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Erreur dans une étude sur l’acupuncture pendant la grossesse

by Nouvelles
Erreur dans une étude sur l’acupuncture pendant la grossesse

2024-06-12 09:30:10

Es schien eine einfache, praktisch nebenwirkungsfreie Therapie für Schwangere mit Rücken- und Unterleibsschmerzen zu sein: Akupunktur könne diese signifikant reduzieren, hieß es in der Fachzeitschrift „BMJ Open“ im November 2022. Bei den Neugeborenen, deren Mütter sich für die Therapie entschieden hatten, seien keine größeren Nebenwirkungen zu beobachten gewesen. Es sei zwar noch unklar, wie die zur Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) gehörende Akupunktur Schmerzen lindern könne, doch womöglich geschehe dies aufgrund einer Ausschüttung von „Glückshormonen“ und eines verstärkten Blutflusses, wie in einer Pressemitteilung zu der Studie stand.

Die von einer chinesischen TCM-Behörde finanzierte Studie hätte ein Beispiel für den Goldstandard der evidenzbasierten Medizin sein können: Es handelt sich um eine systematische Überblicksarbeit, für die die an südchinesischen TCM-Universitäten arbeitenden Forscher alle verfügbaren Studien zu einer bestimmten Frage analysiert hatten und aus diesen ableiteten, welcher Nutzen und Schaden sich nach Stand der Wissenschaft ergibt.

Eher nur Placebo

Doch die Überblicksarbeit zog erhebliche Kritik auf sich. Alle Studien, auf denen sie beruht, seien von schlechter Qualität, schrieb der klinische Neurologe Steven Novella von der Yale University School of Medicine in seinem Blog – etwa da Patienten wissen konnten, ob sie mit Akupunktur behandelt wurden. Anders als notwendig war bei keiner Studie sichergestellt, dass sowohl Patienten als auch Ärzte nicht wussten, welche Probanden in welcher Gruppe waren. Nur in zwei Studien sei ein Teil der Patienten als Kontrollgruppe mit einer Scheinakupunktur behandelt worden.

Die beobachteten Effekte deuteten außerdem darauf hin, dass andere Studien womöglich erst gar nicht veröffentlicht worden waren, die keinen Nutzen der Akupunktur ergaben, schrieb Novella. Insgesamt deute die Metaanalyse daher darauf hin, dass Akupunktur nur ein Placebo sei.

Auch einem Team Heidelberger Forscher fielen Ungereimtheiten auf: Im Februar 2023 veröffentlichten sie eine Erwiderung zu der Studie. Sie kritisierten, dass die Werte, die das chinesische Forscherteam angegeben hatte, in den einzelnen Studien nicht zu finden oder falsch verwendet worden seien – oder sie passten definitiv nicht zu den jeweiligen Studien. Außerdem seien diese viel zu unterschiedlich, eine Zusammenfassung der Ergebnisse sei gar nicht sinnvoll.

„Falsche Hoffnungen bei Ärzten und Patientinnen“

Obwohl sich das Heidelberger Team an den angesehenen Verlag wandte, der das „British Medical Journal“ (BMJ) herausgab, passierte über ein Jahr lang nichts. Der entstandene Schaden sei beträchtlich, erklärte Meinhard Kieser, Direktor des Instituts für Medizinische Biometrie am Universitätsklinikum Heidelberg, im März gegenüber der F.A.Z. „Der Artikel wurde fast 18.000-mal heruntergeladen und wird schon von zwölf neuen Veröffentlichungen zitiert“, sagte er. „Die zweifelhafte Botschaft zum Wert von Akupunktur in der Schwangerschaft verbreitet sich ungebremst weiter und weckt falsche Hoffnungen bei Ärzten und Patientinnen.“

Doch nun hat der Verlag die Notbremse gezogen und den Artikel zurückgezogen. Das Magazin sei auf mehrere Probleme mit der Studie hingewiesen worden, heißt es in einer Stellungnahme. „Die Studie wies grundlegende Mängel auf, einschließlich der Auswahl der Kontrollgruppen und der Datenextraktion, die nicht korrigiert werden konnten.“

„Es ist hochgradig geboten gewesen, den Artikel zurückzuziehen“, erklärt Kieser nun. „Es hat jedoch viel zu lange gedauert, der Verlag hat uns immer wieder ausweichend geantwortet – am Ende gar nicht mehr, bis wir uns an die Beschwerdeabteilung gewandt haben.“ Er habe gedacht, dass bei einer ernsthaften Begutachtung die Fehler hätten auffallen müssen. „Das hätte dazu führen müssen, dass die Autoren diese Diskrepanzen und Fehler aufklären müssen. Wenn sie es nicht können, muss der Artikel abgelehnt werden.“

Die Evidenzlage zur Akupunktur ist allgemein dünn, Studien hierzu sind oft wenig aussagekräftig. Doch wird teils ein anderer Eindruck erweckt. „Untersuchungen haben ergeben, dass es durch Akupunktur zu einer deutlich verbesserten Reifung des Muttermundes kommt und sich die Wehenkoordination im Geburtsverlauf günstig beeinflussen lässt“, erklärte etwa die Techniker Krankenkasse auf ihrer Website: Die Geburtsdauer könne sich um mehr als zwei Stunden verkürzen, und Schwangere müssten weniger Schmerzmittel nehmen.

Auf eine Nachfrage zu den Studien, auf die sich die Kasse hierbei bezieht, erklärte ein Sprecher, sie werde den Inhalt „noch einmal fachlich überprüfen“ lassen. „Bis diese Prüfung abgeschlossen ist, haben wir ihn bis auf Weiteres vom Netz genommen.“



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