2025-01-11 10:33:00
Dino Toppmöller und die meisten Spieler kennen die Situation. Vor anderthalb Jahren hing die Personalie Randal Kolo Muani wie eine schwere Wolke über der Sommervorbereitung und die ersten Wochen der Saison. Geht er oder bleibt er? In diesem Winter ist Omar Marmoush das überlagende Thema vor dem ersten Spiel des Jahres an diesem Samstag (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky) am Millerntor gegen den FC St. Pauli.
Das „Geht er oder bleibt er“ wird leidenschaftlicher diskutiert als das anstehende Bundesligaspiel. Wie weit der Ägypter und seine Kollegen davon abgelenkt und in ihrer Leistung beeinflusst werden, wird erst nach dem Abpfiff klar sein. Eine ideale Ausgangslage für den so wichtigen Jahresstart ist die öffentliche Transfer-Hysterie um den ägyptischen Nationalstürmer jedenfalls nicht.
Die Auseinandersetzung mit dem Aufsteiger gibt die Stimmungslage für die nächsten mit Terminen vollgestopften Wochen der Eintracht vor. Ein Auswärtssieg würde die Eintracht in die Spur zurückbringen, die bis Ende November steil nach oben in der Bundesligatabelle führte, eine Niederlage ließe die Frankfurter aus den Champions-League-Rängen fallen, die sie trotz eines sieglosen Dezembers erfolgreich verteidigen konnte.
Ungewissheit um Marmoush kommt ungelegen
Von einem Flow spricht niemand mehr bei der Eintracht, es geht auf St. Pauli darum, die langsam einsetzenden Selbstzweifel einzudämmen. Da kommt die Ungewissheit um die Zukunft von Marmoush ziemlich ungelegen. Der Test gegen Mainz 05 am vergangenen Wochenende war nicht dazu angetan, das Selbstvertrauen zu stärken.
Trainer Toppmöller lobte zwar einzelne Aspekte des Spiels, aber am Ende stand genauso wie im letzten Bundesligaspiel 2024 gegen die Rheinhessen ein 1:3. „Wir hatten sehr gute hohe Ballgewinne, wir hatten eine gute Intensität, aber wir müssen wieder effektiver werden und unsere Torchancen besser nutzen“, so Toppmöller.
In den wenigen Trainingseinheiten des neuen Jahres legte der Eintracht-Trainer den Schwerpunkt auf Standards und auf das defensive Zusammenspiel. „Wir haben zuletzt nicht mehr so konsequent im tiefen Block verteidigt.“ Das lag auch an der aufkommenden Müdigkeit, die durch eine überambitionierte Spielweise mit ausgelöst wurde. „Wir müssen den Übergang ins Pressing verbessern, dürfen nicht mehr jedem Ball hinterherjagen, sondern auf den richtigen Auslöser dazu warten“, so Toppmöller.
Auslöser sind Rück- oder vorhersehbare Querpässe, die dann dazu genutzt werden sollen, im Block vorzurücken und den ballführenden Gegner unter Druck zu setzen. Dass seine Profis nicht mehr die Selbstgewissheit besitzen, die sie im Herbst auszeichnete, hat der Eintracht-Trainer auch bemerkt. Er versucht ihnen immer wieder klarzumachen, „dass wir mit 27 Punkten nach 15 Spielen immer noch Außergewöhnliches geleistet haben“.
Außergewöhnliches wird gegen St. Pauli wahrscheinlich nicht nötig sein, um drei Punkte mitzunehmen, aber eine solide und engagierte Leistung und eine gewisse Effizienz vorm gegnerischen Tor. Toppmöller lobt den Aufsteiger jedenfalls: „St. Pauli hat zu Saisonbeginn etwas schwer reingefunden, sich danach aber in sehr vielen Spielen sehr achtbar geschlagen und mit dem 1:0 beim VfB Stuttgart mit einem Ausrufezeichen in die Winterpause verabschiedet.“ Der Frankfurter Trainer hebt hervor: „St. Pauli ist die laufstärkste Mannschaft der Liga und hat auch mit Ball gute Ideen.“
Was der Mannschaft jedoch fehlt, ist die Durchschlagskraft im letzten Drittel. In sieben Heimspielen hat das Team von Trainer Alexander Blessin nur dreimal getroffen, allerdings auch nur neun Gegentreffer hinnehmen müssen. Die Statistiken machen ziemlich deutlich, worauf es am Samstag wahrscheinlich hinauslaufen wird: auf ein intensives Laufspiel mit wenigen Torgelegenheiten.
Personell hat Toppmöller fast die freie Auswahl. Bis auf Tuta, der nach seiner Wadenverletzung lediglich für einen Teilzeitjob infrage kommt, sind alle Startelfkandidaten fit. Über die Formation ließ sich Toppmöller nicht aus, gab aber Hinweise, in dem er zwei Spieler herausstellte. Mario Götze werde wieder mehr spielen als im Dezember. „Er ist ein ganz wichtiger Ansprechpartner für mich und ein wichtiger Faktor in unserem Spiel.“
Und Can Uzun habe einen Riesenschritt gemacht. Der 19 Jahre alte Neuzugang vom 1. FC Nürnberg erhielt bisher relativ wenig Einsatzzeit, weil er defensive Defizite aufwies. „Im Test gegen Mainz war Can in der Intensität und bei der Laufbereitschaft auf einem ganz anderen Level.“
Was auch für Uzun spricht – er kennt St. Pauli aus der vergangenen Zweitligasaison. „Das hat aber keinen Spaß gemacht, wir haben 1:5 und 0:2 verloren“, erinnert sich der offensive Mittelfeldspieler. Aber was soll’s: neues Jahr, neue Mannschaft, neue Liga, neues Glück.
Adversaire de l’Eintracht, le FC St. Pauli : n’est plus stagiaire depuis longtemps
Als treffsicherster Schütze der B- und A-Jugend-Bundesliga war Johannes Eggestein zwischen 2014 und 2016 eines der heißesten Versprechen im deutschen Fußball. Damals gaben sich die Beobachter die Klinke in die Hand, wenn Eggestein im Bremer Amateurstadion („Platz 11“) spielte und traf. Bei ihm wirkte alles leicht, während sein großer Bruder Maximilian Eggestein (zwei Jahre älter) im Mittelfeld resolut aufräumte und schon damals sehr erwachsen wirkte, während „Jojo“ dem Profidasein lächelnd, entspannt und sorgenfrei entgegensah.
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Dann allerdings zeigte sich, dass der Lehrling den eigenen Betrieb auch mal verlassen muss, um das große Glück zu finden. Bei Johannes Eggestein war es indes zunächst nur das kleine Glück. Nach fünf durchwachsenen Jahren bei Werder zwischen Bank und Rasen pendelnd, wurde Eggestein in Linz und Antwerpen erwachsen. Als man dachte, das europäische Getingel würde weitergehen, klopfte 2022 der FC St. Pauli an. Es ist der klassische zweite Bildungsweg, der Johannes Eggestein mit 26 Jahren nun zum gestandenen Profi der Bundesliga gemacht hat – nach 15 Spielen stehen zwei Tore und drei Vorlagen in seinen Akten; zuletzt gelang ihm das 1:0 beim Sieg in Stuttgart.
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Ein großes Verdienst daran hat Fabian Hürzeler. St. Paulis Aufstiegstrainer setzte auf Eggestein als Mittelstürmer, der Bälle abschirmt, anspielbar ist. Dass er dabei nicht am Fließband trifft und nicht der Schnellste ist, nahm Hürzeler hin. Das Tempo brachten in seinem System die Außenbahnspieler mit. Auch Nachfolger Alexander Blessin setzt auf den fleißigen, klugen Profi, der auf seine Art führt: Erfahren, redegewandt und stets diplomatisch, verkauft Eggestein den FC auch nach außen gekonnt.
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Wenn er in der Interviewzone aufkreuzt, bleiben alle stehen, weil es Hand und Fuß hat, was Johannes Eggestein sagt. Aussagen zum Fußball wirken bei ihm nie wie Auskünfte aus dem Land der letzten Dinge, sondern bodenständig und der Sache angemessen, dabei gleichermaßen gehaltvoll. Keine Frage, Johannes Eggestein ist nicht nur auf dem Rasen gereift. (fei.)
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