2024-09-08 17:56:23
Vor dem Abschluss der Paralympischen Spiele in Paris an diesem Sonntag haben die Komiker Luke Mockridge, Nizar Akremi und Shayan Garcia mit ihrem Spott über Athleten mit Behinderung für einen Eklat gesorgt, der nun erste Konsequenzen für den auch als Moderator tätigen Mockridge hat.
„Binde dir mal beide Arme zusammen, dann wirst du sehen, wie weit du kommst“
„Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken – und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen“, hatte Mockridge im Podcast „Die Deutschen“ von Akremi und Garcia gesagt. Ein Videozusammenschnitt des Gesprächs wurde bereits vor drei Wochen online gestellt. Mockridge witzelt darin auch über die Entstehung der Paralympics: „Abgefahren: der Erste, der ein anderes Land angerufen hat und gesagt hat: ‚Ey, du kennst doch die Olympischen Spiele. Ich habe eine ähnliche Idee. Ihr habt doch auch Behinderte in eurem Land. Sollen wir mal schauen, wer schnellere hat?’“
Im Video werden außerdem Fotomontagen eingeblendet, in denen Akremis Grimassen schneidendes Gesicht auf die Körper von Para-Athleten projiziert wird – darunter der kleinwüchsige Kugelstoßer Niko Kappel, der in Paris Silber gewann.
„Luke Mockridge und seine beiden Mitstreiter haben Pech, dass Menschenverachtung, Ignoranz und Geschmacklosigkeit nicht paralympisch sind. Sonst hätten sie diese tollen Spiele als Athleten erleben können und wären heiße Gold-Kandidaten gewesen“, schrieb Kappel auf Anfrage der F.A.Z.
Weitsprung-Goldmedaillengewinner Markus Rehm rief zu Umsicht in Sachen Humor auf Kosten von Menschen mit Behinderungen auf: Inklusion bedeute natürlich auch, dass man über Para-Athleten Späße machen könne, „man kann auch gerne derben Humor einsetzen, solange es auf einem gewissen Niveau bleibt“. Die Späße dürften aber nicht „in die unterste Schublade“ abrutschen und „vor allem nicht menschenverachtend werden“, sagte der Weltrekordhalter in der Startklasse T64 gegenüber der F.A.Z. „Ich lade jeden gerne ein, gegen mich anzutreten, das ist überhaupt kein Thema. Und dann werden die sagen: ,Ja klar, mit der Prothese kann er das.‛ Aber so finden Menschen immer ihre Ausreden. Und wenn es um Spott gegen Para-Schwimmer geht, dann binde dir mal beide Arme hinter dem Rücken zusammen, dann wirst du sehen, wie weit du kommst.“
Rehm erinnerte auch daran, dass bei vielen Para-Athleten die Behinderungen Folgen von Erkrankungen oder Unfällen sind. Und das könne letztlich jeden treffen, sagte der 35-Jährige, der als Jugendlicher beim Wakeboarden von einer Schiffsschraube schwer verletzt wurde und deswegen sein rechtes Bein verlor. „Das wäre dann wahrscheinlich auch das letzte Mal, dass man unangemessene Witze über Behinderungen hören will.“
„Sei Teil der Lösung, nicht des Problems“
Über Instagram wandte sich der Bundesverband Kleinwüchsiger Menschen und ihrer Familien an Mockridge mit dem Appell, den Kampf gegen Diskriminierung nicht zu untergraben mit seinen Aussagen: „Wir bitten dich inständig: Mach Witze nach oben, nicht nach unten (hier sogar wörtlich). Sei Teil der Lösung, nicht des Problems.“
Auch der Deutsche Behindertensportverband (DBS) reagierte auf den Vorfall und lud Mockridge ein, „sich Para-Sport live anzuschauen, um zu erleben, zu welch beeindruckenden Leistungen Menschen mit Behinderungen in der Lage sind – und um zu verstehen, welche Bereicherung sie für unsere Gesellschaft sind.“
Mockridge, der am Samstag seine Wortwahl zu erklären versucht hatte, nahm die Einladung an. Der 35-Jährige freue sich „auf den Perspektivwechsel und darauf, aktiv zu lernen.“ Darüber hinaus beklagte sich Mockridge in seiner auf Instagram veröffentlichten Erklärung, dass auf sein Verhalten ein größerer medialer Fokus gesetzt werde als auf die Paralympics selbst.
Akremi und Garcia äußern sich bislang nicht
Weder Akremi noch Garcia äußerten sich bislang direkt zu dem Vorfall, sie warben auf ihren Instagram-Seiten für ihre anstehenden Veranstaltungen. In den sozialen Medien häuften sich Boykottaufrufe dafür. „Es hilft nicht, wenn da irgendwelche Veranstaltungen oder Sendungen gecancelt werden“, sagte Rehm diesbezüglich. „Doch die Menschen da draußen sollten selbst entscheiden, ob sie so was unterstützen möchten, ob das ihre Art von Humor ist. Meiner ist es nicht. Nach unten zu treten ist halt keine Form von Stärke.“
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