2025-01-16 22:39:00
In den Brandgebieten in Los Angeles gab es zum Ende der Woche vorsichtige Entwarnung. Zu den heftigsten befürchteten Winden war es in den vergangenen Tagen nicht gekommen, die Luftfeuchtigkeit sollte bis Samstag steigen, alles gute Voraussetzungen für eine weitere Eindämmung der noch immer aktiven Brände. Doch den Bewohnern des Los Angeles County droht dieser Tage eine weitere Gefahr: die Luftverschmutzung nach den Feuern. Die Stadt ist auch in normalen Zeiten bekannt für ihre schlechte Luftqualität. Doch nach den verheerenden Bränden warnen Wissenschaftler und Gesundheitsbehörden vor den giftigen Stoffen, die besonders dann entstehen, wenn städtische Infrastruktur niederbrennt – mit Farben, Metallen, Kunststoffen und anderen synthetischen Materialien.
„Wenn Sie in der Nähe der Brandgebiete leben, sollten Sie sich Sorgen machen“, sagte Suzanne Paulson, Direktorin des Zentrums für saubere Luft an der Universität von Kalifornien in Los Angeles (UCLA), am Mittwochabend in einer Online-Informationsveranstaltung. Die Schmutzpartikel seien vor allem für junge Personen, Schwangere und Ältere gefährlich. Doch sei es schwierig, allgemeingültige Aussagen über die Bedrohungslage abzugeben. Die Gesundheitsbehörde des Los Angeles County gab für den vergangenen Mittwoch eine Warnung zu Staub und Asche heraus, die vom Wind verteilt würden und die Luftqualität beeinträchtigten. Auf der Website wurde zu Vorsichtsmaßnahmen geraten: sich im Inneren aufhalten, Masken mit starken Filtern tragen, Schutzbrillen gegen Asche und Staub aufsetzen.
Darf das Kind noch vor die Tür?
In der vom kalifornischen Lokalsender KCRW organisierten Informationsveranstaltung für Familien äußerten am Mittwoch viele Teilnehmer Unsicherheit. Eine Mutter beschrieb folgende Lage: Sie lebe mit ihrem zwei Jahre alten Kind rund 15 Kilometer vom Gebiet des Eaton-Feuers entfernt. Die Kindertagesstätte sei jedoch nur drei Kilometer entfernt. Sei das jetzt unsicher? Dürfe das Kind noch vor die Tür gehen? Müsse die Familie gar umziehen? Keiner der Fachleute auf dem Podium – unter ihnen Kinderärzte, Wissenschaftler und Lungenspezialisten – wollte eine endgültige Ferndiagnose stellen.
Viel hänge davon ab, wie der Wind stehe, wie die lokale Luftqualität sei, ob in der Kita Rückstände wie Asche entfernt würden. „Es ist eine gute Idee, die Dinge immer genau im Auge zu behalten“, sagte Forscherin Paulson. Eine Studie habe jüngst ergeben, dass selbst von Bränden verschonte Häuser Gesundheitsrisiken bergen, weil sich Rauch- und Aschepartikel in Textilien oder den Wänden festsetzen könnten. Im vergangenen Jahr veröffentlichte die Universität von Kalifornien eine Studie, die zu dem Schluss kam, es habe in dem Bundesstaat in einem Zeitraum von elf Jahren etwa 55.000 vorzeitige Todesfälle durch das Einatmen schädlicher Partikel nach Waldbränden gegeben. Darin heißt es, die Ergebnisse deuteten darauf hin, „dass Feinstaub aus dem Rauch von Waldbränden für die menschliche Gesundheit schädlicher ist als Feinstaub aus anderen Verschmutzungsquellen“.
Der Feinstaub ist besonders bedenklich
Bedenklich sind in der Luft nicht nur sichtbare Aschepartikel, sondern der Feinstaub, der tief in die Lunge eindringen und in den Blutkreislauf gelangen kann. Fachleute rufen deswegen dazu auf, bei jeglichen Anzeichen von Beschwerden einen Arzt aufzusuchen. Kinder atmeten schneller als Erwachsene und nähmen deswegen mehr Luft auf, sagte Sande Okelo, Assistenzprofessor für Pädiatrie an der UCLA und Asthma-Fachmann, am Mittwochabend. Deswegen seien sie den Gefahren schlechter Luft noch mehr ausgesetzt als Erwachsene. Okelo riet zur Vorsicht. Wenn die Schadstoffbelastung erhöht oder Asche zu sehen sei und wenn man Rauch riechen könne, dann solle man lieber im Inneren bleiben und im Zweifel den Ort wechseln. „Treffen Sie jede mögliche Vorsichtsmaßnahme“, sagte der Kinderfacharzt.
Die Luftqualität lässt sich auf Websites wie „Airnow“ prüfen, die von der amerikanischen Umweltbehörde (EPA) angeboten wird. Gibt man dort die eigene Postleitzahl ein, wird eine ständig aktualisierte Karte angezeigt. Bei den verheerenden Bränden sind bislang jedoch etwa 12.000 Gebäude niedergebrannt und 180.000 Personen (vorübergehend) ohne Zuhause. Nicht jeder hat die Möglichkeit, ständig den Ort zu wechseln. Die Gesundheitsbehörde hat deswegen dazu aufgerufen, im Zweifelsfall Orte wie Einkaufszentren oder Bibliotheken aufzusuchen. Auch Haustiere sollten in den Brandgebieten nicht mehr Zeit im Freien verbringen als nötig.
Am Donnerstag galt die Luftverschmutzung im Raum Los Angeles trotz der Brände als gut bis moderat. Das bedeutet, nur „ungewöhnlich sensible“ Personen sollten ihre Tätigkeiten im Freien einschränken. Bei Symptomen sollten sie „ins Innere zu saubererer Luft“ gehen.
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