2025-02-07 11:58:00
Hamburg bekommt eine neue Oper in der Hafencity. Die Stadt und die Kühne-Stiftung haben sich auf den Neubau einer Oper auf dem Baakenhöft verständigt, teilte die Senatspressestelle mit. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), Kultursenator Carsten Brosda (SPD), Jörg Dräger, Geschäftsführender Stiftungsrat der Kühne-Stiftung und Karl Gernandt, Präsident Kühne Holding AG, wollen den Vertrag zur Planung und Realisierung am Mittag im Hamburger Rathaus vorstellen.
Im Frühjahr 2022 hatte Kühne das erste Mal angekündigt, er würde seiner Heimatstadt Hamburg gerne ein Opernhaus schenken. Nach anfänglicher Skepsis konnten sich die Vertreter der Stadt immer mehr mit dem Vorschlag anfreunden und die Verhandlungen über den Bau schritten hinter verschlossenen Türen weiter voran.
Kritiker eines neuen Opernhauses in Hamburg hatten vom Senat eine seriöse und belastbare Planung gefordert. „Das Angebot des in der Schweiz lebenden Unternehmers Michael Kühne, Hamburg eine Oper zu spendieren, klingt im ersten Moment wie ein Sechser im Lotto“, sagte Sascha Mummenhoff, Landesvorsitzender vom Hamburger Steuerzahlerbund. „Doch in Wahrheit bringt dieses ‘Geschenk’ enorme Risiken mit sich – vor allem für die Steuerzahler.“ Auch die Linksfraktion und der Denkmalverein forderten mehr Transparenz bei den Verhandlungen.
Kühne soll sämtliche Kosten übernehmen
Großprojekte seien in dieser Stadt notorisch anfällig für Kostenexplosionen und Verzögerungen. „Die Frage ist also nicht, ob es teurer wird, sondern nur, wie viel teurer – und wer am Ende zahlt“, sagte Mummenhoff. Deshalb müsste im Vorfeld unbedingt geklärt werden, wer das finanzielle Risiko trägt. „Kühne muss garantieren, dass er nicht nur den Bau, sondern auch alle Mehrkosten übernimmt. Ohne Ausnahmen. Ohne Nachverhandlungen.“
Auch die Linksfraktion in der Hamburger Bürgerschaft meldete Bedenken an. „Man muss auch einem geschenkten Gaul ins Maul schauen! Die von Kühne zugesagten 330 Millionen Euro werden nicht mal ansatzweise die Kosten einer neuen Oper decken“, sagte Norbert Hackbusch. Ungeklärt geblieben wäre auch die Frage der Betriebskosten. „Und dann ist da ja auch noch das denkmalgeschützte Gebäude der Staatsoper in der Innenstadt: Es gibt keinen Plan für seine zukünftige Nutzung, aber die Stadt muss es weiterhin erhalten und eben auch sanieren.“
Was wird aus der Oper an der Dammtorstraße?
Der Bund der Steuerzahler forderte ein nachhaltiges Konzept für die existierende Oper in der Innenstadt. „Was wird also aus dem historischen Bau und wer kommt für die Kosten auf? Auch hier müssen seriöse Antworten her, bevor es zum Notar geht“, forderte Mummenhoff.
Der Hamburger Denkmalverein fordert den Erhalt der Staatsoper am Dammtor aus dem Jahr 1955. „Hamburg besitzt mit dem Bau eine traditionsreiche Spielstätte, die eine sehr gute Akustik hat und nur saniert werden muss“, sagte Geschäftsführerin Kristina Sassenscheidt. Es wäre daher weder baukulturell noch finanziell zu verantworten, dieses zentral gelegene Haus einer unklaren Zukunft zu überlassen und stattdessen für viel Geld einen Neubau an den Südrand der HafenCity zu stellen.
Zusammen mit Professoren und Architekten fordert der Denkmalverein den Senat auf, die Öffentlichkeit sowohl über den aktuellen Sanierungsbedarf des Gebäudes als auch über die Gesamtkosten eines möglichen Neubaus zu informieren. „Eine breite Beteiligung der Öffentlichkeit ist die Voraussetzung für jede weitere mögliche Konsequenz“, hieß es. Kultursenator Carsten Brosda hatte bereits angekündigt, dass es für eine andere Nutzung des Gebäudes schon Ideen gebe.