2024-05-22 10:08:21
An einer Tafel saßen: Leonardo DiCaprio, Tobey Maguire und achtzehn enge Vertraute der beiden Superstars. „Sie waren ganz unauffällig, die anderen Gäste wurden gar nicht auf sie aufmerksam“, sagt Laurent Drouard, General Manager des am Rand von Saint-Tropez gelegenen Fünf-Sterne-Hotels Lou Pinet. Per E-Mail hatte sich die Dinner-Gesellschaft angekündigt, ohne aber Namen preiszugeben.
„Nach dem Abendessen gingen sie auf die Terrasse hinaus. Auf dem Sofa da drüben hat DiCaprio gesessen.“ Hotelgäste waren sie nicht; Leonardo DiCaprio zählt zwar zu den regelmäßigen Besuchern im womöglich bekanntesten Fischerdorf der Welt, mietet aber gerne Haus oder Yacht. Wenn in der Beefbar am Abend ein DJ Musik auflegt, während der provenzalische Rosé fließt und auf den Punkt gegrillte Steaks von japanischem Kobe-, australischem Wagyu- und amerikanischem Prime-Black-Angus-Rind aus der Küche kommen, sind Hotelgäste tatsächlich in der Unterzahl.
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„Viele Restaurantgäste kennen die Beefbars von Riccardo Giraudi aus Monaco, Mykonos oder Paris und kommen deshalb zu uns“, so Drouard. Achtzig Prozent der Dinner-Gäste wohnen nicht im Hotel; zu ihnen zählen Prominente wie die Clique DiCaprios oder Roger Federer mit Familie. Und obwohl sie hier sehr gut essen, verpassen sie dennoch das Vergnügen, wenige Hundert Meter vom Place des Lices in Saint-Tropez entfernt die Stille eines ländlichen Morgens in Südfrankreich zu erleben.
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Mit vierunddreißig Zimmern und Suiten in mehreren um den größten Hotelpool in Saint-Tropez gruppierten Gebäuden ist das Hotel Lou Pinet übersichtlich. Aprikosenfarbene Fassaden, grüne und graue Fensterläden, rote Ziegeldächer, schlanke Zypressen, die von Pinien beschattete Terrasse und zahlreiche Kunstobjekte verstärken den Eindruck eines geschmackvollen Landsitzes. „Unsere Eltern und Großeltern haben früher mit uns in Saint-Tropez Urlaub gemacht“, erzählt Mitinhaberin Leslie Kouhana. „Das wunderschöne Fischerdorf, die Einfachheit des Lebens, die ursprüngliche Atmosphäre, das alles wollten wir mit unserem Hotel erlebbar machen.“ Um diesen Effekt zu erzielen, suchten sie und ihre Schwester Kimberley Cohen jedes Möbelstück, jedes Wohnaccessoire, jedes Bild an den Wänden und jedes Kunstobjekt selbst aus. „Einige Werke haben wir unseren Eltern abgeschwatzt, die Kunst sammeln.“ Persönlich und familiär wie in einem Privathaus sollte es außerdem zugehen. Das bedeutet, dass es Zimmerschlüssel gibt statt Karten, Espadrilles statt gewöhnlicher Hotelbadeschlappen und am Pool neben Liegen auch Hängematten.
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Ein Faible für das Flair des Midi
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Ihr Vater Patrick Pariente gründete 1973 das Modeunternehmen Naf Naf, das über Jahrzehnte auch mit einer Boutique am Hafen von Saint-Tropez vertreten war. 2007 verkaufte er die Marke und wechselte einige Jahre später zusammen mit den Töchtern Leslie und Kimberley in die Hotellerie. 2017 erwarb die Familie das Anwesen in Saint-Tropez, das schon zuvor ein Leben als Hotel geführt hatte. Nach zweijähriger Umgestaltung eröffnete es 2019 unter neuem Namen. „Lou Pinet“ ist die provenzalische Entsprechung für die Pinie. Der von Architekt Charles Zana und Innenarchitekt François Vieillecroze geschaffene Look besticht durch natürliche Farben und Materialien wie Terrakotta, Leinen, Bast, Holz und Keramik.
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Ein Faible für das Flair des Midi und die langjährige Liebe zu Saint-Tropez verband die beiden Architekten mit der Inhaberfamilie, die seit den Sechzigerjahren ihre Sommerurlaube hier verbrachte. Landschaftsarchitekt Jean Mus aus Saint-Tropez erhielt den alten Baumbestand und schuf mit einem kleinen Lavendelfeld, einem Gemüsegarten und heimischen Pflanzen den Eindruck eines alten mediterranen Gartens. Mittlerweile betreibt die Familie vier kleine Fünf-Sterne-Hotels; neben dem Lou Pinet gehören das 2018 eröffnete Crillon-le-Brave in der Provence, Le Coucou in Méribel und seit Oktober auch ein Haus in Paris zu den Maisons Pariente.
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Das Licht des Südens
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Kunstwerke von Turner-Preisträger Sir Tony Cragg und des Schweizer Künstlers Ugo Rondinone schmücken die öffentlichen Bereiche. In den Zimmern setzen Bildbände, getrocknete Blumen, bunte Kissen, provenzalisches Kunsthandwerk und moderne Gemälde an weißen Wänden sparsame Akzente. Ansonsten ist das Licht des Südens ein beherrschendes Stilelement: Flügeltüren lassen im ersten Stock durch weiße Gardinen das Morgenlicht ins Zimmer, bei Tag leuchten Pool und Terrasse in klarstem Licht, später schauen die Gäste zu, wie die sinkende Sonne Garten und Hügel in goldene Töne taucht.
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Das Hotel Lou Pinet schafft keine Illusion. Das alte Saint-Tropez existiert noch, auch wenn man an einem heißen Sommertag, wenn sich Menschenmengen über den Quai Suffren und zur Zitadelle hinaufschieben, genau hinschauen muss. Die Schönheit des Hafens mit seinen Cafés an der einen und den Riesenyachten an der anderen Seite, der Reiz der Gassen und des Place des Lices, auf dem sich wie immer schon am Spätnachmittag ältere Herren zum Pétanque, andere zum Pastis im Café des Arts treffen, haben überdauert.
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Dank äußerst restriktiver Bauvorschriften ist Saint-Tropez im Kern so, wie Brigitte Bardot und Roger Vadim es 1955 bei den Dreharbeiten zu „Und ewig lockt das Weib“ vorfanden. Bardot, im Alter politisch abgedriftet, liebt den Ort noch immer und lebt auch noch immer hier; durch ihre öffentliche Liebesbekundung für das schon von Picasso, Juliette Gréco und Françoise Sagan geschätzte Dorf initiierte sie seinerzeit den ersten großen Besucheransturm. Seither führt das Städtchen mit viertausend Einwohnern ein Doppelleben zwischen Jetset und Massentourismus einerseits und südfranzösischer Lebenslust andererseits. Trotz der Nobelboutiquen, die Buchhandlungen und Ateliers der Siebzigerjahre ersetzt haben, ist der Zauber noch spürbar: morgens auf dem kleinen Fischmarkt, auf dem noch immer zwei Fischerfamilien ihren Fang anbieten; hinter dem alten Hafen, wo das Wasser bis kurz vor die Fassaden der alten Häuser schlägt; und spätabends im Hafen. Wenn sich die Straßen leeren und die Yachten im Hafen ihre Gangways einklappen, schieben die Gäste im Restaurant La Petite Plage oder im Noto gleich daneben ihre Stühle weg und tanzen.
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Information: Das Hotel Lou Pinet öffnet 2024 von Anfang Mai bis 29. September. Das Doppelzimmer mit Frühstück kostet ab 300 Euro pro Person. Weitere Auskünfte unter www.loupinet.com.
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