Nouvelles Du Monde

De plus en plus de personnes âgées contractent la syphilis

2024-07-10 09:17:46

Christine M. hat sich mit 71 noch einmal verliebt. Sehr unerwartet nach einem musikalischen Freizeitworkshop und doch „mit allem Drum und Dran“. Dabei hat die Mutter von zwei erwachsenen Kindern nach der finalen Trennung von ihrem Mann vor 15 Jahren einen solchen zweiten Frühling mit einer Partnerin nicht erwartet. Sexuell aktiv? Das ist sie auch, sagt die Mutter und Großmutter, die gerne anonym bleiben möchte.

„Mit meiner neuen Partnerin, nicht mit wechselnden Partnern und ungeschützt.“ Sexuell übertragbare Infektionen? Das spielt für sie in ihrer neuen Liebe keine Rolle. Unter ihren gleich oder ähnlich alten Freunden sieht das ihres Erachtens ebenso aus. „Aber auch Freunde und Freundinnen, die ich besser kenne, würde ich nicht nach ‚so was‛ fragen“, sagt sie.

Affenpocken, Filzläuse und Genitalwarzen

Denn so sexualisiert die Gesellschaft in den Medien oder dem Netz scheint, im Inneren ‒ in Beziehungen, Freundschaften, Familien ‒ wird über das Thema laut Experten geschwiegen. Und über Krankheiten, die durch oder mit dem Sex kommen, erst recht.

16 sexuell übertragbare Infektionen listet die ärztliche Fachgesellschaft auf ihrer Seite. Darunter so sprechende Namen wie Affenpocken, Filzläuse und Genitalwarzen, aber auch bekanntere wie HIV, Hepatitis, Tripper, Chlamydien oder Syphilis, an der wohl schon Arthur Schopenhauer, Ludwig van Beethoven und Oscar Wilde litten.

Die Zahl der Fälle steigt

In Deutschland wird die Syphilis als einzige der genannten Infektionen regelmäßig umfassend erfasst. 2022 gab es hier einen Höchststand. Insgesamt wurden dem Robert-Koch-Institut 8305 Fälle gemeldet. Für 2023 ist aus dem Datensatz bereits ein weiterer Anstieg auf knapp 8500 zu erwarten; die Mehrzahl bei den 30- bis 39-Jährigen, aber auch in den älteren Altersgruppen steigt die Rate.

Europaweit sowie in anderen westlichen Ländern sieht es ähnlich aus. In den USA etwa wurden 2022 rund 2,5 Millionen Fälle von Syphilis, Gonorrhö, umgangssprachlich auch Tripper, und Chlamydien gemeldet. Gerade bei der Syphilis steigen die Zahlen seit Jahren: Von 2018 bis 2022 gab es nahezu eine Verdopplung der Fälle. Neben akuten Symptomen kann eine unbehandelte Syphilis erhebliche Spätfolgen mit sich bringen.

Für den Präsidenten der Gesellschaft für Sexuell übertragbare Infektionen (STI), Norbert Brockmeyer, besteht an zahlreichen Stellen Handlungsbedarf. „Wir haben ein Problem mit sexuell übertragbaren Infektionen, und es wird stetig größer.“ Der Dermatologe und HIV-Experte weist nicht nur auf den weltweiten Anstieg der Fälle hin, sondern auch auf die wachsende Zahl an Antibiotikaresistenzen. Das gefährde die Behandlung einer ganzen Reihe von sexuell übertragbaren Infektionen.

Lire aussi  Les dernières données d’incidence du VIH aux États-Unis : des avancées encourageantes mais inégalitaires

„Mein ältester Patient mit einer Syphilis-Infektion war 85 Jahre alt.“

Zwar sei die Mehrzahl der zunehmenden Fälle von Syphilis weiter bei jüngeren Männern, die Sex mit Männern hätten, zu verzeichnen, aber der Anstieg bei Älteren nicht zu leugnen. „Viele denken gar nicht mehr daran, dass Sexualität auch im Alter gelebt wird“, sagt Brockmeyer und fügt hinzu: „Mein ältester Patient mit einer Syphilis-Infektion war 85 Jahre alt.“ Einmal an Syphilis erkrankt, kann dies aber viele Jahre unentdeckt bleiben. In Heimen etwa werde Sexualität gänzlich negiert, beklagt Brockmeyer.

Die ältere Generation sei jedoch angstfreier und sexuell aktiver als früher ‒ auch mit unterschiedlichen Partnerinnen und Partnern. Im allgemeinen spielten die Möglichkeiten, sich im Netz kennenzulernen, eine große Rolle, aber auch Swingerklubs oder verfügbare Potenzmittel. Hinzu komme, dass die Sorge vor einer ungewollten Schwangerschaft bei Älteren wegfalle und entsprechend seltener Kondome genutzt würden. Und mit besseren Behandlungsmöglichkeiten etwa von HIV/Aids sei zusätzlich eine gewisse Sorglosigkeit eingekehrt.

Mehr Aufklärung nötig

„Wir müssen vom Kindesalter an mehr und besser über Sexualität aufklären“, fordert Brockmeyer. Denn bereits bei Kindern zeige sich, dass eine frühe und gute Aufklärung zu mehr Vorsicht und einem bewussteren Umgang mit Sexualität führe ‒ analog und digital. „Wir müssen das Tabu ‚Sexualität‛ beenden.“

Hier seien insbesondere Ärzte und werdende Ärzte gefragt. „Die Leute nehmen es unglaublich dankbar an, wenn sie mit jemandem über Sexualität sprechen können und dürfen“, so Brockmeyer. „Es ist etwas ganz Normales“, betont der Mediziner, der jahrelang der Deutschen Aids-Gesellschaft vorstand und für seinen Einsatz das Bundesverdienstkreuz erhielt.

Sexualität spielt bei Pflegeausbildung kaum eine Rolle

Die Caritas weiß um das Thema Sexualität unter älteren Menschen, die auch in Pflegeeinrichtungen leben. „Dass pflegebedürftige oder alte Menschen keine sexuellen Bedürfnisse mehr haben, stimmt nicht“, sagte die Sprecherin des Verbands katholischer Altenhilfe in Deutschland, Anne Langer. Es sei aber weiterhin ein Tabu. Sexuell übertragbare Infektionen seien gar kein Thema.

„Im Curriculum der Pflegeausbildung spielt Sexualität kaum eine Rolle. Deshalb ist es umso wichtiger, dass das Thema im Pflegealltag vor allem schon mit Auszubildenden und in den Pflegeteams thematisiert wird“, so Langers Wunsch für die Zukunft.



#personnes #âgées #contractent #syphilis
1720657621

Facebook
Twitter
LinkedIn
Pinterest

Leave a Comment

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.

ADVERTISEMENT