Est-ce que ça marche aussi en politique ?

Meine Güte, was war 2024 für ein lahmes Jahr! Es war so wenig los, dass Sachsens CDU zum Jahresende wenigstens für ein bisschen Action sorgen wollte und am ersten Advent gleich die kleinste der vier Kerzen auf dem Adventskranz anzündete. Das Bild der Tat teilte die Partei sodann stolz im Netz, woraufhin alle Feuerwehren im Umkreis schon mal die Motoren anließen.

Womöglich war das Foto auch nur ein bewusst dezent gehaltenes Signal an die Fraktionen im Landtag, die Geduld der unionsgeführten Minderheitsregierung bei künftigen Verhandlungen nicht allzu sehr auf die Probe zu stellen. Sonst brennt der Baum. Und einen neuen können sich weder das Land noch die Regierung leisten.

Im Nachbarland Polen sieht die Sache anders aus. Dort geht es den Menschen so gut, dass der Sejm ihnen jetzt ein ganz besonderes Geschenk machte und vom kommenden Jahr an auch den 24. Dezember zum Feiertag erklärte. Saubere Sache! Drei volle Tage Weihnachten mit der Familie ohne Fluchtausreden „Muss noch mal schnell zum Supermarkt!“ oder „Der Eierlikör ist alle, was soll Oma von uns denken?“ sind eine Herausforderung, der sich eine Gesellschaft erst mal gewachsen zeigen muss.

Die Polen jedoch sind überzeugt, dass sie das schaffen, und sie trauen sich noch mehr zu: Für die Bundestagswahl im Februar haben sie Deutschland angeboten, mit Papier und Druckern auszuhelfen. Solche Wahlgeschenke sollten wir nicht ablehnen, sondern die Gelegenheit nutzen und auch gleich um Stifte bitten. Nicht dass das Kreuz noch mit dem Fingernagel in den Stimmzettel geritzt werden muss. So ungefähr war es vor 300 Jahren, als der polnische Adel seinen König wählte und der sächsische Kurfürst dabei trotz immenser Summen an Bestechungsgeld – sagen wir mal – suboptimal abschnitt (vgl. Schröder, Gerhard).

Dass August III. dann 1734 dennoch wie zuvor sein Vater August der Starke den Thron in Krakau besteigen konnte, gelang nur mithilfe herbeigeeilter russischer Truppen, die dem polnischen Wahlsieger klarmachten, wo der Haselnussstrauch steht. Dieser heißt auf Russisch Oreschnik, und genauso taufte Wladimir Putin sein Geschenk an die Welt, nämlich eine neue Mittelstreckenrakete, auf die er bevorzugt immer dann hinweist, wenn in Europa mal wieder irgendwo gewählt wird. Das BSW will aus diesem Anlass zur Bundestagswahl den Klassiker „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ neu rausbringen: mit Sahra Wagenknecht als Aschenputtel, Wladimir Putin als reitendem Prinz und Friedrich Merz als böser Schwiegermutter. Aber gut: Einem geschenkten Barsch schaut man nicht . . . aber lassen wir das.

Vom Fernsehen lernen heißt eben siegen lernen. Wer wüsste das besser als Donald Trump, der sich selbst beschenken und seinen Fox-News-Lieblingsmoderator Pete Hegseth zum Verteidigungsminister machen will. Dessen Qualifikation fasste die „New York Times“ so zusammen: „Hegseth hat Trump oft im Fernsehen verteidigt.“ Gut, in Zeiten des Fachkräftemangels darf man nicht allzu wählerisch sein. Unser Lieblingsitaliener zum Beispiel ist Bulgare. Und auch Friedrich Merz wird angesichts der politischen Nachwuchslage kaum etwas anderes übrig bleiben, als Dieter Bohlen zum Chefberater zu machen.

„Für Merz möchte ich gerne sein, was Musk für Trump ist“, hatte Bohlen („You can win, if you want“) erklärt und das mit dem Satz begründet, dass man „mit 300 Milliarden auf dem Konto nicht ganz doof sein“ könne. Damit meinte er allerdings Musk. Um mit diesem beim Kontostand gleichzuziehen, müsste Bohlen ein weiteres Comeback mit Thomas Anders wagen, was die Republik in den kollektiven Hörsturz führen dürfte. Womöglich aber ist genau das der Plan: Merz wäre nicht der Erste in der Geschichte, dem ein Danaergeschenk zum Sieg verhelfen würde.

Bleibt zum Schluss noch eine Nachricht, die wir uns gerne geschenkt hätten: „Bitte beachten Sie, dass die Deutsche Bundesbank ab 31. Januar 2025 nicht mehr per Fax erreichbar ist“, teilt die Behörde geradezu beiläufig mit. Na Prost Neujahr auch. Das ist nicht mehr unser Deutschland!