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La Grande-Bretagne est en conflit sur les projets de démolition de Marks & Spencer à Londres

by Nouvelles

2025-01-04 20:38:00

Marks & Spencer steht im britischen Volksbewusstsein für Solidität, Zuverlässigkeit und Britishness. Dabei waren die Ursprünge alles andere als britisch. Die Einzelhandelskette ging aus einer Marktbude hervor, die der durch Pogrome aus Russland nach Nordengland vertriebene Michael Marks 1884 in Leeds errichtete. In der Firmenlegende heißt es, der jiddischsprechende Einwanderer habe sich seiner mangelhaften Englischkenntnisse derart geschämt, dass er ein Schild an ­seinem Stand in Leeds anbrachte, das die Kunden gemahnte, nicht nach dem Preis zu fragen – alles koste einen Penny.

Aus diesen bescheidenen Anfänge erwuchs eine Marke, die ein Paradebeispiel für die britische Fähigkeit ist, fremde Einflüsse, die Gefallen finden, rasch zu integrieren und sich ihrer dann als Bestandteile der eigenen Kultur zu rühmen. In seinem possenhaften Roman „England, England“ über einen Finanzmagnaten, der die Isle of Wight in einen gigantischen Erlebnispark mit allen Wahrzeichen Englands verwandeln will, lässt Julian Barnes diesen Unternehmer eine Umfrage unter Menschen in aller Welt in Auftrag geben, um die fünfzig Inbegriffe von Englishness zu ermitteln. Die Liste klischeehafter nationaler Institutionen umfasst neben dem Königshaus, Cricket, Shakespeare und den weißen Felsen von Dover eben auch Marks & Spencer.

Dieser ikonenhafte Status hat wohl dazu beigetragen, dass die Zukunft der Flaggschiff-Filiale der Kette am west­lichen Ende der Londoner Oxford Street die Gemüter mehr erregt als andere Projekte in der britischen Hauptstadt. Marks & Spencer will sein sechsstöckiges Warenhaus aus den Dreißigerjahren und dessen zwei spätere Erweiterungen durch einen neunstöckigen Neubau ersetzen. Die geplante Mischnutzung mit Einzelhandel auf bloß zwei, statt wie bisher fünf Etagen, und fast 46.000 Quadratmetern Bürofläche spiegelt die Anpassung an das veränderte Konsumverhalten im digitalen Zeitalter. Mit dem Bauprojekt will das Unternehmen nach eigenem Bekunden die Regenerierung einer der berühmtesten Einkaufsstraßen der Welt untermauern.

Vom Niedergang der Oxford Street

In den vergangenen Jahren haben mehrere große Handelsketten ihre Niederlassungen wegen Insolvenz oder Sparmaßnahmen geschlossen. Die Pandemie hatte die Kundenfrequenz verringert und den Niedergang der dinosaurierhaften Warenhäuser und Geschäfte beschleunigt, die der Kunsthistoriker Nikolaus Pevsner einmal mit einer die Straße majestätisch heruntersegelnden Flottille verglichen hat. In den leerstehenden Gebäuden dieser Galionsfiguren des Konsums haben sich Anbieter von bunten amerikanischen Süßigkeiten, E-Zigaretten, Koffern und Touristenschrott eingenistet. Dahinter versteckt sich ein undurchsichtiges Netz von Briefkastenfirmen mit unidentifizierbaren Eignern, die nicht zur Rechenschaft gezogen werden können. Vor zwei Jahren gab der Gemeinderat von London fast acht Millionen Pfund an unbezahlten Grundsteuern auf gewerbliche Betriebsgrundstücke verloren. In den vorangegangenen sechs Monaten waren aus diesen Niederlassungen gefälschte oder illegale Waren, darunter unsichere Vapes, beschlagnahmt worden.

Vor diesem Hintergrund wütet seit fast vier Jahren der Streit um das Marks-&-Spencer-Gebäude, der viele Facetten der aktuellen politischen, ökologischen, wirtschaftlichen und kulturellen Diskurse berührt, angefangen mit dem Kampf des stationären Einzelhandels gegen das Online-Geschäft und der Frage, ob Sanierung nachhaltiger ist als Abriss und Neubau eines bestehenden Gebäudes. In den verschiedenen Sichtweisen kommen auch die kontrastierenden Wertevorstellungen von Tories und Labour in Bezug auf die Denkmalpflege zum Tragen. Auf höchster politischer Ebene kollidiert die konservative Neigung, das Bewährte zu bewahren, mit dem progressiven Instinkt der Linken.

Darüber hinaus entfaltet sich ein Machtkampf zwischen dem Gemeinderat und dem Londoner Bürgermeister Sadiq Khan. Dieser macht seine Hoheit über das Londoner Straßennetz geltend, um dem Gemeinderat die Verantwortung für Oxford Street zu entziehen und sein Vorhaben zu verwirklichen, den Boulevard in eine Fußgängerzone zu verwandeln. Das vergrätzt wiederum benachbarte Anlieger, die sich der Umleitung der Busse von der Verkehrsader in ihre Wohnstraßen widersetzen. Als der Labour-Politiker Khan seine von der neuen Labour-Regierung unterstützten Pläne für die Umgestaltung der Einkaufsmeile im September ankündigte, legte der Gemeinderat von Westminister eigene Pläne für die Aufmöbelung von Oxford Street pikiert auf Eis. Die Bezirksverwaltung hatte im Rahmen eines umfangreichen Programms für die Erneuerung des West Ends schon vor einem Jahr angekündigt, zusammen mit den Grundbesitzern neunzig Millionen Pfund in die Sanierung des öffentlichen Raumes investieren zu wollen, um den früheren Glanz des führenden Einkaufsviertels wiederherzustellen. Vorarbeiten sind bereits geleistet worden, der Baubeginn war für dieses Frühjahr anberaumt.

Persönliche Intervention des Bauministers

Unterdessen hat Angela Rayner, die Ministerin für Wohnungswesen, Gemeinschaften und Kommunalverwaltung, die Entscheidung ihres konservativen Vorgängers Michael Gove gekippt, den Neubau von Mark & Spencer zu verhindern. Gove hatte im April 2022 persönlich interveniert, um die im November 2021 vom Gemeinderat bewilligten Pläne zu blockieren, bis er sie überprüft hätte. Auf diesen Entscheid folgte im Oktober 2022 eine öffentliche Anhörung, bei der die Denkmalschutzorganisation SAVE mit Hilfe von Crowdfunding eine Fülle von Kräften mobilisierte, darunter auch die Schauspielerin Kristin Scott Thomas, die Marks & Spencer mahnte, als internationale Marke und vertrauten Namen seiner Verantwortung gegenüber der Umwelt gerecht zu werden. Diesem Aspekt maß SAVE denn auch mehr Gewicht bei als dem kulturhistorischen Wert – wohl auch, weil das Gebäude nicht mit der Grandezza des benachbarten Kaufhauses Selfridges konkurrieren kann.

1909 im Stil der wegen der Anlehnung an die Architektur von Sir Christopher Wren kalauernd „Wrenaissance“ genannten Bewegung errichtet, verströmt Self­ridges das Selbstvertrauen eines Weltreichs, über dem die Sonne nie unterging. Dagegen wirkt das Marks-&-Spencer-Gebäude mit seinen bewusst an den Nachbarn anklingenden neugriechischen Akzenten blass. Der Antrag, es unter Denkmalschutz zu stellen, ist denn auch zwei Mal gescheitert, auch weil ursprüngliche Elemente wie die Verzierung der Fassade mit Skulpturen von Figuren aus „Alice im Wunderland“ und die Innenausstattung nicht mehr erhalten sind. Denkmalschützern zufolge bedeutet das jedoch nicht, dass das Gebäude ohne architektonischen oder historischen Wert sei, zumal es positiv zum Umfeld von Self­ridges und den Charakter von Oxford Street als Einkaufsstraße beitrage.

In Hinblick auf die Klimakrise sehen die Gegner des Marks-&-Spencer-Projekts die Ertüchtigung alter Gebäude als Weg in die Zukunft. Sie berufen sich dabei auf andere umfunktionierte Kaufhäuser der Oxford Street, darunter das Emporium der insolventen Modekette Topshop, das Ikea gerade renoviert. Der immer wieder ins Feld geführten Statistik, dass ein Abriss der Flaggschiff-Filiale 40.000 Tonnen gebundenes Kohlendioxid ausstoßen würde, setzt das Unternehmen den Hinweis entgegen, dass der um 75 Prozent energieeffizientere Neubau die Kosten der Negativemissionen nach elf (ursprünglich hieß es siebzehn) Jahren aufwiegen werde. Eine Modernisierung des Altbaus sei nicht rentabel. Das Unternehmen drohte, Oxford Street zu verlassen, wenn der Antrag scheitere, was, so der Geschäftsführer, die ganze Straße in Mitleidenschaft ziehen und tausende von Stellen aufs Spiel setzen würde.

Ein bislang folgenloses Gerichtsurteil

Der Bauinspektor entschied zugunsten des Unternehmens: Der Gewinn für die Öffentlichkeit überwiege die Nachteile. Gove nahm dieses Urteil jedoch nicht an und verweigerte die Bauerlaubnis mit der Begründung, dass das Vorhaben das historische Ensemble der Oxford Street beschädigen und den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Zukunft nicht fördern würde. Auch fehle es an Beweisen dafür, dass es keine plausiblen Alternativen zu einem Neubau gebe.

Marks & Spencer warf dem Minister vor, das Wachstum zu drosseln, und beschuldigte ihn politischer Effekthascherei, deren Auswirkungen sich weit über das West End hinaus bemerkbar machen würden. Das Unternehmen hat Goves Entscheidung vor Gericht angefochten und dort im vergangenen März Recht bekommen Nach dem Dafürhalten der Richterin habe Gove die Rahmenbedingungen in Bezug auf den Übergang zu „Netto-Null“ falsch ausgelegt. Der Minister habe die Planungsprinzipien nicht angewandt, sondern neu geschrieben.

Trotz diesem Urteil behielt das Ministerium das letzte Wort. Bis es so weit war, hatte Gove indes seinen Stuhl räumen müssen. Der Regierungswechsel hat eine Wende in der Einstellung zur Planungspolitik gebracht. Labour gelobt, Großbritannien wieder zum Bauen zu bringen, um die Wohnungsnot mittels der Errichtung von 1,5 Millionen neuen Häusern in fünf Jahren in den Griff zu bekommen und die Wirtschaft anzukurbeln.

Von einem wenig sentimentalen Bezug zur historischen Bausubstanz zeugt der Kommentar des grünen Industriellen und Ökoaktivisten Dale Vince zum Fall Marks & Spencer. Vince, der zu den größten Geldgebern Labours gehört, begrüßte die Entscheidung für den energieeffi­zienten Neubau: Mitunter sei der britische Denkmalschutz bloß künstlich am Leben gehaltene Geschichte. In diesem Sinne sprach auch Goves Nachfolgerin Angela Rayner bei der Ankündigung von Lockerungen bei der Baugesetzgebung, durch die Labour den größten Bauboom seit einem halben Jahrhundert zu entfesseln hofft. Die sogenannten „Nimbys“ (not in my backyard), die sich Bauvorhaben widersetzten, und Baublockierer, die sich an EU-Bestimmungen zum Artenschutz klammerten, sollten nicht mehr die Überhand haben, erklärte Rayner.

Die Genugtuung, mit der sie Goves Einwände gegen das Marks-&-Spencer-Projekt zurückwies, war ebenso wenig zu übersehen wie die von konservativen Medien, die meldeten, dass die Labour-Regierung für die Realisierung ihrer ehrgeizigen Vorhaben mangels britischer Bauarbeiter auf ausländische Kräfte angewiesen sein werde. Der Ausgang des m Streits um Marks & Spencer wird von beiden Seiten als richtungsweisend für die künftige Handhabung der Nachhaltigkeitsfrage – Sanieren oder Abreißen – bewertet.



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