Arno Surminski à l’occasion de son 90e anniversaire

2024-08-20 08:07:06

Leicht ist er nicht, der Weg, den der Emsländer Gerd Wolters und seine Freundin Annalena aus dem Ruhrgebiet miteinander gehen, und sonderlich lang ist er auch nicht. Sie kommen kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs als Teenager zusammen, werden rasch Eltern und ziehen gemeinsam in die winzige Kate von Gerds verwitweter Mutter. Während der kleine Siegfried seine ersten Schritte macht, wird sein Vater zur Wehrmacht eingezogen, kämpft in Russland und bleibt jahrelang in Gefangenschaft. Ein Jahr vor Kriegsende stirbt seine Mutter – „er erfuhr nicht einmal von ihrem Tod und hörte sie noch lange in der Schwedenkate singen“ –, und als er endlich zurückkehren darf, zeigt man ihm einen Bombentrichter an der Stelle der Kate. Hier sei seine Frau bei einem Luftangriff ums Leben gekommen. Vom kleinen Siegfried, den damals ein Schulausflug in den Wald gerettet habe, fehlt jede Spur.

Das ist der Ausgangspunkt von Arno Surminskis jüngstem Roman „Von den Wäldern“. Das Buch knüpft an vieles an, das man mit dem Autor verbindet. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen sind ein wesentliches Thema in Surminskis literarischem Werk, wobei das Interesse des Autors erkennbar den Verwerfungen und Rissen gilt, die durch die vom Krieg betroffenen Familien gehen – in „Von den Wäldern“ wird Gerd Wolters sein Leben mit der Suche nach dem verlorenen Sohn verbringen und dessen verwehten Spuren bis in kanadische Holzfällercamps nachgehen.

Seine Sprache ist klar und zugänglich

Das ist gleich mehrfach autobiographisch grundiert. Der Autor, geboren am 20. August 1934 im ostpreußischen Jäglack, war als Zehnjähriger auf sich allein gestellt, als seine Eltern ohne ihn nach Russland verschleppt wurden. Der Junge gelangte in eine thüringisches Flüchtlingslager und weiter nach Schleswig-Holstein, wo er bei einer Familie aufwuchs.

Vom Schicksal der entwurzelten Romanfigur Siegfried, die später wie der Autor selbst in Kanadas Wäldern arbeitet, erzählt das Buch nur schemenhaft, dafür umso mehr von der Suche des Vaters. Wie in allen Büchern des produktiven Autors ist auch hier die Sprache klar und zugänglich, der Bericht geschieht aus dem Erleben der Figuren heraus. Und immer wieder stellt sich in Surmin­skis Büchern die Frage, was es eigentlich ist, das die Figuren zum Weiter­machen motiviert, in einer Welt, die es ihnen so schwer wie irgend möglich macht. Tatsächlich enden viele Über­legungen, die sie im Verlauf der Handlung anstellen, mit lakonischen Sätzen wie „also lassen wir das“, und die Gefahr ist nicht gering, dass sich dieses „das“ von einzelnen momentanen Vorhaben auf das große Ganze ausdehnt.

Zugleich erzählt Surminski in Büchern wie „Kudenow oder an fremden Wassern weinen“ bis hin zur Erzählungssammlung „Als die Stadt brannte“ auch von Heilung oder wenigstens von Vernarbung – das Verlorene kehrt nicht zurück, wie auch, aber der Schmerz und die Trauer wird fruchtbar, wenn man geduldig ist. Und während man von Siegfried Wolters nur hört, er wolle mit seinem einst für Hitler marschierenden Vater nichts zu tun haben, verbringt Gerd Wolters seinen Lebensabend mit dem Anpflanzen von Bäumen. Heute feiert sein ­Autor Arno Surminski neunzigsten Geburtstag.



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