2025-02-24 18:02:00
Schwere Missbrauchsvorwürfe erschüttern den dem Deutschen Turner-Bund (DTB) angegliederten Faustballsport. Gegenüber dem SWR berichtet eine Bundesligaspielerin, die mit der deutschen Nationalmannschaft 2023 Europameisterin und 2024 Weltmeisterschaftszweite wurde, von jahrelangem sexualisiertem Missbrauch durch einen früheren niedersächsischen Landesauswahltrainer.
Bei den Vorfällen, die zwischen 2015 und 2017 stattgefunden haben sollen, war die heute 25 Jahre alte Betroffene demnach noch minderjährig. Sie beklagt auch Machtmissbrauch des Trainers, der für sie auf Landesebene als Bindeglied in Richtung der Nationalmannschaften fungiert habe. Der 13 Jahre ältere Beschuldigte äußerte sich gegenüber dem SWR und auch auf Anfrage der F.A.Z. bislang nicht zu den Vorwürfen.
„Das war sicher ein Fehler“
2017 kam zumindest ein Teil der Anschuldigungen erstmals beim Niedersächsischen Turner-Bund (NTB) auf den Tisch. Dessen Landesfachwart Faustball, schreibt der NTB auf Anfrage der F.A.Z., soll den Trainer damals vor die Wahl gestellt haben: Entweder er trete zurück oder er werde „rausgeschmissen“. Nachdem der Beschuldigte unter anderem als Landesjugendwart zurückgetreten war, wurde er verbandsseitig nicht weiter belangt.
2020 kehrte er allerdings zurück: als Schiedsrichter. Er pfiff auch Bundesligaspiele mit Beteiligung der Mannschaft der Athletin. Diese entschloss sich daraufhin, Strafanzeige gegen den Trainer zu stellen. Die Ermittlungen dauern an. 2024 informierte die Spielerin schließlich den nationalen Faustball-Verband. Der suspendierte den Schiedsrichter vorläufig und begann eine Untersuchung, bei der er auch mit der Safe-Sport-Beauftragten des DTB zusammenarbeitet. „Ich glaube, ohne den internen Untersuchungen vorgreifen zu wollen, dass man seinerzeit die Sorge, jemanden unschuldig vorzuverurteilen, über das Schutzbedürfnis gestellt hat“, sagt Torsten Woitag, Vorstand im deutschen Faustball-Verband dazu: „Das war sicher ein Fehler.“
Erste Erkenntnisse der Untersuchung liegen vor: Demnach gebe es weitere Spielerinnen, die Ähnliches im Zusammenhang mit dem Trainer erlebt hätten. Von bis zu sechs Spielerinnen aus vier Vereinen spricht der Verband. Laut SWR-Recherchen belaufe sich die Zahl auf „zehn bis 15 Spielerinnen“ seit dem Jahr 2004.