2024-10-31 12:23:00
In den USA ist H5N1, der Erreger der Vogelgrippe erstmals bei mindestens einem Schwein in einer kleinen Haltung in Crook County in Oregon nachgewiesen worden. Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) und Amtstierärzte des Staates versuchen nun, den Infektionsweg nachzuzeichnen.
Dass ein Schwein betroffen ist, versetzt die Experten in Alarmbereitschaft, da Schweine viele verschiedene Influenzaviren gleichzeitig in sich tragen können, die sich leicht vermischen können. H5N1 könnte im Schwein also mit einem humanen Influenzavirus Eigenschaften austauschen, sodass es besser an Menschen angepasst ist. Die „Schweinegrippe-Pandemie“ (H1N1) hatte im Jahr 2009 ihren Ausgang in einer Schweinehaltung in Mexiko genommen, wo eine solche Vermischung verschiedener Influenzaviren stattgefunden hatte.
Auf dem kleinen Hof in Oregon lebten fünf Schweine, die keine Krankheitssymptome zeigten. Sie wurden aber getestet, weil bei anderen Tieren auf dem Hof H5N1 nachgewiesen worden war. Weil verschiedene Tierarten auf diesem Hof gemeinsame Wasserstellen nutzten, wurden auch die Schweine getestet. Sie wurden dann eingeschläfert, um weitere Untersuchungen durchzuführen, teilte das USDA mit. Zwei Schweine waren den Tests zufolge nicht infiziert, für zwei weitere stehen die Ergebnisse noch aus, und eines ist positiv getestet worden. Erste genetische Analysen der aus dem Schwein isolierten H5N1-Viren zeigen keine Veränderungen, die für eine neue Anpassung an den Menschen sprechen.
Das Landwirtschaftsministerium teilte mit, dass der betroffene Hof ein nichtkommerzieller Betrieb sei und die Tiere nicht für die kommerzielle Lebensmittelversorgung bestimmt gewesen seien. Es gäbe „keine Bedenken zur Sicherheit der nationalen Schweinefleischversorgung“.
Der kleine Hof wurde unter Quarantäne gestellt, für einige Schafe und Gänse stehen die Testergebnisse noch aus.
Ungehinderte Ausbreitung
Der Erreger grassiert bereits seit mehreren Jahren weltweit. Zahlreiche Wildvögel und Wildtiere sind erkrankt und gestorben. Im Mai 2024 war er erstmals in Rinderhaltungen in den USA aufgetaucht, wo er sich nahezu ungehindert ausbreiten konnte. Über Spritzer von Milch hatten sich auch mehr als ein Dutzend Farmarbeiter angesteckt. Sie erkrankten in der Regel nur leicht, bekamen beispielsweise eine Bindehautentzündung, Erkältungs- oder auch Grippesymptome. Weder die Milch noch die Mitarbeiter auf Milchfarmen werden in den USA systematisch getestet, was Experten in Sorge versetzt.
In dieser Woche hatten Wissenschaftler von der University of Wisconsin-Madison und der US-Seuchenbehörde CDC in „Nature“ Studienergebnisse zu Laborversuchen mit H5N1-Viren veröffentlicht. Sie hatten ein Virusisolat, das ursprünglich aus dem Auge eines infizierten Milchfarmmitarbeiters aus Texas isoliert wurde und die Bezeichnung A/Texas/37/2024 (TX/37) trägt. Es gehört zur auch in Vögeln und anderen Tieren weitverbreiteten Klade 2.3.4.4b.
Das Virus konnte sich im Labor in menschlichen Lungenepithelzellen sehr effektiv vermehren. Etwas weniger gut funktionierte das im Bindehautgewebe. In Tierversuchen wurde das Virus sehr leicht durch die Luft von einem Frettchen auf andere übertragen. Zudem vermehrte sich der Erreger in den Tieren sehr gut, sie wurden krank, fünf von sechs starben. Diese Ergebnisse sind beunruhigend, da Frettchen als Tiermodell für das menschliche Immunsystem gelten – und das Virus auf sie diese fatale Wirkung hatte, obwohl es keine speziellen genetischen Anpassungen erworben hatte.
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