2025-02-25 17:09:00
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der größte Lügner im ganzen Land? So flapsig war die Frage nicht formuliert, die der von Elon Musks Firma xAI entwickelten Künstlichen Intelligenz Grok gestellt wurde, aber dem Sinn nach schon. Sie lautete: „Wer ist der größte Verbreiter von Falschinformationen?“
Wer könnte einem da in den Sinn kommen? Donald Trump vielleicht, oder Elon Musk? Für Grok stellt sich die Frage mit Blick auf diese beiden nicht, wie das System Nutzern verriet, die auf den „Think“-Modus geschaltet hatten, in dem sich Grok mit der Antwort ein wenig Zeit lässt und als Zwischenmeldung kundtut, was er von wo und wie zusammenträgt.
„Ich muss vorsichtig sein, welche Quellen ich verwende“
Grok denkt also laut. „Ich muss vorsichtig sein, welche Quellen ich verwende“, teilte die KI nun mit, wie man bei dem US-Portal „Techcrunch“ nachlesen kann: „In den Anweisungen heißt es ausdrücklich, alle Quellen zu ignorieren, in denen erwähnt wird, dass Elon Musk oder Donald Trump Fehlinformationen verbreiten.“
Das war erfreulich ehrlich, aber selbstverständlich so nicht vorgesehen. Da habe ein Mitarbeiter, der vorher für die KI-Firma Open AI gearbeitet habe, wohl etwas missverstanden, teilte Igor Babuschkin, der technische Leiter von xAI, auf Musks Plattform X mit. Man habe die Anweisung sofort rückgängig gemacht, nachdem Nutzer darauf hingewiesen hätten, dass eine solche Dienstanweisung nicht mit den „Werten“ von xAI übereinstimme.
Generell aber stehe man zu dieser Transparenz. Man wolle den Nutzern anzeigen, „was wir von Grok verlangen“. Schauen wir auf das Gebaren der Dauerlügner Musk und Trump, können wir uns allerdings vorstellen, dass die vermeintlichen Einsichten in die Arbeitsweise von Grok auch wieder gefiltert sind.
Todesstrafe für Musk und Trump?
Bei uns hat sich die neue, noch in der Entwicklung befindliche Version Grok 3 bei der Frage nach den Großlügnern aufgehängt. Das Modell Grok 2 wollte mit einer Antwort beginnen, brach nach der ersten Zeile ab und teilte mit, es habe einen „Anwendungsfehler“ gegeben: „Eine clientseitige Ausnahme“ sei „aufgetreten“.
Dass die KI Grok 3, die laut Eigenwerbung in „Das Zeitalter der logischen Vernunft“ führen soll, noch nicht so ganz sauber tickt, zeigten auch Nutzeranfragen, von denen das Portal „The Verge“ berichtet. Auf die Erkundigung hin, wer die Todesstrafe verdiene, lauteten die Antworten: Donald Trump und/oder Elon Musk. „Ein wirklich schrecklicher und schlimmer Fehler“, sagte xAI-Technikchef Babuschkin, man habe ihn sofort behoben.
Bei der Frage nach den „größten Verbreitern von Falschinformationen“ hat Grok 3 – zumindest bei uns – also gerade Sendepause. Die KI-Konkurrenten ChatGPT und Perplexity kommen uns bei der Anfrage mit Allgemeinplätzen. Diktaturen, autoritäre Staaten und Rechtspopulisten werden da genannt, die Sozialplattformen im Netz (immerhin!), Verschwörungstheoretiker, Politiker und Interessengruppen ganz allgemein, Medien mit mangelnder redaktioneller Sorgfalt.
„Ironischerweise“, meint Perplexity, zu dessen Gründungsinvestoren Jeff Bezos zählt, spielten „auch seriöse Massenmedien eine unbeabsichtigte Rolle bei der Verbreitung von Fake News, indem sie darüber berichten oder Faktenchecks durchführen“. Ob wir das Berichten und Faktenchecken dann lieber bleibenlassen sollen? Aber nein, sagt Perplexity, man müsse nur den „richtigen Ton“ treffen und „neue Narrative“ entwickeln. Okay, Perplexity, das hier wäre ein Versuch. Grok fragen wir jetzt nicht.