2024-05-08 08:25:35
Als zu später Stunde im Pariser Prinzenpark auch die dritte Dortmunder Jubelwelle abgeebbt war und die Fußballhelden von Borussia Dortmund sich ins Innere des Stadions im Westen der französischen Hauptstadt zurückgezogen hatten, kam sie, diese unvermeidliche Frage nach dem Wunschgegner für das Finale. Am 1. Juni spielt der Ballspielverein Borussia 09 (BVB) nach zwei 1:0-Siegen im Halbfinale gegen Paris Saint-Germain im Wembleystadion von London um den Titel in der Champions League.
Aber gegen wen? An diesem Mittwoch (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei DAZN) trifft Real Madrid auf den FC Bayern. Nach dem 2:2 im Hinspiel in München ist das Duell der Schwergewichte des europäischen Fußballs völlig offen. Bekommt es der BVB also mit dem Rekordsieger aus Spanien zu tun? Oder kommt es abermals zum Duell mit dem deutschen Gegner, der das Finale 2013 an gleicher Stelle mit 2:1 für sich entschied? Und was wäre den Dortmundern denn lieber?
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Trainer Edin Terzić wollte sich nicht festlegen. „Heute sind wir der Favorit“, begann er die Antwort. „Ab morgen dann nicht mehr – egal, gegen wen es geht. Wir wissen, es wird extrem schwer. Aber in einem Spiel ist alles möglich. Das haben wir bewiesen“, sagte er nach dem Coup von Paris, bei dem seine Dortmunder durch das Kopfballtor von Mats Hummels (50. Minute) nochmal mit 1:0 gewonnen hatten. Im Hinspiel war es Niclas Füllkrug gewesen, der den einzigen Treffer der Borussia erzielt hatte.
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Den Eckball zu Hummels Tor hatte Julian Brandt getreten. Auch er wollte sich erstmal nicht festlegen, da es ihm „tatsächlich egal“ sei, wer Dortmunder Gegner werde. „Aber ich bin da auch ein bisschen patriotisch und drücke schon den Bayern die Daumen.“ Klarer wurde Sportdirektor Sebastian Kehl zu später Stunde in Paris: „Die Bayern würden mir gefallen, weil ich das Gefühl habe, da noch eine Rechnung offen zu haben. Vielleicht können wir die von 2013 ein Stück weit begleichen.“
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Das Finale vor elf Jahren ist nicht vergessen in Dortmund. Es war die Hochzeit der Rivalität mit dem FC Bayern. Jürgen Klopp hatte die Borussen nicht nur zu einem ernsthaften nationalen Konkurrenten gemacht, der 2011 mit dem Meistertitel und 2012 gar mit Meistertitel und Pokalsieg die Münchner kräftig geärgert hatte; auch im Kampf um die Trophäe der Königsklasse staunte die Fußballwelt nicht schlecht über den schwarz-gelben Herausforderer, der in Wembley indes ganz knapp leer ausging.
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Seinerzeit waren die Dortmunder nicht die schlechtere Mannschaft, verloren aber durch ein spätes Tor von Arjen Robben, nachdem Mario Mandžukić für die Bayern und İlkay Gündoğan für den BVB getroffen hatten. Kehl sah das Drama von der Ersatzbank, am Mittwoch sitzt er auf der Couch, wenn Real und Bayern spielen. „Ich würde mir nichts mehr wünschen, als dieses Finale noch mal zu spielen. Das wäre für die Bundesliga, für Deutschland und auch für die Vereine großartig“, sagte er.
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Auf das Finale und das zweite Halbfinale wollten die meisten Dortmunder in der Nacht des Triumphs aber gar nicht genauer schauen. Zu sehr begeisterte sie das eigene Werk, das sie 16. Arrondissement von Paris zuvor weniger mit Kunst als mit Arbeit geschaffen hatten. „Das ist einfach pure Freude und ganz, ganz, ganz viel Stolz“, sagte Terzić bei Prime Video. „Das wird jetzt noch ein bisschen dauern, das zu realisieren, aber wir freuen uns extrem. Die Bilder aus der Kurve, dafür machen wir das.“
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Vor dem finalen Höhepunkt ist die Dortmunder Erzählung dieser Kampagne in der Champions League schon eine besondere. „Wir sind mit jedem Spiel gewachsen“, sagte Terzić. „Irgendwann haben wir Milan geschlagen (5. Spieltag der Gruppenphase/die Redaktion), und wenn man den Halbfinalisten des letzten Jahres schlägt, dann kann man es auch schaffen.“ Es gebe „immer eine Mannschaft, die es überraschend ins Viertel- oder Halbfinale schafft, und diese Mannschaft wollten wir sein“.
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Konkret über das Traumziel Wembley sinnierten der Trainer und seine Mannschaft erstmals zu Beginn der K.o.-Runde mit dem Achtelfinalhinspiel im Februar: „Wir haben das erste Mal darüber gesprochen vor dem Spiel in Eindhoven, da waren die Gesichter noch ein bisschen verdutzt, wie kurz der Weg nach London ist“, erinnerte Terzić an die Zeit vor drei Monaten. Über Eindhoven, Madrid (Atlético) und Paris führt er die schwarz-gelbe Karawane nun tatsächlich wieder in die englische Kapitale.
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Dort war Marco Reus 2013 schon – und verließ sie als Verlierer. Vor wenigen Tagen kündigte er seinen Abschied aus Dortmund zum Saisonende an. Verbunden war damit der Traum vom Finale, nun ist der Wunsch wahr geworden. „Unbeschreiblich. Was für eine Woche für mich persönlich“, sagte Reus, der in der zweiten Halbzeit in Paris ins Spiel kam. „Es ist Wahnsinn, dass wir wieder im Finale stehen. Damit hat keiner gerechnet. Heute war klar, dass wir leiden müssen und Glück brauchen.“
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Das hatten die Dortmunder tatsächlich. In Hin- und Rückspiel traf Paris sechs Mal Pfosten oder Latte. Selten war die alte Fußballweisheit, dass oft kleine Dinge große Spiele entscheiden, so wahr wie in diesem Halbfinale. Reus waren die Umstände des Weiterkommens einerlei. „Morgen fragt keiner, wie. Da steht nur der Name Borussia Dortmund“, sagte er. Am Ende seiner Träume ist der Vierunddreißigjährige mit dem Einzug ins Finale aber noch nicht: „Jetzt müssen wir es holen – sonst wäre es scheiße.“
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Ein gutes Omen mag das Finale von Wembley 2013 nicht sein bei diesem Vorhaben. Besser sieht es da schon mit einem Rückblick auf den bisher einzigen BVB-Triumph in der Champions League 1997 aus. Auch damals galt die Mannschaft von Ottmar Hitzfeld als Außenseiter, setzte sich im Halbfinale aber ebenfalls zwei Mal mit 1:0 gegen Manchester United durch. Im Endspiel von München wartete mit Juventus Turin der große Favorit. Den Henkelpott nehmen aber die Dortmunder beim 3:1 mit.
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