2024-11-27 20:36:00
Weil der Andrang so groß war, haben die Mitarbeiter der Kölner Ford -Werke am Mittwoch auf ihrer Betriebsversammlung eine zweite Halle gefüllt. Nach der Ankündigung der Geschäftsführung, 2900 Stellen an dem Standort zu streichen, waren am Morgen gut 8000 Beschäftigte zusammengekommen. „Es war totenstill in der Halle“, sagte Benjamin Gruschka, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats der Ford-Werke, der den Mitarbeitern erstmals Details der Sanierungspläne mitgeteilt hat.
Quer durch alle Bereiche plane die Ford-Geschäftsführung die Stellenstreichung: im Einkauf, Marketing, dem Finanz- und Personalbereich sowie in der IT sollen 1000 Stellen wegfallen. In den produktionsnahen Dienstleistungen, also von der Gabelstaplerreparatur bis zur Abwasserreinigung, soll es ebenfalls 1000 Arbeitsplätze treffen. 600 Stellen sollen in der Produktentwicklung wegfallen, die 300 übrigen Arbeitsplätze sind noch nicht definiert.
Schon in den vergangenen Jahren hat es zahlreiche Abbauprogramme im Kölner Werk des amerikanischen Autoherstellers gegeben. Knapp 12.000 Menschen arbeiten noch dort. 2022 etwa gab es in der Produktentwicklung noch 4000 Mitarbeiter, übrig bleiben würden nach dem abermaligen Abbau wohl nur noch 1700. Die Autoentwicklung würde künftig also vor allem aus den Vereinigten Staaten heraus gesteuert werden. Der Betriebsrat bezeichnete die Abbaupläne in Köln als „Sterben auf Raten“.
Ford soll in Europa und Deutschland profitabel werden
Insgesamt will Ford bis Ende 2027 4000 von 28.000 Stellen in Europa streichen. „Ford macht Verluste in Europa und kann nicht einfach darauf bauen, dass der Mutterkonzern die europäische und die deutsche Tochtergesellschaft unbeschränkt weiterfinanziert“, sagte der Ford-Geschäftsführer Marcus Wassenberg in der vergangenen Woche der F.A.Z.: „Das heißt nicht, dass der Ford-Konzern nicht hinter uns steht, aber es gibt dort den legitimen Wunsch, dass wir in Europa und in Deutschland profitabel sind. Das heißt auch Kosten senken.“ 2900 der Stellen werden in Deutschland gestrichen, was das Werk in Köln trifft. Das Werk im Saarland mit gut 3000 Mitarbeitern wird im kommenden Jahr geschlossen. Dies stand schon vorher fest.
In Köln produziert Ford heute zwei E-Autos, vom Band laufen in dem „Electric Vehicle Center“ genannten Produktionswerk in Köln die Modelle Explorer und Capri, allerdings auch erst seit wenigen Monaten. Ausgelegt war der Standort auf eine maximale Produktionskapazität von 250.000 Autos im Jahr. Fachleute aus der Branche schätzen allerdings, dass im kommenden Jahr nur 100.000 Stück der in Köln gefertigten Elektromodelle verkauft werden können.
Zukunftsprogramm bis zur nächsten Betriebsversammlung gefordert
Die Geschäftsführung nannte gegenüber der F.A.Z. den schleppenden E-Auto-Absatz mit als Grund für den Abbauplan. Die Produktionsmitarbeiter sind bis Weihnachten in Kurzarbeit. Der Betriebsrat widersprach am Mittwoch jedoch der Darstellung Wassenbergs. „Offenbar versucht der Konzern von eigenen Versäumnissen abzulenken“, sagte Gruschka. Die Pläne seien schon im Frühjahr in den USA geschmiedet worden, also bevor in Köln überhaupt Elektroautos gefertigt wurden. „Es ist inakzeptabel, dass die Beschäftigten bluten müssen für Fehlentscheidungen des Managements“, sagte Gruschka.
Über den „brutalen Abbauplan“ werde der Betriebsrat nicht verhandeln, schließlich gebe es eine gültige Vereinbarung, die vor betriebsbedingten Kündigungen schütze. Bis zum 10. Dezember, für die nächste Betriebsversammlung, fordert der Betriebsrat ein Zukunftsprogramm. Dem Ford-Chef Jim Farley habe Gruschka einen Brief geschrieben mit einer Bitte um ein Gespräch. Auch mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) habe er telefoniert. Scholz habe demnach einen Besuch in Köln angekündigt.
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