2024-08-18 18:50:13
Combattez au lieu de l’art
Zwischen Kassel und Göttingen verläuft der Eintracht-Äquator. Wer der Autobahn A 7 nordwärts folgt, quert ihn vermutlich, exakt lässt sich das kaum bestimmen, zwischen Kilometer 305,2 (Rastplatz Herkulesblick), 281,9 (Landesgrenze Niedersachsen) und 276,0 (Dreieck Drammetal). Südlich der gedachten Linie ist mit „der Eintracht“ meist die Frankfurter Sportgemeinde gemeint.
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Wohingegen sie den zwischen Harz und Heideland Verwurzelten höchstens als Zweites in den Sinn kommt, gar vielleicht als Drittes oder Viertes. Schließlich gibt’s noch Eintracht Hildesheim und Eintracht Celle. „Die Eintracht“ schlechthin ist in Niedersachsen der blau-gelbe Braunschweiger Turn- und Sportverein Eintracht von 1895, kurz BTSV. Im Gegensatz zur Eintracht vom Main ist die Eintracht von der Oker so Eintracht, sie kickt sogar im Eintracht-Stadion.
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Mehr als 650.000 Euro sammelten Anhänger des Klubs zuletzt, um, zumindest bis ins Jahr 2025, den Namen der städtischen Kampfbahn zu erhalten. Apropos Kampf: An der Hamburger Straße 210 wollen sie bei würzigem Wolters-Bier und einer Krakauer mit ordentlich Senf Profis sehen, die Fußball schuften. Die Nachfrage nach Kabinettstückchen bleibt überschaubar, sie misslingen meistens ja doch.
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Beklatscht werden verbissene Zweikämpfer wie Kapitän Ermin Bicakcic, der sich hier den vielsagenden Ehrentitel „Eisen-Ermin“ verdiente. Als allgemeingültige Handlungsempfehlung gilt im Zweifel der Ausruf des kürzlich verstorbenen Stadionsprechers Stefan Lindstedt: „Schwak die Pille, bis nach Wolfenbüttel meinetwegen!“ Entschlossenheit, die kommt an in Braunschweig.
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Kontrolliertes Spiel wird schnell als Zauderei verschmäht. Ein Raunen, ein Pfeifen im weiten Rund, spätestens mit dem vierten Querpass, gleich ob es gegen den Goslarer SC oder Bayern München geht. Das hat etwas Tragikomisches, wenn man bedenkt, dass „Eintracht“ (im hiesigen Regiolekt entfällt der Artikel) seit Jahrzehnten zwischen zweiter und dritter Liga pendelt.
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Weil es außer einem Wiederaufstieg hier und da lange nichts zu feiern gab in Braunschweig, singen sie bei jedem Spiel vom Meistertitel 1967. Stets in der 68. Minute zwar (weil dann die 67 auf der Stadionuhr steht), aber daran scheint sich niemand zu stören. Im DFB-Pokal scheitern die Löwen meist früh, aber einen Erstligaklub zu ärgern ist ab und zu drin. Sollte es gegen Frankfurt nichts werden, ändert das nichts am sturmfesten und erdverwachsenen Selbstverständnis, die einzig wahre Eintracht zu sein. (sösi.)
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