Home » International » Le métro de Thessalonique démarre ses opérations

Le métro de Thessalonique démarre ses opérations

by Nouvelles

2024-12-01 22:02:00

Für eine schon in der Bibel ­erwähnte Stadt mit einer fast zweieinhalbtausend Jahre alten Geschichte ist ein halbes Jahrhundert kaum mehr als ein Wimpernschlag. Und doch zog sich die Sache am Ende selbst für ortstypische Verhältnisse etwas hin: Nach vielen Jahrzehnten der Debatten und der Planungen sowie fast 20 Jahren Bauzeit hat Thessaloniki seit dem Wochenende endlich eine U-Bahn. Einstweilen besteht sie nur aus einer Linie, die über 13 Stationen in weniger als 20 Minuten knapp zehn Kilometer durch Griechenlands zweitgrößte Stadt führt. Doch eine zweite Linie soll bereits 2025 eröffnet werden. In zwei weiteren Ausbaustufen soll das System um weitere 16 Stationen unter anderem bis zum Flughafen und in einige Außenbezirke verlängert werden.

Doch schon die bestehende erste Linie dürfte dazu beitragen, die schweren Verkehrsrhythmusstörungen in der nordgriechischen Metropole mit ihrem Einzugs­gebiet von etwa 1,1 Millionen Menschen zu lindern. Die Behörden rechnen damit, dass mehr als 250.000 Passagiere die ­U-Bahn werktäglich nutzen werden, mit weiteren Steigerungen in jeder Ausbaustufe.

Das werde bis zu 60.000 Fahrzeuge weniger am Tag auf den Straßen Salonikis bedeuten, also sowohl Luftverschmutzung als auch Lärmbelastung verringern und so die Lebensqualität in der Stadt verbessern.

Schon in den Achtzigern begannen die Grabungen

Damit geht ein Weg zu Ende, der angesichts des Alters der in der Antike gegründeten Stadt kurz, gemessen an einem Menschenleben indes lang ist. Schon in den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts war mit Grabungsarbeiten für einen U-Bahn-Tunnel begonnen worden, die jedoch aus Geldmangel wieder eingestellt werden mussten. In den Neunzigerjahren wurde ein neuer Anlauf unternommen, gegen den sich jedoch Widerstand regte – unter anderem bei der Organisation Greenpeace, deren Aktivisten argumentierten, dass eine oberirdische Straßenbahn die kostengünstigere Lösung für die Stadt sei. Im Jahr 1995 faxte Greenpeace ein 250 Meter langes Protestschreiben an das griechische Umweltministerium und konnte damit den Alltag der Beamten kurzfristig, nicht aber das Ausschreibungsverfahren für die U-Bahn langfristig stören. Ein im Februar 1999 unterzeichneter Bauvertrag, der die Eröffnung der Metro für 2008 vorsah, wurde zwar storniert, doch der griechische Staat und die Stadt Saloniki hielten an der Idee fest. Im Jahr 2003 begannen die Arbeiten tatsächlich.

Dass es in den folgenden Jahren immer wieder zu Verzögerungen kam, kennt man von Großbauprojekten auch aus Deutschland zur Genüge. Im Fall der U-Bahn von Thessaloniki gab es aber für einen Teil der Verspätungen eine gute Begründung. Abgesehen von der griechischen Schuldenkrise zwischen 2010 und 2015, die das Projekt zeitweilig in Mitleidenschaft zog, ist das vor allem die reiche Vergangenheit der Stadt. Mehr als 300.000 Artefakte aus makedonisch-griechischer, römischer, byzantinischer und osmanischer Zeit wurden bei den Erdarbeiten entdeckt. Immer wieder ruhte der Bau, da archäologische Funde gesichert werden mussten. Das erinnert an Athen oder Istanbul, wo auch bei jedem zweiten Spatenstich die Vergangenheit grüßt. So war es etwa, als in Istanbul der U-Bahn-Tunnel unter dem Bosporus gegraben wurde und Archäologen ständig die Notbremse zogen, unter anderem nach der Entdeckung eines byzantinischen Hafens mit mehreren Schiffswracks. Irgendwann platzte Recep Tayyip Erdoğan, der damals türkischer Ministerpräsident war und die Eröffnung des Tunnels in seine Wahlkämpfe einbauen wollte, der Kragen: „Erst war da archäologisches Zeugs, dann Töpfe und Pfannen, dann dies, dann das. Ist ­irgendetwas von diesem Zeug wichtiger als Menschen?“, schimpfte er. In Athen wurde bei den Arbeiten für die Verlängerung einer U-Bahn-Linie erst vor wenigen Tagen eine Straße aus dem vierten vorchristlichen Jahrhundert entdeckt.

Ständige Konflikte wegen Denkmalschutzes

So war es auch in Thessaloniki. Unter anderem wurden ein byzantinischer Marktplatz, ein antikes Bad und ein römischer Friedhof freigelegt. Ständig kam es zu Konflikten zwischen dem Baukonsortium und den Denkmalschutzbehörden. Eine Seite fürchtete eskalierende Kosten, die andere sah das Erbe der Stadt durch Baggerschaufeln und Tunnelbohrmaschinen in Gefahr. Immer neue Kompromisse verzögerten die Bauarbeiten zwar tatsächlich um Jahre und verteuerten sie um einen dreistelligen Millionenbetrag, verschafften der Stadt Thessaloniki aber ein prächtiges Metrosystem, das nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern zugleich eines der größten unterirdischen Museen Europas ist. Denn oft wurden die architektonischen Funde aufwendig in die Stationen integriert. In einigen Fällen mussten Haltestellen um bis zu 30 Meter tiefer als ursprünglich geplant gebaut werden, um Hinterlassenschaften aus der Antike zu bewahren. In anderen Fällen wurden Säulen, Mosaiken und ähnliche Funde abgetragen, um sie später wieder in die Stationen zu integrieren. Besonders die Stationen Agia Sophia und Venizelos sorgten für Verzögerungen. Die Venizelos-Haltestelle gleicht mit 3500 Quadratmeter Ausstellungs­fläche mehr einem Alterskundemuseum mit U-Bahn-Anschluss als einer Metro­station.

Um die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt an das neue Verkehrsmittel zu gewöhnen, wird der Eintrittspreis zunächst sehr niedrig sein. Bis Dienstag dieser ­Woche ist die Nutzung der Metro kostenfrei, danach wird eine Fahrt 60 Cent, eine Monatskarte 16 Euro kosten. Erst später sollen die Preise angepasst werden. In deutlichem Kontrast zur historischen Fülle der Stationen steht dabei die Modernität des U-Bahn-Systems an sich: Die Züge sind komplett fahrerlos unterwegs. Sicherheitsabstände und korrekte Taktung ­gewährleistet die Einsatzzentrale. Nach Dienstschluss fahren die Züge von selbst ins Depot, wo sie gereinigt und am nächsten Morgen online „aufgeweckt“ werden. Neu für Griechenland sind auch die gläsernen Wände an der Bahnsteigkante, die verhindern sollen, dass sich Menschen vor den Zug werfen, aus Versehen auf die Gleise fallen oder hinabgestoßen werden. Die Türen der Bahnsteigwände sind mit denen der Waggons synchronisiert und öffnen sich erst, nachdem der jeweilige Zug eingefahren ist. Dieses System, das es an einigen Stationen in Moskau und St. Petersburg schon seit Jahrzehnten gibt, kennt die Metro in Athen nicht.

Die U-Bahn von Thessaloniki, gebaut von einem französisch-italienischen Konsortium, sei „vermutlich einzigartig in der Welt. Wir gehen durch ein unterirdisches Museum zum Zug“, sagte der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis bei der Eröffnung von Griechenlands neuester Attraktion. Weil die Stationen die Masse der bei den Bauarbeiten gesicherten Funde nicht aufnehmen können, soll die Stadt zudem zwei neue Museen ­bekommen. Womit sie eigentlich drei neue Museen hätte – denn die Metro von Saloniki ist selbst eines.



#métro #Thessalonique #démarre #ses #opérations
1733104795

You may also like

Leave a Comment

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.