Arminia Bielefeld bat Hanovre 96

2024-08-18 12:49:59

Vor dem Spiel mutete diese Alles-oder-Nichts-Begegnung eher wie ein bevorstehendes Familienfest an. Den Drittliga-Dritten Arminia Bielefeld und den Zweitliga-Vierten Hannover 96 verbinden nahezu freundschaftliche Beziehungen, dokumentiert durch zahlreiche Spielerwechsel von hüben nach drüben und umgekehrt.

Also gab es beim Wiedersehen im Erstrundenpokalduell auf der Bielefelder Alm ein herzliches Wiedersehen von drei Arminen (Louis Oppie, Marius Wörl und Noah Joel Sarenren-Bazee) mit den Niedersachsen und von drei 96-Profis (Fabian Kunze, Andreas Voglsammer und Max Christiansen) mit den Ostwestfalen.

Dazu kam das familiäre Duell der Zwillinge Lukas und Fabian Kunze, aus dem sich der eine Minute ältere Fabian, weil schon in der ersten Hälfte ob mangelhafter Leistung ausgewechselt, früh verabschieden musste, während Bruder Lukas mit einem starken Auftritt als rechter Flügelmann den 2:0-Erfolg seiner Bielefelder bis zum Abpfiff auskosten konnte.

Mitch Kniat: „Das war der Plan“

Den Sieg des klassentieferen Klubs, dessen Mannschaft den Anforderungen an einen Pokalkampf vollauf gerecht wurde, beeinflussten passend zur Feier des Tages unter ziemlich besten Freunden der von Hannover 96 an die Bielefelder ausgeliehene Wörl, der dem Bielefelder Mittelstürmer André Becker den Ball zum 1:0 aufgelegt hatte (13. Minute), und der gänzlich von Hannover nach Bielefeld gewechselte Oppie mit einem famosen Linksschuss ins rechte Tordreieck zum 2:0 (22.).

Ein Kracher, der zum Spiel des Klubs an diesem Samstagabend passte. Der 22 Jahre alte Dauerläufer symbolisierte am Samstag die vehemente Durchschlagskraft der auf direktem Wege von der ersten Bundesliga bis in die dritte Liga abgerutschten Bielefelder, die inzwischen wieder so anmuten, als müsste der Wiederaufstieg in die zweite Liga kein Hirngespinst sein.

Trainer Mitch Kniat hat aus seinem zu dieser Spielzeit qualitativ verstärkten Ensemble nach dem harten Kampf gegen den Abstieg im Souterrain der Dritten Liga inzwischen ein spielerisch ansehnliches und jederzeit kampfstarkes Ensemble geformt, das mit drei Siegen in die neue Saison gestartet ist.

Typisch Arminia also, ein Verein, der im Auf und Ab der Gezeiten nie langweilig anmutet. „Wir haben den Gegner in den ersten dreißig Minuten überrumpelt, das war der Plan“, lobte Trainer Mitch Kniat seine Mannschaft, die derzeit ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl auszeichnet.

„Es war mit und ohne Ball zu wenig“

Hannover 96 dagegen, mit Aufstiegsambitionen in die neue Zweitligasaison gestartet, war dem Bielefelder Dauerdruck während der ersten Hälfte, ausgelöst auch durch eine Formationsumstellung vom eingeübten 4-3-3-System auf ein flächendeckend wirksames 4-2-3-1, nicht gewachsen. Wenn selbst der frühere Nationalspieler Marcel Halstenberg als Abwehrchef mit einem fatalen Fehlpass das 0:1 einleitet, sagt das einiges über die Verunsicherung und Schläfrigkeit der 96er an diesem Pokalsamstag aus.

„Es war mit und ohne Ball zu wenig“, sagte Halstenberg nach dem untauglichen Auftritt seiner Mannschaft, „wir wollten Gas geben, sind aber nicht ins Spiel gekommen. Die Bielefelder haben mehr gekämpft, wir hatten zu wenig entgegenzusetzen.“ Entsprechend geladen kommentierte der Hannoveraner Sportdirektor Marcus Mann Verlauf und Ausgang einer Partie, in die die Niedersachsen nie hineinfanden.

„Wir spielen Schlafwagenfußball und kriegen es zum zweiten Mal innerhalb von acht Tagen – nach dem 0:0 beim Zweitligaaufsteiger Preußen Münster – vorgemacht, wie man eigentlich Fußball spielt und worum es im Fußball geht. Wir müssen mal spielen, was wir können und nicht immer überrascht sein, was der Gegner spielt. Wir sollten schleunigst aufwachen, das gucke ich mir nicht mehr länger an.“

Die bei 96 derzeit verloren gegangene Vehemenz verkörperte die spielerisch wie kämpferisch bessere Arminia – auch dank der aus Hannover importierten Qualitäten des spielstarken Ankurblers Wörl und des robusten Dauerläufers Oppie.

Während die forschen Bielefelder ihren einmal herausgespielten Vorsprung vehement verteidigten und damit das Gros der 26.077 Zuschauer im nahezu ausverkauften eigenen Stadion begeisterten, fielen die hannoverschen Fans mit Böllern und Pyrofackeln zu Beginn der zweiten Halbzeit durch ein alles andere als willkommenes Feuerwerk auf, das den Verlierer vom Samstag noch eine Stange Geld zusätzlich kosten dürfte. Die Bielefelder nahmen den Lohn ihrer guten Taten – 418.906 Euro für das Erreichen der zweiten Pokalrunde Anfang Oktober – gerne mit. Sie hatten sich jeden Cent für ihre unermüdliche Hingabe verdient.



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