsse mit Quecksilber verseucht. Das hat gravierende Folgen für die fischessende Bevölkerung im Landesinneren: Die Quecksilberkonzentration in den Haaren der Bewohner*innen übersteigt die zulässige Dosis um das Zehnfache. In einem Land, dem die Entwicklung verwehrt wird, ist der Handel mit Waren aller Art die wichtigste Einnahmequelle, die das Überleben sichert. In den letzten Jahren hat die Zahl der jungen Guyaner*innen zugenommen, die versuchen, Kokain in ihren Mägen in Flugzeugen nach Paris zu transportieren. Erst kürzlich starb ein junger Mann aus dem Landesinneren an Bord eines Air-France-Fluges: Er hatte zwei Kilo Kokainkapseln zu sich genommen und starb an einer Überdosis. Auch Waffen sind illegal im Umlauf und werden zur Begleichung von Rechnungen oder für Raubüberfälle verwendet.
Plädoyer für die Souveränität Guyanas
Auch im 21. Jahrhundert ist Südamerika eine koloniale Enklave. Die Patria Grande ist nicht frei. Das guyanische Volk hat gegen die Kolonialisierung und die Sklaverei gekämpft, und jetzt leistet es Widerstand gegen die französische Kolonialherrschaft. Die Bewegung für Dekolonisierung und soziale Emanzipation MDES (Mouvement de décolonisation et d’émancipation sociale) kämpft als politische Partei für die Unabhängigkeit des Landes von Frankreich. Ihr Programm ist Teil des Kampfes der antikolonialistischen Bewegungen, die vorausgegangen sind.
Seit der einstimmigen Forderung der lokalen MDES-Vertreter*innen nach mehr Autonomie und der Wahl von zwei Guyaner*innen in die französische Nationalversammlung hat sich der Kampf für die Emanzipation vertieft. Guyana ist damit auf dem Weg zur Einheit seiner Bevölkerung in seiner Vielfalt und zur Achtung des Menschenrechts auf Selbstbestimmung. Die Forderung des MDES:
Es lebe die vollständige Befreiung von Der Name Abya Yala kommt aus der Sprache der indigenen Guna Yala-Bevölkerung des heutigen Panama und Kolumbien. Wörtlich übersetzt bedeutet es “Land in voller Reife” oder “Land des Lebens”. Der Begriff vor der Ankunft von Christoph Kolumbus und der Kolonisierung durch die Europäer vergeben. In der Kosmovision indigener Gruppen Lateinamerikas war das Land als untrennbar mit den dieses bewohnenden Menschen verbunden, im Gegensatz zur europäischen Vorstellung, die auf der abstrakten Aufteilung von Grund und Boden als Messobjekt beruht. Die Verwendung des Namens Abya Yala ist heute in ganz Lateinamerika verbreitet und drückt eine historische und politische Gegenposition zu den europäischen Begriff “Amerika” oder “Neue Welt” aus, die eine europäische “Kolonialisierung der Sprache” untermauern.