2024-04-23 14:32:09
„Sie schwebt“, sagt Felix Koslowski als erstes, wenn er die Spielweise von Leana Grozer beschreiben soll. Ihre Leichtigkeit beim Spiel am Netz verblüfft ihn immer wieder. Wenn der Schweriner Bundesliga-Coach über die 16 Jahre alte Außenangreiferin spricht, gerät er ins Schwärmen.
Über das große Talent, das einen großen Namen trägt, diesen aber nicht als Belastung wahrnehme, sondern als Ansporn. Über ihren Fleiß, ihre Reife, ihr Können. „Sie gibt sich zu einhundert Prozent hin, sie zerreißt sich für ihren Sport“. Leana Grozer, Tochter von „Volleyball-Legende“ Georg Grozer, werde „auf jeden Fall die nächste Topspielerin“, darauf legt sich der ehemalige Bundestrainer fest.
[–>
Leana Grozer, geboren am 23. April 2007, „ist in der Volleyball-Halle groß geworden“, wie sie selbst sagt. Schon ihr Opa, Georg Grozer senior, schmetterte im deutschen Nationalteam und vererbte den Ehrentitel „Hammerschorsch“ an seinen Sohn Georg junior, der mit 39 Jahren noch immer Kopf und Herz der Nationalmannschaft ist. Bei Leana hat die Genetik voll durchgeschlagen – und sie hat ihre sportliche Sozialisation niemals als Beschränkung wahrgenommen, sondern als Chance, eine Familientradition fortzusetzen.
[–>
Eigentlich sollte der Teenager noch beim Schweriner SC II in der zweiten Liga Nord spielen und Erfahrung sammeln. Stattdessen greift sie mit dem Bundesligateam des SSC Palmberg Schwerin schon nach der deutschen Meisterschaft. Ins vierte Spiel der Finalserie an diesem Mittwoch (20.20 Uhr live in Sport1) bei Titelverteidiger Allianz MTV Stuttgart gehen die Nordostdeutschen mit einer 2:1-Führung – bei einem weiteren Sieg wäre der erste Schweriner Titelgewinn seit 2018 realisiert. Leana Grozer wird an maßgeblicher Stelle dabei sein.
[–>[–>
Die ersten Spiele der Play-Off-Finalserie verpasste sie noch, weil sie zeitgleich mit dem U18-Nationalteam gefordert war. Die EM-Qualifikation war das Ziel – und gelang. Auch in die A-Nationalmannschaft hat Grozer schon reingeschnuppert – und wenn alles gut läuft, könnte sie mit den deutschen Frauen noch die Olympia-Teilnahme schaffen.
[–>
„Ein Grozer möchte immer spielen“
[–>
In Paris würde die Tochter dann neben dem Vater um olympische Ehren spielen – was die erfolgreiche Familiengeschichte der Grozers um ein weiteres glanzvolles Kapitel erweitern würde. „Sie trägt unseren Namen mit Würde und Stolz und versucht zugleich, sich ihren eigenen Namen zu machen“, sagt Georg im Gespräch mit der F.A.Z und staunt bisweilen selbst über den Biss seiner Tochter: „Unglaublich, wie viel Liebe sie für unseren Sport hegt“.
[–>
Und obwohl er versucht, kein Vater zu sein, der in die Karriere seine Tochter reinregiert, will er zugleich ihren Ehrgeiz und ihre Träume unterstützen, so gut es geht. Bedenken, dass die Anforderungen in der Bundesliga noch zu groß sein könnten, hegt er nicht: „Es ist eine tolle Gelegenheit für sie“, meint Grozer – und erinnert daran, dass er selbst auch schon mit 17 in der obersten Klasse debütierte: „Ein Grozer möchte immer spielen“.
[–>[–>
Besondere Schonfrist für „Bambi“
[–>
Dabei vertraut er der sportlichen und pädagogischen Führung von Felix Koslowski vollauf: „Leana ist in Schwerin in besten Händen“. Der 40-Jährige Koslowski, selbst vierfacher Vater, weiß um die besondere Verantwortung bei der Entwicklung einer jungen Spielerin. Er schont sie deshalb öfter, als sie es selbst fordern würde. „Sie ist ja noch ein Mädchen“, beschreibt Koslowski die 1,84 Meter große Leana, die bei aller Veranlagung körperlich längst nicht ausgereift ist. „Ein Strich in der Landschaft“ – so ihre Erscheinung. Diese Leichtigkeit hilft beim Schweben, doch etwas mehr Muskulatur würde die Widerstandsfähigkeit stärken.
[–>[–>
Eifersüchteleien im Team über den Sonderstatus der jungen Mitspielerin nimmt er nicht wahr: „Sie sehen ja alle, wie sehr sich Leana reinkniet.“ Und ein bisschen liebevollen Spott muss sie auch ertragen: Wegen ihrer langen dünnen Beine wird sie intern „Bambi“ genannt.
#Lattaquante #flottante #Leana #Grozer
1714014272