2024-12-16 23:33:00
Spätestens auf dem Weg von der türkischen Grenze nach Aleppo wurde Firaz klar, dass von seinem Elternhaus nicht mehr viel übrig sein würde. In den zerbombten Ortschaften, durch die sie fuhren, starrten ihn leere Fensterhöhlen an. Plünderer haben jeden einzelnen Fensterrahmen entfernt. Die Soldaten des Assad-Regimes sollen die Häuser ausgeschlachtet oder die Rechte dazu an Plünderer verkauft haben. So wird es in Aleppo erzählt. Im Elternhaus von Firaz wurden selbst die Kabel und Eisenteile aus den Wänden gerissen. Zurück blieb nur bröseliger Beton.
Firaz ist einer von Tausenden Syrern, die in diesen Tagen aus der Türkei nach Aleppo zurückgekehrt sind. Was er vorfand, war schlimmer, als er erwartet hat. „Die ganze Gegend hier ist tot. Wir haben nur einmal in der Woche fließendes Wasser. Strom gibt es gar nicht“, sagt er im Haus seines Onkels im Stadtteil Tariq Al-Bab. Während die Innenstadt von Aleppo weitgehend intakt und lebendig wirkt, sind Außenbezirke wie dieser von den Luftangriffen der vergangenen Jahre verwüstet. In der Gasse vor dem Haus knattern Generatoren. Das Mobilfunknetz ist so schwach, dass nur ab und zu eine Textnachricht durchdringt. Das Wasser ist in den vergangenen Tagen offenbar durch Kämpfe zwischen türkeitreuen und kurdischen Milizen nahe dem Staudamm nördlich der Stadt noch knapper geworden.
Nach 13 Jahren immer noch ein Fremder
Eigentlich wollten Firaz’ Eltern und Geschwister aus der Türkei rasch nachkommen. Doch diesen Plan haben sie nun verworfen. „Sie werden noch mehr Geld sparen müssen, damit wir das Haus wieder aufbauen können.“ Trotzdem bereue er seine Entscheidung nicht, sagt Firaz. „Wenn die Leute nicht zurückkommen, werden wir dieses Land niemals wieder aufbauen.“ Er hoffe auf die neue Übergangsregierung und darauf, dass es für Bauarbeiter wie ihn bald Jobs im Wiederaufbau geben werde.
13 Jahre „als Fremder zu leben“ sei genug. Im Juli hatte es in der Türkei gewaltsame Übergriffe auf Syrer gegeben. Auch in Firaz’ Nachbarschaft in Kahramanmaraş wurden Geschäfte in Brand gesetzt. Schon vorher war sein Leben in der Türkei von Schicksalsschlägen überschattet. Bei dem verheerenden Erdbeben im Februar 2023 verlor er seine Frau und zwei seiner vier Kinder. Diese Erfahrungen erleichterten ihm die Entscheidung, sofort nach dem Sturz des Diktators Baschar al-Assad auszureisen. Sein Flüchtlingspass wurde an der Grenze eingezogen. Zurück kann er nicht mehr. Auch Firaz’ fünfjähriger Sohn sagt, er sei froh, in Aleppo zu sein, „weil es hier keine Erdbeben gibt“.
Nicht nur mittellose Leute wie Firaz sind zurück in Aleppo, auch Unternehmer wie Saeed Nahhas. Bis 2012 produzierte seine Firma dort Maschinen für die Lebensmittel- und Medikamentenindustrie. Inzwischen hat sie ihren Sitz in Istanbul. „Wir bauen unser Geschäft wieder auf“, sagt Nahhas. Noch ist er mit Bestandsaufnahme beschäftigt. Viele seiner Fabriken und Büros seien zerstört, viele Mitarbeiter getötet worden oder ausgewandert. Vieles ist noch völlig unklar. „Es gibt noch kein System, keine Regierung.“
Niemand weiß, unter welchen Bedingungen sie künftig produzieren, Waren importieren und exportieren können. Trotzdem berichtet Nahhas, er habe in den vergangenen Tagen in Aleppo zahlreiche zurückgekehrte Geschäftsleute getroffen, die inzwischen in der Türkei, Ägypten oder Europa aktiv seien. „Sie wollen alle zumindest eine Zweigstelle hier eröffnen, wenn nicht ganz zurückkommen.“ Aus Heimatliebe und weil sie wirtschaftliches Potential sähen.
Träume von der Zukunft
Erst gut zwei Wochen ist es her, dass Aleppo von den islamistischen Rebellen unter Führung der Hay’at Tahrir al-Sham erobert wurde – als erste Stadt auf dem Vormarsch nach Damaskus. Im Bürgerkrieg ließ Assad von 2012 an Fassbomben über der zweitgrößten Stadt des Landes abwerfen. Damals flohen viele Bewohner in die nahe gelegene Türkei. Mehr als 40 Prozent der syrischen Flüchtlinge im Nachbarland stammen aus Aleppo und Umgebung. 2016 eroberten Regierungstruppen die Stadt mithilfe der russischen Luftwaffe und Kämpfern der libanesischen Hizbullah. Seither herrschten hier die Schergen Assads.
Des dizaines de milliers de personnes se rassemblent vendredi sur la place centrale Saad Allah après la prière de midi pour une célébration de la victoire. Ils brandissent des drapeaux et chantent des chants révolutionnaires. Beaucoup parlent de terreur et d’arbitraire. Des proches qui ont été arrêtés aux postes de contrôle du régime et qui n’ont jamais réapparu. Un marchand d’argent appartenant à la minorité druze rapporte qu’il a été emprisonné pendant quatre ans à cause de quelques dollars en poche. Une femme, en revanche, a peur de s’exprimer : ses fils travaillaient pour le régime. Même si nombreux sont ceux qui célèbrent la chute du dictateur, ils s’inquiètent également des prix du sucre et du pain.
Vous pourrez également rencontrer des rapatriés de Turquie sur le terrain. Muhammad Shbeeb, journaliste, a été expulsé d’Istanbul il y a six mois. « Jusqu’à il y a deux semaines, je n’avais aucun espoir. Maintenant, nous avons à nouveau des rêves. » Ce qu’il a manifesté dans la rue il y a 13 ans en tant qu’étudiant peut désormais devenir réalité. Grâce à ses contacts avec les rebelles de l’Armée nationale syrienne, Shbeeb fait désormais partie de l’administration provisoire. Il se dit chargé d’organiser la protection des bâtiments gouvernementaux. Il y a une nouvelle blessure sur son front. Deux de ses compagnons ont été fusillés la veille, sur une ligne de front en pleine ville. C’est là que les milices pro-turques rencontrent les irréguliers kurdes, qui contrôlent apparemment encore deux quartiers de la ville.
Shbeeb sait que beaucoup à l’étranger sont sceptiques à l’égard des nouveaux dirigeants islamistes. « Enlevez le foulard », dit-il. « Alep est une ville multiculturelle. » Il raconte une anecdote qui, selon lui, représente l’esprit de la nouvelle Syrie. Il marchait avec des miliciens armés lorsqu’un homme s’est approché d’eux. « Alep est trop grande pour vous », dit-il. « Comment allez-vous gérer une ville de cette taille, comment allez-vous fournir du pain, de l’eau et de l’électricité ? Sous le régime d’Assad, personne n’osait affronter des personnes armées de cette manière ? « Désormais, chacun peut exprimer librement ce qu’il pense. »
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