2025-01-11 23:43:00
Längst nicht immer stehen am Ende von Fußballspielen die passenden Ergebnisse, erst recht nicht, wenn es knapp zugegangen ist wie am Samstagabend zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Bayern. Auch nach diesem 1:0-Sieg des Tabellenführers am Niederrhein wurde über Schiedsrichterentscheidungen diskutiert und verpassten Chancen nachgetrauert, die zu einem anderen Spielausgang hätten führen können.
Aber der knappe Erfolg der Münchner spiegelte schon sehr exakt wider, was während der hoch intensiven 90 Minuten zuvor auf dem Platz passiert war. Zwei gute Mannschaften hatten sich mit großer Hingabe bekämpft, und der Gast aus München war eben einen Hauch besser. „Das war gut, aber es war nicht einfach“, sagte Münchens Trainer Vincent Kompany. „Die Mentalität war dermaßen gut, dass wir mit dem 1:0 zufrieden sind.“
Es war ein Duell, in dem es grundsätzlich um diese besondere Fähigkeit ging, die oft mit dem Fußballmodewort „Resilienz“ beschrieben wird. Der Tabellenführer musste dem Druck standhalten, den Bayer Leverkusen ausübt, seit der Titelverteidiger vom Rhein von Sieg zu Sieg eilt und am Freitag durch das 3:2 bei Borussia Dortmund für eine Nacht bis auf einen Punkt an die Münchner herangerückt war.
Und die Borussia war über weite Strecken der Partie der erdrückenden fußballerischen Überlegenheit ausgesetzt, die der Rekordmeister an einem guten Tag wie diesem erzeugen kann. „Es ist extrem schwierig, die machen es einfach extrem gut“, sagte Kleindienst.
Gladbach unter Dauerdruck
Vor der Pause gab es für die Gladbacher eigentlich nur Entlastung, wenn das Spiel mal kurz unterbrochen war oder wenn der starke Torhüter Moritz Nicolas mal für einige Sekunden den Ball kontrollierte. Gladbachs Trainer Gerardo Seoane hatte vor dem Spiel gesagt, dass seine Mannschaft nur eine reelle Erfolgschance habe, wenn die Münchner keinen guten Tag haben, wenn sie sich Nachlässigkeiten erlauben.
Das war aber nur in der Offensive der Fall. In der ersten Halbzeit ließen Leon Goretzka (19.) und Thomas Müller (23.) sehr gute Möglichkeiten ungenutzt, und in der Schlussphase gingen sie geradezu Fahrlässigkeit mit ihren Chancen um, einmal verfehlte Leroy Sané sogar das leere Tor (71.).
Vorangegangen war ein mutigerer Ansatz, mit dem die Borussia in der zweiten Hälfte agierte; offenkundig hatte Seoane ein paar gute Impulse an sein Team gegeben. Plötzlich kam Mönchengladbach mehrfach mit guten Spielzügen bis in den Münchner Strafraum, und Tim Kleindienst vergab eine Chance, über die er gewiss noch einige Tage nachdenken wird. Nach einer Flanke von Rocco Reitz kam der Torjäger sechs Meter vor dem Tor zum Kopfball, verfehlte das Ziel aber knapp (49.). „Genau von solchen Chancen kriegst du nicht viele gegen Bayern“, sagte er, „und wenn du sie hast, solltest du auch versuchen, die zu machen.“
Und dennoch wurde auch in diesem Spiel der wichtigste Fortschritt sichtbar, den die Gladbacher sich in dieser Saison erarbeitet haben: Sie können jetzt richtig stabil verteidigen, mit der passenden Mischung aus guter Organisation und enormer Willenskraft. „Es ist uns ganz gut gelungen, es hinten eng zu machen“, sagte Kleindienst und Seoane erklärte: „Die Mannschaft hat alles auf dem Platz liegen lassen. Das Lob gebührt der Solidarität, dem Engagement, der Defensivarbeit. Viele Defensivphasen haben wir sehr gut bestritten.“
Für ihren Siegtreffer benötigten die Bayern einen streitbaren Elfmeter, den das Schiedsrichterteam um Felix Zwayer nach einem leichten Kontakt des Gladbacher Verteidigers Lukas Ullrich mit dem Fuß von Michael Olise verhängte und den Harry Kane verwandelte (68.). „Wenn du das einen Elfmeter nennst, dann gibt es 24 Elfmeter in jedem Spiel. Da ist mehr Fallen vorher, als Kontakt da“, sagte Kleindienst, der selbst nach einem ähnlich intensiven Kontakt im Münchner Strafraum zu Fall kam, ohne dass ein Pfiff folgte.
„Diese Energie hat die Mannschaft gebraucht“
Anschließend entwickelte sich endgültig ein Schlagabtausch, der hin und her wogte. Gladbach spielte wie ein Spitzenteam, die Bayern verteidigten gut, gingen allerdings am Ende erschreckend fahrlässig mit ihren Kontermöglichkeiten um, und scheiterten immer wieder am brillant haltenden Gladbacher Torhüter Moritz Nicolas. Es war bis zum Abpfiff hoch spannend, und Nico Elvedi vergab die beste Ausgleichschance für die Borussia (82.).
Aber wirklich enttäuscht wirkten die Gladbacher nicht, auch das Publikum feierte die Mannschaft nach dem Abpfiff. „Diese Energie hat die Mannschaft gebraucht“, sagte Seoane, „wir sehen, es geht in die richtige Richtung, wir sind auf einem guten Weg.“ Ähnlich könnte auch das Resümee der Bayern klingen, mit dem Unterschied, dass sie nicht nur einen Sieg erspielt zu haben, sondern seit Samstagabend auch als Halbzeitmeister dieser Bundesligasaison feststehen.
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