2024-11-24 18:33:00
Russland feierte am Wochenende seine „neue Mittelstreckenrakete“ Oreschnik, der Präsident Wladimir Putin am Donnerstagabend in einer Sonderansprache den Angriff auf einen ukrainischen Industrie- und Rüstungsbetrieb vom Morgen desselben Tages zugeschrieben hatte. Unabhängige Belege für die von Putin verkündete Zerstörung des Piwdenmasch-Werks in der Stadt Dnipro stehen ebenso aus wie für die Eigenschaften der Oreschnik.
Das schmälert jedoch nicht die russische Freude über die neue Waffe. Der Moskauer Politologe Sergej Karaganow, Verfechter eines nuklearen „Warnschlags“ gegen eine europäische Großstadt, der den Feinden die Furcht vor der Apokalypse zurückbringen solle, sagte im Staatsfernsehen, die Rakete „gibt uns einfach zusätzliche Einwirkungshebel auf die Hirne unserer Gegner, wenn die ihnen geblieben sind“. Die Rakete zeige, „dass wir in der Lage und bereit sind, erstens mit konventionellen Waffen einen starken Schlag gegen die NATO-Länder zu führen und zweitens als letztes Mittel natürlich auch mit Atomwaffen, da es inzwischen Mittelstreckenraketen gibt, die speziell für Ziele im europäischen Raum entwickelt wurden“.
Putin kündigt Serienproduktion an
Adalbi Schchagoschjew, ein Sicherheitspolitiker aus dem Unterhaus, sagte, Putins Erklärung über „Versuche einer neuen Linie von Raketenkomplexen“ rüttele westliche Militärgeheimdienste auf. Wirklich hatte Putin, der sonst nicht müde wird, Waffen lange vor ihrer Indienststellung mehrfach zu bewerben, noch nie etwas über Russlands neue Lieblingsrakete erzählt. Fachleute und auch das amerikanische Verteidigungsministerium vermuten, die Rakete sei eigentlich eine modifizierte RS-26 Rubesch, die nach unterschiedlichen Darstellungen zu den Mittelstreckenraketen (die allgemein eine Reichweite von 800 bis 5500 Kilometer haben) oder den Interkontinentalraketen gehört. In Dnipro wurde Berichten zufolge auch ein Teil einer in den Neunzigerjahren entwickelten russischen Interkontinentalrakete R-30 Bulawa entdeckt.
Westliche und russische Kommentatoren stimmten überein, dass Putin dem Westen mit dem Angriff ein Signal der Einschüchterung habe übermitteln wollen, als Reaktion auf die Erlaubnis für die Ukrainer, auch mit weiter reichenden westlichen Waffen Ziele in Russland zu beschießen. Wie wichtig Putin die Botschaft war, zeigte sich daran, dass er am Freitagabend dazu eine Sitzung im Kreml mit Militärfunktionären veranstaltete. Darin bezeichnete er die Oreschnik als neue Entwicklung und als „ballistische Rakete in nicht nuklearer Überschallausführung“. Das wirkte improvisiert, denn eine Rakete ist entweder eine Überschallrakete oder nicht. Fachleuten zufolge ist zudem die zehnfache Überschallgeschwindigkeit, die Putin der Rakete zuschrieb, bei solchen Waffen üblich.
Putins Äußerungen blieben kryptisch. Die Rakete sei keine „strategische Waffe, jedenfalls keine ballistische Interkontinentalrakete, kein Massenvernichtungsmittel“, sagte er. Doch sie lässt sich laut dem Kommandeur der Strategischen Raketenstreitkräfte, Sergej Karakajew, mit nuklearen Gefechtsköpfen bestücken. Karakajews Kräften soll die Waffe übergeben werden, die laut Putin „in Serienproduktion“ gehen müsse. Die Fertigung sei schon „praktisch organisiert“. Der Stabschef der Infanterietruppen, Wassilij Tonkoschkurow, versicherte nur allgemein: „Die Forschungs- und Produktionsbasis der Unternehmen der Verteidigungsindustrie ermöglicht es, in kürzester Zeit eine Serienproduktion dieser Art von Waffen zu organisieren.“
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