2024-04-25 16:23:10
Jürgen Klopp sieht müde aus, als er am Mittwochabend vor die Fernsehkameras tritt. Gerade hat sein FC Liverpool das Stadtderby gegen den FC Everton 0:2 verloren, im Kampf um die Meisterschaft ist das Team dadurch auf Patzer der Rivalen Arsenal und Manchester City angewiesen. „Nichts Gutes“ hat der Trainer über die Leistung seiner Mannschaft zu sagen: „Es war einfach nicht gut genug, das ist die Wahrheit.“
Schon nach dem Hinspiel im Europa-League-Viertelfinale gegen Atalanta Bergamo, das Liverpool 0:3 verloren hatte, brachte Klopp nicht mehr die Energie auf, seine Spieler wie sonst üblich in Schutz zu nehmen. „Bei vielen Leistungen heute dachte ich ups, wow“, versuchte er seine Enttäuschung nach dem Spiel in Worte zu fassen: „Das war wirklich schlecht!“
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Klopp: „Die Tabelle könnt ihr selber lesen“
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In der entscheidenden Phase der Saison bringt sich Liverpool gerade selbst um die verbleibenden Chancen, Klopp im Sommer mit Titeln zu verabschieden. Den nicht übermäßig prestigeträchtigen Ligapokal haben die Liverpooler im Februar zwar gewonnen, aber aus dem FA Cup und der Europa League sind sie seitdem ausgeschieden. So bleibt ihnen nur noch die Premier League, wo Arsenal und City allerdings die besseren Aussichten auf Erfolg haben, weil Liverpool im April gegen Manchester United nur unentschieden gespielt und gegen Crystal Palace sowie Everton verloren hat.
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„Wir brauchen eine Krise bei Manchester City und Arsenal und müssen alle unsere Spiele gewinnen“, sagte Klopp, angesprochen auf die Meisterschaft, mit mehr als nur einem Unterton von Resignation: „Ich weiß nicht, warum ich das beantworten soll, denn die Tabelle könnt ihr selber lesen.“
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Gegen Everton wurden die jüngsten Schwächen des Liverpooler Teams einmal mehr sichtbar. So fielen beide Gegentore nach Standardsituationen, obwohl „jeder weiß, dass das deren Stärke ist“, klagte Klopp. Besonders das zweite Gegentor – ein Kopfball von Dominic Calvert-Lewin nach einer Ecke – machte den Trainer ratlos: „Eine Routine, die sie die ganze Saison genutzt haben, und er steht trotzdem völlig frei. Das ergibt keinen Sinn.“ Eine Aussage, die nicht auf mangelnde Vorbereitung auf den Gegner hindeutet, sondern auf mangelnde Konzentration auf dem Platz. Verantwortlich war in diesem Fall Rechtsverteidiger Trent Alexander-Arnold, der Calvert-Lewin ungehindert zum Ball springen ließ.
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Der Angriff war unter Klopp in den vergangenen Jahren das Herzstück seines kräfteraubenden Vollgas-Fußballs. Sowohl beim 0:1 gegen Crystal Palace als auch gegen Everton erspielte sich Liverpool nun zwar zahlreiche Torchancen, vergab sie aber teils unglücklich und teils kläglich. Wie in dieser Szene vom Mittwochabend: Minuten nach dem ersten Gegentor steht Liverpools Mittelstürmer Darwin Núñez frei vor dem gegnerischen Tor, schießt aus ein paar Metern Entfernung aber Torwart Jordan Pickford hart an statt den Ball ausgeruht links oder rechts an ihm vorbei zu schieben.
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Von insgesamt 23 Torschüssen, die Liverpool abgab, gingen nur sieben auf das Tor und keiner in das Tor. „Wir haben massive Chancen kreiert und keine davon genutzt“, sagte Klopp hinterher und suchte nach Worten: „Ich bin deshalb nicht wütend. Bin ich enttäuscht? Ja. Es ist verrückt.“
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Als Jürgen Klopp im Januar bekanntmachte, dass er in diesem Sommer als Trainer des FC Liverpool aufhören wird, wägte er seine Worte ähnlich vorsichtig. „Es liegt daran, dass ich … wie soll ich das sagen? Mir geht die Energie aus“, sagte er in seiner Videobotschaft an die Fans. Darin betonte er auch, er wolle noch einmal „alles aus dieser Saison herausquetschen“, bevor er sich nach dann fast neun Jahren verabschiedet. Zum Gewinn der Champions League 2019, der Meisterschaft 2020 und des FA Cups 2022 spielte sich seine Mannschaft mit dem oft zitierten „Heavy-Metal-Fußball“. Doch wie es jetzt aussieht, wird der Schlussakkord dazu nicht so recht passen.
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