Home » International » Abbas veut revenir au pouvoir à Gaza

Abbas veut revenir au pouvoir à Gaza

by Nouvelles

2025-01-23 01:01:00

Der junge Palästinenser am Telefon spricht mit ruhiger Stimme, als er von der Schussverletzung erzählt, die ihn im vergangenen Jahr fast umgebracht hätte. Mitten in die Brust traf ihn die Kugel des israelischen Soldaten, als er sich in den frühen Morgenstunden auf den Weg zur Arbeit machte. In der Nacht zuvor war die israelische Armee, wie so oft, in das Flüchtlingslager in Dschenin einmarschiert, um gegen bewaffnete Militante und Terroristen vorzugehen. Warum sie auf ihn zielten, kann Adnan sich bis heute nicht erklären. „Ich bin kein Kämpfer, sie hatten keinen Grund, auf mich zu schießen“, sagt er.

Erstaunt klingt er trotzdem nicht. „Bei den Operationen der Besatzer kann es jeden treffen. Das war schon immer so, und das wird so bleiben.“ Adnan macht ei­ne Pause, bevor er weiterspricht. „Wenn ich irgendwann von den Israelis umgebracht werde, dann kann ich das akzep­tieren“, sagt er. „Aber was hier in den letzten Wochen passiert ist, ist etwas anderes. Das waren unsere Brüder, die die Waffen gegen uns erhoben haben. Palästinenser, die Palästinenser töten. Es ist eine Schande.“

Adnan, der eigentlich anders heißt, kann viel erzählen über die Gewalt, die er in den vergangenen Jahren im Flüchtlingslager von Dschenin erlebt hat. Das Camp im Norden des Westjordanlandes gilt seit jeher als Hochburg des „bewaffneten Widerstands gegen die Besatzer“; die militärischen Fraktionen der Hamas, des Palästinensischen Islamischen Jihad (PIJ) und der Fatah haben sich dort zum „Dschenin Bataillon“ zusammengetan. Zahlreiche Anschläge auf Israel wurden von Kämpfern aus dem Lager geplant und ausgeführt, die israelische Armee antwortet darauf regelmäßig mit Militäroperationen und Luftangriffen. Im September wurden während des größten Einsatzes seit der Zweiten Intifada Dutzende Bewohner des Camps getötet, auch mehrere Zivilisten.

Palästinensische Sicherheitskräfte belagerten Dschenin

Nur wenige Wochen später stand das Lager wieder unter Belagerung. Dieses Mal, wie Adnan es ausdrückt, von „den eigenen Brüdern“: Anfang Dezember begann die Palästinensische Autonomie­behörde (PA) die Operation „Schutz der Heimat“ in Dschenin, um eigenen Angaben zufolge „Aufruhr und Instabilität im Westjordanland auszurotten“ und gegen Kriminelle vorzugehen. Militante Bewohner des Camps hatten zuvor Fahrzeuge der PA gestohlen und Polizisten ange­griffen.

Palästinensische Sicherheitskräfte umstellten daraufhin das Lager, stellten Strom und Wasser ab, begannen, durch die engen Gassen zu patrouillieren und Bewohner zu verhaften. Nacht für Nacht kam es in den Wochen darauf zu Schusswechseln zwischen den Sicherheitskräften und bewaffneten Kämpfern. Die Zahl der Toten kletterte in die Höhe. „Es hat auch früher Auseinandersetzungen mit der PA gegeben“, sagt Adnan dazu, aber dieses Mal sei die Situation vollkommen eskaliert. „Keiner hat sich mehr auf die Straße getraut, die Kugeln flogen in alle Richtungen. Es war das pure Chaos.“

F.A.Z.

Am vergangenen Freitag einigten sich beide Seiten nach Wochen der Gewalt darauf, die Kämpfe einzustellen. Doch die Stimmung bleibt angespannt. Die israe­lische Armee hat in den vergangenen Tagen abermals einen großangelegten „An­titerroreinsatz“ begonnen, allein bis Mittwoch wurden dabei lokalen Angaben zufolge zehn Palästinenser getötet und mindestens 40 verletzt. Die PA und die bewaffneten Milizen werfen sich gegenseitig vor, das Friedensabkommen gebrochen zu haben. Bewaffnete Kämpfer eröffneten kurz vor dem israelischen Einmarsch das Feuer gegen palästinensische Sicherheitskräfte, die PA stockte ihre Präsenz wieder auf und positionierte rund um das Camp zahlreiche Scharfschützen. Adnan ist wütend, wenn er davon berichtet: „Diese Regierung hat sich endgültig zu einem Diener der israelischen Besatzer machen lassen“ sagt er. „Die PA will um alles in der Welt die Macht in Gaza zurück. Dafür geht sie auch über Leichen.“

Die Einschätzung des jungen Palästinensers teilen auch andere Beobachter, die den Zeitpunkt des radikalen Durchgreifens der PA für kaum zufällig halten. Seit Monaten stellt sich die Frage, wie eine zukünftige Regierung im Gazastreifen nach dem Ende des Krieges aussehen könnte. Seit der Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas über einen Waffenstillstand in dem Küstenstreifen ist sie noch einmal drängender geworden. Die PA sei bereit, die „volle Verantwortung“ nach dem Krieg im Gazastreifen zu übernehmen, ließ Palästinenserpräsident Mah­mud Abbas in seiner ersten Stellungnahme nach Verkündung des Abkommens mitteilen. „Alle nötigen Vorbereitungen“ dafür seien getroffen worden. Unter arabischen wie westlichen Staaten hat er für dieses Vorhaben zahlreiche Un­terstützer. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der vor allem vonseiten seiner extrem rechten Koalitionspartner unter Druck steht, schließt eine PA-Regierung im Gazastreifen dagegen bislang öffentlich aus.

Abbas könnte Israel beeindrucken wollen

Abbas, so die Vermutung einiger Fachleute, habe den Israelis am Beispiel Dschenin demonstrieren wollen, dass er die Lage im Westjordanland unter Kon­trolle habe – und damit auch als verläss­licher Partner im Gazastreifen Verantwortung übernehmen könne. Auch Ibrahim Dalalsha, Leiter eines Thinktanks in Ramallah, hält das für plausibel: An­gesichts der zahlreichen Terrorangriffe auf Israel, die von Terroristen aus dem Camp in Dschenin geplant wurden, habe die Palästinenserregierung einen zunehmend machtlosen Eindruck vermittelt.

Die PA, die seit dem Oslo-Abkommen von 1993 in Sicherheitsfragen eng mit der israe­lischen Seite zusammenarbeitet, habe deshalb ein Zeichen setzen wollen. „Die Au­tonomiebehörde leidet unter ei­nem ex­tremen Glaubwürdigkeitsproblem“, sagt Dalalsha. „Wenn sie nicht einmal ein paar Bewaffnete im Norden des West­jordanlandes in den Griff bekommt – wer soll ihnen dann glauben, dass sie mit der Hamas im Gazastreifen zurechtkäme?“

Mahmud Abbas, Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, nach einem Gespräch mit Kanzler Scholz im August 2022
Mahmud Abbas, président de l’Autorité palestinienne, après une conversation avec le chancelier Scholz en août 2022dpa

Cependant, Dallasha estime qu’il est peu probable que l’action militaire à Jénine ait impressionné la partie israélienne. Depuis la création de l’État d’Israël et l’expulsion des Palestiniens en 1948, les camps de réfugiés constituent un « noyau de résistance contre l’occupation », dit-il. C’est une illusion que l’AP puisse changer cela par des opérations violentes. Alors même que les forces de sécurité palestiniennes et les milices de Jénine signaient vendredi l’accord pour résoudre le conflit, des jeunes hommes enthousiastes défilaient dans les rues du camp de réfugiés, levaient leurs armes et célébraient la « victoire de leurs combattants ». Pour Dalalsha, les vidéos qui ont circulé sur Internet n’ont guère été une surprise. “L’autorité autonome aurait pu continuer à lutter contre sa propre population pendant des semaines”, estime-t-il. “Mais il était clair dès le départ qu’elle capitulerait à un moment donné.”

Selon l’analyste politique, cela n’est pas seulement dû au fait que les forces de sécurité palestiniennes ont peu à offrir militairement par rapport à l’armée israélienne. La résistance amère à Jénine est également l’expression de la mauvaise situation de l’Autorité palestinienne dans son ensemble. « Les résultats des sondages en faveur du gouvernement autonome sont pires que jamais », déclare Dalalsha. La haine de Mahmoud Abbas est omniprésente. Il n’y a pas eu d’élections en Cisjordanie depuis 2006, c’est pourquoi une grande partie des jeunes hommes et femmes sont complètement déconnectés de leur président. « 70 % de la population de Cisjordanie a moins de 40 ans », souligne Dalalsha. « La plupart d’entre eux n’ont jamais entendu parler d’élections. »

À cela s’ajoute le malaise fondamental concernant la coopération sécuritaire de l’Autorité palestinienne avec Israël, combiné à la corruption et au népotisme. Dès le début, l’autorité autonome n’a pas réussi à structurer sa coopération avec le gouvernement israélien de manière à ce que la population en profite également. Dalalsha donne un exemple : alors que la liberté de mouvement de la plupart des Palestiniens en Cisjordanie est de plus en plus restreinte, les forces de sécurité de l’Autorité palestinienne bénéficient de nombreux allégements. « Du point de vue de la plupart des gens, le seul avantage de la coopération avec les Israéliens est leur gouvernement autocratique », dit-il. Adnan, le jeune Palestinien de Jénine, ne peut que le confirmer : « Ce gouvernement ne fait rien pour nous », déplore-t-il. « Cela ne nous protège pas des soldats israéliens, ni des attaques des colons radicaux. Et maintenant, elle a commencé à nous combattre directement.

« Ce gouvernement est composé uniquement de criminels »

Si vous posez la question dans d’autres régions de Cisjordanie, l’ambiance est similaire. À Ramallah, un restaurateur fait état de prétendues manifestations pro-Abbas au cours desquelles des policiers de l’Autorité palestinienne se sont déguisés en civils. Deux jeunes hommes employés par l’autorité autonome racontent des représailles suite à des publications critiques à l’égard du gouvernement sur Facebook. « Les prisons israéliennes sont un cauchemar », dit l’un d’eux en riant amèrement. “Mais les Palestiniens sont bien pires.”

Sur son téléphone portable, il montre deux vidéos qui auraient été prises lors de l’opération militaire à Jénine et qui auraient été largement partagées sur les réseaux sociaux. L’une montre un jeune Palestinien aux mains bandées, jeté de force dans une poubelle par la police de l’Autorité palestinienne. L’autre montre plusieurs jeunes hommes en détention qui, apparemment sous la contrainte, rendent hommage à « Abu Mazen », comme on appelle également Mahmoud Abbas. “Il n’y a aucun mécanisme de contrôle, ce gouvernement est composé uniquement de criminels”, dit le jeune homme en crachant par terre. Un chauffeur de taxi le dit de manière encore plus radicale. « Il suffit de regarder ce qui se passe en Syrie pour voir où cela nous mène », dit-il. « Notre président est aussi mauvais que Bachar al-Assad. »

« Le Hamas ne disparaîtra jamais de Gaza »

L’analyste politique Dalalsha soupçonne que l’accord récemment conclu à Gaza risque d’accroître encore le mépris de la population à l’égard de l’Autorité palestinienne. Le gouvernement autonome a qualifié à plusieurs reprises l’attaque terroriste du Hamas du 7 octobre 2023 de préjudiciable à la lutte palestinienne pour la liberté, car elle a fourni à la partie israélienne une justification pour la guerre et les dizaines de milliers de morts dans la bande de Gaza. Cependant, de nombreux habitants de Cisjordanie voient les choses différemment. « Bien entendu, le Hamas est désormais célébré comme le vainqueur », déclare Dalalsha. Aux yeux de nombreux Palestiniens, ils ont réalisé ce que l’AP n’avait jamais réalisé avec sa stratégie : le monde entier a accepté l’organisation terroriste comme partenaire de négociation et l’a prise au sérieux. Et finalement, elle a fait valoir sa demande de libération de centaines de prisonniers palestiniens. « Les gens sont extrêmement émus après plus d’un an de guerre », explique Dalalsha. « S’il y avait des élections en Cisjordanie maintenant, le Hamas gagnerait certainement. »

Quant à l’avenir, l’analyste politique est moins sûr. Dans le cadre d’élections bien préparées avec plusieurs candidats, la tendance aurait pu s’inverser à nouveau dans un an ou deux. « Aussi lointain que cela puisse paraître pour le moment, une Autorité palestinienne réformée avec de nouveaux visages pourrait bien être un modèle de réussite pour la Cisjordanie », dit-il. La même chose s’applique à un futur leadership palestinien à Gaza. « Le Hamas lui-même n’a aucun intérêt à former le prochain gouvernement dans la bande de Gaza pour le moment », déclare Dalalsha. Après quelques mois, elle est bien trop affaiblie pour relever l’immense défi de la reconstruction.

Mais du point de vue d’un analyste politique, il ne faut pas se faire d’illusions. « Le Hamas ne disparaîtra jamais à Gaza », dit-il. Si l’AP retourne effectivement dans la bande côtière, elle ne pourra pas survivre sans que l’organisation terroriste ait son mot à dire. Le fait que les deux partenaires internationaux, comme les États-Unis et Israël, aient jusqu’à présent catégoriquement rejeté cette proposition ne constitue en aucun cas un critère d’exclusion pour Dalalsha. « Désormais, tout le monde sait secrètement que l’aide humanitaire destinée à la bande de Gaza ne peut être distribuée qu’en coopération avec le Hamas », dit-il. « Ce qui est dit publiquement est une chose. Mais dans les coulisses, les choses semblent généralement différentes.



#Abbas #veut #revenir #pouvoir #Gaza
1737586471

You may also like

Leave a Comment

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.