Des larmes de triomphe pour Lewis Hamilton

2024-07-07 19:50:39

Zur Halbzeit der Formel-1-Saison schreibt Lewis Hamilton nach 57 sieglosen Rennen Renngeschichte: Es ist sein neunter Sieg beim Großen Preis von Großbritannien, das hat noch kein anderer auf einer Strecke geschafft. Unter schwierigsten Bedingungen landen Max Verstappen und Lando Norris – diesmal ganz brav – auf den Plätzen zwei und drei.

Einmal noch in den Spiegel gucken, dann den Blick nach vorn auf die Zielgeraden. Er muss die Standing Ovations auf den Tribünen wie durch einen Schleier wahrgenommen haben. Es war nicht der Regen, sondern die Tränen.

„Oh, mein Gott“, stammelte der Mann, der nach Saisonende zu Ferrari wechselt, „wie lange habe ich darauf gewartet. Das bedeutet mir eine Menge.“ Mercedes-Teamchef Toto Wolff war ähnlich gerührt: „Wir werden uns durchsetzen, weil wir nie aufgeben. Besser als heute geht es nicht.“ Mit dem Union Jack stand der Sieger auf seinem Auto, sprang in die Menge der Mechaniker.

Drei Briten auf den ersten drei Startplätzen, das hat es zuletzt vor mehr als 60 Jahren gegeben. Möglich gemacht hat das ideale Szenario für die 164.000 Zuschauer auf dem Silverstone Circuit die Renaissance der Silberpfeile. George Russell, der Abstauber von Österreich, katapultierte sich in der Qualifikation aus eigener Kraft auf die Pole-Position, Silverstone-Rekordsieger Lewis Hamilton konnte mit McLaren-Pilot Lando Norris den Mann im derzeit wohl besten Auto hinter sich lassen.

Die drei waren sich einig, dass ihnen die große Kulisse beim 75. britischen Grand Prix eine Menge Zusatzenergie gegeben habe. Max Verstappen, der sich früh im Qualifying den Unterboden am Red-Bull-Honda ruiniert hatte, war mit Startplatz vier eher zufrieden als betrübt.

Der „große Kampf“, den George Russell für das Halbzeit-Rennen der Formel 1 versprochen hatte, ließ auf sich warten. Am Start fuhren er und Hamilton dem potentiellen Angreifer Norris davon, der Aufsteiger des Jahres leistete sich wieder einen kleinen Fehler und wurde von Verstappen überholt. Die Spitzenfahrer igelten sich auf ihren Positionen ein, sensibilisiert durch die angedrohten Regenschauer. Ein Strategiespiel, wie so oft auf dem ehemaligen Flugplatzgelände, ausgeliefert den Launen der Natur.

Weltmeister unter Druck

Nico Hülkenberg, zuletzt in Spielberg Sechster im Rennen, nahm das Momentum mit nach Mittelengland, startete vom sechsten Rang, den er aber gleich im Startgerangel verlor. Der Emmericher im Haas-Ferrari ist ein großer Kämpfer, machte unter schwierigen Bedingungen wieder Boden wett und blieb eine der positiven Überraschungen des Jahres, am Ende war es Platz sechs und weitere acht Punkte.

Die Entscheidung über die Reifenwechsel lag im Ermessen der Fahrer, der Wetterbericht war nur ein Richtungsweiser. Nach 15 der 52 Runden war die dunkle Wolke da. Als Ouvertüre, noch im Trockenen, duellierten sich einmal mehr Lando Norris und Max Verstappen.

Der Weltmeister war unter Druck, aber kein Vergleich zu den Attacken der Vorwoche, Verstappen ließ Norris kampflos passieren. Anschließend war er auch vom zweiten McLaren mit Oscar Piastri düpiert. Der Wolkenbruch begann eher zögerlich, ganz anders als der Kampf um Platz eins – in Runde 18 überholte Lewis Hamilton mit aller Macht und dennoch großer Eleganz den Kollegen Russell.

Es war eine kurze Freude über die erste Führung in dieser Saison überhaupt beim Rekordchampion, denn in Runde zwei war es plötzlich tückisch nass, die beiden Silberpfeile ritten über die Bordsteine raus. Den Schreck nutzten erst Norris und dann auch Piastri eiskalt und mit einer Portion Risiko aus. Kurz vor Rennmitte nahm der Schauer an Intensität zu. Die Spannung stieg mit der Regenmenge.

Wer als Erster reinging, konnte alles gewinnen – oder verlieren. Während sich die McLaren-Fahrer noch auf Slicks attackierten, holte sich Verstappen All-Wetter-Reifen. Eine kluge Entscheidung, denn Spitzenreiter Piastri eierte zur Garage, verlor 20 Sekunden. Die Red-Bull-Bosse bedankten sich bei Verstappen: „Du hast den perfekten Zeitpunkt gewählt.“ An Russell war er vorbei, Norris und Hamilton hatte er noch vor sich. Der Mercedes-Pilot bekam eine programmatische Ansage: „Hammer-Time!“

Komplettes britisches Podium passé

Alle Piloten versuchten die komplizierte Regenphase durchzustehen, um das Rennen im Trockenen noch mal von vorn zu beginnen. Und für den so optimistischen George Russell war der große Traum 18 Runden vor Schluss jäh vorbei, er musste den Mercedes mit einem Problem an der Wasserkühlung abstellen.

Das komplett britische Podium war damit passé, Verstappen war neuer Dritter – einmal mehr Schadensbegrenzung für seine Pläne zur erfolgreichen Titelverteidigung. Er hatte vor den zwölf ausstehenden Rennen seinen Vorsprung gegenüber Norris auf 84 Zähler ausgebaut.

Die letzten zwölf Runden begannen mit frischen Pneus, Mercedes kochte McLaren beim Boxenstopp ab – plötzlich war Hamilton wieder vor Norris. Ein Shoot-Out zweier britischer Rennfahrer-Generationen. Der Führende machte jetzt alles mit sich selbst aus.

Volles Risiko und trotzdem die Gummis zu schonen, das war die rasende Zwickmühle für die ersten Drei auf einer Strecke, die als Reifenmordend gilt. Hamilton bewältigte es mit Routine, Verstappen nutzte den Vorteil seiner harten Pneus kurz vor Schluss – der Zweikampf blieb fair. Seinen alten Rivalen Hamilton konnte er nicht erreichen, der fuhr seinem 104. Karrieresieg entgegen – passend dazu kam die britische Sonne heraus.



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