2025-01-22 19:55:00
Rund 74 Prozent der jungen Erwachsenen in Europa sehen in der Künstlichen Intelligenz (KI) eine entscheidende Fähigkeit für ihre berufliche Zukunft. Zwei Drittel halten den Zugang zu KI auch für wesentlich für ihren schulischen Erfolg. Das geht aus einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts Ipsos im Auftrag der Vodafone-Stiftung hervor. Im vergangenen Herbst wurden jeweils 1000 Schüler im Alter von zwölf bis 17 Jahren in Deutschland, im Vereinigten Königreich, in Griechenland, Portugal, Rumänien, Spanien und in der Türkei online befragt.
Die meisten lernen den Umgang mit KI von ihren Mitschülern (65 Prozent), gefolgt von Eltern (60 Prozent) und Lehrern (50 Prozent). Rund 46 Prozent der befragten Schüler fühlten sich durch ihre Schule ausreichend zur Nutzung von KI vorbereitet, 44 Prozent halten ihre Lehrer für kompetent im Umgang damit.
In allen Ländern nutzen die Schüler KI-gestützte Tools für Recherche, Erklärungen und Zusammenfassungen – also im Grunde als intelligente Suchmaschinen. Um die Potentiale generativer KI für kreative Problemlösungen und selbst gesteuertes Lernen wirklich zu heben, müsse noch einiges geschehen, sagte der Geschäftsführer der Stiftung, Matthias Graf von Kielmansegg. Lehrer und Schüler sollten gemeinsam auf Entdeckungsreise gehen und Ergebnisse kritisch reflektieren. Ein Warten auf wissenschaftlich evaluierte didaktische Konzepte komme in dieser dynamischen Entwicklung „hoffnungslos zu spät“.
Ein Viertel fühlt sich im Umgang mit KI schon abgehängt
Länderübergreifend nutzten 56 Prozent der Schüler KI, um Informationen abzurufen, 45 Prozent, um sich Begriffe und Konzepte erklären zu lassen, und 31 Prozent zur Bereitstellung vollständiger Lösungen für Aufgaben. Das gelte auch für die deutschen Schüler. Etwas mehr als die Hälfte der Schüler will herausfinden, wie KI die eigenen Schulleistungen verbessern kann, 37 Prozent wollen lernen, wie KI bei der Bewältigung gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Probleme helfen könnte.
Unkritisch sehen die Schüler die Folgen der KI-Nutzung nicht. 49 Prozent befürchten, dass KI Ungleichheiten im schulischen Erfolg verstärken könnte, 34 Prozent haben Angst, weniger Möglichkeiten als ihre Mitschüler zu haben, um die Vorteile der KI in ihrer Ausbildung zu nutzen. 27 Prozent fühlen sich im Vergleich zu ihren Mitschülern im Umgang mit Künstlicher Intelligenz schon abgehängt. 48 Prozent machen sich Sorgen über Mobbing durch den Missbrauch von Deepfakes.
Deutsche Schüler zeigten im Vergleich zu den übrigen Befragten weniger Interesse daran, etwas über Gefahren und Vorteile von KI zu erfahren oder ihre Fähigkeiten beim Prompting zu verbessern. Ein Prompt ist ein Anweisungssignal oder eine Eingabe, die an ein KI-System gerichtet ist, um eine bestimmte Antwort oder Aktion zu initiieren.
Die Voraussetzung: ein sicherer Umgang mit Texten
Joakim Reiter, Chief External und Corporate Affairs Officer der Vodafone- Gruppe und Trustee der Stiftung, sagte: „Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass sich eine Kluft bei KI-Kompetenzen auftut, die zu weiteren Ungleichheiten bei den digitalen Zukunftskompetenzen beitragen könnte, vor allem für Kinder aus benachteiligten Verhältnissen.“ Wenn Europa das volle Potential der KI ausschöpfen wolle, müssten Bildungssektor und Politik sicherstellen, dass die neue Technologie Teil der Lehrpläne aller Kinder sei, unabhängig von ihrem soziodemographischen Hintergrund oder wo sie lebten.
Schüler aus einkommensstarken Haushalten sind vertrauter mit der Benutzung von KI. Sie weisen meist auch die besseren Lesefähigkeiten auf. Es müsste deshalb dafür gesorgt werden, dass alle Kinder nach dem Abschluss der Primarstufe sicher lesen können. Nur wer sicher lesen und mit Texten umgehen kann, wird die Möglichkeiten und Grenzen der KI erkennen können. In Deutschland ist die Nutzung der Künstlichen Intelligenz an Schulen teilweise geregelt, 36 Prozent der befragten Teilnehmer berichten von schulweiten Regelungen, 30 Prozent von Vorschriften durch einzelne Lehrer.
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