2024-06-17 05:10:20
Des einen Freud, des anderen Leid – Bryson DeChambeau erlebte am Sonntag in Pinehurst (North Carolina) bei den 124. US Open den größten und schönsten Triumph seiner bisherigen Golfkarriere. Denn während er bei seinem ersten Triumph vor vier Jahren während der Corona-Pandemie keine Fan-Begeisterung erlebte, wurde er diesmal von Tausenden mit „USA, USA“-Sprechchören angefeuert und bejubelt.
Nachdem sich am 18. Loch das Blatt gewendet hatte, gewann der 30 Jahre alte Amerikaner auf dem Course No. 2 mit einer Schlussrunde von 71 und insgesamt 274 Schlägen (6 unter Par) den dritten Saisonhöhepunkt – und das, obwohl er seit dem Nordiren Graeme MacDowell (2010) der erste US-Open-Champion war, der am Schlusstag eine Runde über dem Platzstandard (70) spielte. Aber das reichte, weil der in Texas lebende Kalifornier am letzten Loch spektakulär das Par rettete und dem Nordiren die Nerven versagten.
„Ich kann es immer noch nicht glauben“
DeChambeau war am Sonntag mit drei Schlägen Vorsprung vor McIlory, seinem französischen Mitspieler Matthieu Pavon (Fünfter mit 71/267 Schlägen) und dem Amerikaner Patrick Cantlay (70), der sich mit 266 Schlägen mit seinem Landsmann Tony Finau (67) den dritten Platz teilte, auf die Schlussrunde gegangen, direkt hinter McIlroy. „Durch die Rory, Rory-Rufe“ habe ich immer gewusst, was passiert.“ Er bekam mit, dass McIlroy am letzten Loch zum zweiten Mal patzte.
DeChambeau, der sich vor allem wegen seiner Aktivitäten auf Social-Media-Plattformen – allein auf seinem YouTube-Kanal folgen ihm 700.000 Fans – zu einem der beliebtesten LIV-Golfer entwickelte und von viele Fans unterstützt wurde, hatte er auch den Verlierer im Auge: „Rory wird noch etliche Majors gewinnen.“ Eine optimistische Prognose, denn DeChambeau holte sich das Rekordpreisgeld von 4,3 Millionen Dollar (rund 4,02 Millionen Euro), weil McIlroy auf den letzten vier Löchern seine Führung mit drei Bogeys verspielte; so belegte der Publikumsliebling wie im Vorjahr mit einem Schlag Rückstand (69/265) Platz zwei.
McIlroy, der den Coup des neuen Champions im Clubhaus am Bildschirm miterlebte, war danach so enttäuscht, dass er das Gelände sofort verließ und jeden Medienkontakt verweigerte. Er machte sich schnell auf den Weg zu seiner amerikanischen Ehefrau Erica in der Wahlheimat Jupiter (Florida). Vor Turnierbeginn war verkündet worden, dass beide ihre Scheidungsanträge zurückgezogen haben. McIlroy traf das Finale hart. Denn die für ihn und seine vielen Anhänger herzzerreißenden Bogeys wendeten das Blatt. Der 35 Jahre alte Star aus Hollywood schob die entscheidenden Putts aus kurzer Entfernung – am 16. Loch waren es 76, am 18. Loch 103 Zentimeter – am Loch vorbei, was ihm laut PGA-Statistik in diesem Jahr fast nie passiert war.
Dagegen versenkte DeChambeau nicht nur den entscheidenden Putt aus 109 Zentimetern. Ihm gelang etwas, was er hinterher als den „wahrscheinlich besten Golfschlag seines Lebens“ bezeichnete. Der Muskelprotz schlägt den Ball zwar immer noch am weitesten, bei diesen US Open waren es im Schnitt 309 Meter, zwei weiter als McIlroy. Doch am Sonntag traf er kaum die Fairways, von den letzten acht gar nur eines. Am 18. Loch driftete sein Ball soweit vom geraden Weg ab, dass der Ball unter einem Baum nahe einer Wurzel landete. Dennoch gelang es ihm, den Ball in einen der Fairway-Bunker nur fünfzig Meter vom Loch entfernt zu prügeln – aus dem am Sonntag kein anderer Spieler das Par gerettet hatte.
„Ich wusste, dass das unheimlich schwer war, das zu schaffen und diese prestigeträchtige Meisterschaft zu gewinnen. Es ist ein Höhepunkt meines Lebens. Ich kann es immer noch nicht glauben“, sagte DeChambeau, der den Triumph mit seinem Team überschwänglich bejubelte. Denn beim Masters war er auf Rang sechs gelandet, bei der PGA Championship mit einem Schlag Rückstand auf den Kalifornier Xander Schauffele auf Platz zwei.
DeChambeau weist damit die beste Bilanz bei den ersten drei Majors auf, denn der Weltranglistenerste und Favorit Scottie Scheffler spielte so schlecht wie seit langem nicht und belegte abgeschlagen den 41. Platz. Der Texaner landete damit hinter dem Bayern Stephan Jäger (21.), aber vor dem Rheinländer Martin Kaymer (64.), der vor zehn Jahren auf diesem Platz seinen letzten Turniersieg gefeiert hatte.
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