2024-05-12 08:57:00
Wer misst, misst Mist, das lernt der Beflissene bereits im Physikunterricht der Oberstufe. Doch auch wer den zugunsten von „PoWi“ oder Kunst abgewählt hat, kann ins Grübeln kommen, wenn Nahrungsmittel wie Parmesan, Parmaschinken oder Olivenöl als ungesund abgestempelt werden, weil der von der Europäischen Union versuchsweise eingeführte Nutri-Score dies gebietet. Galt doch bislang die mediterrane Diät als Wunderwaffe gegen vorzeitiges Vergreisen. Was wiederum objektiv messbar ist, die durchschnittliche Lebenserwartung in Italien lag zuletzt zwei Komma drei Jahre über der deutschen. Nun mag zutreffen, dass die Menschen südlich der Alpen einfach nur gut leben, im Alter nicht in Wohnheimen vegetieren, sondern abends auf der Piazza Schach spielen und gemeinsam plaudernd einen Teller ungesunder Pasta mit Parmesan verzehren. Den Parmaschinken gab’s vorher zum Aperitivo und Olivenöl sowieso immer. Dieses schändliche Verhalten verzerrt das Messergebnis furchtbar. Doch im Ernst, ausnahmsweise: Wie ungebildet muss man sein, zu glauben, dass Netflix-Powergucken mit industriell gefertigtem Veggie-Burger und Cola Zero die gesündere Alternative sei?
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Nun ist mit einigem Recht anzuführen, dass die ganze Wirtschaft anhand von KPIs gesteuert wird, Key-Performance-Indikatoren bestimmen darüber, ob der Manager den Bonus feiern kann oder nicht. So bestimmt die Pünktlichkeit der Bahn künftig einen größeren Teil der Vorstandsgehälter, 70 Prozent sind das Ziel im Fernverkehr. Etwaigen Diskussionen über die Messmethode beugt Bahnchef Richard Lutz mit dem Hinweis vor, dass Kunden sich über fünf oder sechs Minuten Verspätung nicht aufregten. Recht hat er, seelenruhig lasen wir das Interview in einem ICE, der fast eine Stunde zu spät sein Ziel erreichte.
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Solcher Seelenruhe förderlich ist der Reigen der Feiertage, die der Mai über uns ergießt. Was dem Italiener sein Olio d’Oliva extra vergine, ist uns die Bratwurst, die wir gemütlich auf dem Grill schwarz werden lassen, während wir das nächste Bier öffnen. Dabei ist des Kuriosums zu gedenken, dass der Kirchenkalender heuer die gewohnte Reihenfolge durcheinanderbringt, der dem Vater gewidmete Himmelfahrtstag liegt vor dem Muttertag. Letzterer wiederum sollte ausgleichend auf den darauffolgenden Montag verlegt werden, denn die kommende Woche droht die einzige feiertagslose im Mai zu werden, und das ist unserem Freizeit-Score abträglich.
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