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Le Musée du Palais de Hong Kong présente les échanges étroits entre la France et la Chine aux XVIIe et XVIIIe siècles

by Nouvelles

2025-01-05 00:44:00

Als Kind war man fasziniert von einer barocken Supraporte, die den chinesischen Kaiser beim ersten Reispflügen des Jahres zeigte, einer seiner vornehmsten Aufgaben. Das Bild allerdings stammte nicht aus China, sondern aus einem deutschen Schloss und meinte auch einen hiesigen Herrscher, der sich in die Rolle des mit unumschränkter Machtfülle herrschenden chinesischen Kai­sers hineinprojizierte. Ähnlich fesselnd fand man die Deckenmalerei Terwestens im Schloss Oranienburg bei Berlin, die die Ankunft des chinesischen Tees in Preußen in kostbarem Porzellan – das dort wie in jedem Schloss einen eigenen Saal erhielt – als himmlische Gabe feiert. Zwei Beispiele von vielen, in denen das China-Fieber der Barockzeit zum Ausdruck kommt. Am intensivsten befiel es Frankreich, und am klarsten zeigt es sich im 1682 bezogenen gigantomanischen Schloss von Versailles.

Dass es dort einen chinesischen Pavillon mit fernöstlich wirkenden, blau glasierten Dachziegeln gab und eine eigene „Chinesische Kammer“, die Marie Leszczynska als Frau Ludwigs XV. 1761 zusammen mit Henri-Philippe-Bon Coqueret und anderen Hofkünstlern mit acht Chinoiserien auf Leinwand wie dem „Markt von Nanjing“ ausmalte, erscheint dennoch fast marginal angesichts des Befunds, dass der gesamte französische Staat unter Ludwig XIV., der seine architektonische Manifestation in Versailles fand, zugespitzt formuliert eine Kopie des chinesischen Kaisertums ist. An den Qing-Kaiser Kangxi richtete Ludwig mehrere persönliche Briefe.

Die Form seines Absolutismus, seine Stilisierung zum Sonnenkönig, die Ballung der Macht in einem Palast, der sich die Verbotene Stadt in Peking in seiner schier grenzenlosen Ausdehnung zum Vorbild nahm, vor allem aber die Konzentration aller Adeligen des Landes durch Residenzpflicht an diesem Hof, an dem sie dadurch nicht nur zu abhängigen „Höf­lingen“ wurden, sondern sich auch noch in der notwendigen Repräsentationspflicht völlig verausgabten und durch diese maßlose Verschuldung zusätzlich an Autonomie gegenüber dem Monarchen einbüßten – all dies sind Übernahmen vom Kaiserhof Chinas. Doch war es keine Einbahnstraße, vielmehr ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Kangxi und mehrere der chinesischen Kaiser dieser Epoche wollten auch vom Westen lernen bis hin zur Rechenkunst, sie sammelten westliche naturwissenschaftliche Instrumente und Kunstwerke oder beschäftigten gar französische Maler an ihrem Hof.

Die Meisterwerke der Verbotenen Stadt haben ein imposantes Haus in Hongkong

Den bislang besten Überblick zu diesem weitgehend unbekannten Austausch und Netzwerk von Ideen anhand von 150 Meisterwerken der Kunst und Wissenschaft liefert jetzt das Hongkonger Palace Museum. Wie bereits der Name signalisiert, vereint das vor zwei Jahren eröffnete Museum neunhundert der schönsten Stücke der Verbotenen Stadt, gewissermaßen ein Aushängeschild Chinas im museumspolitisch freieren Hongkong. Der von Rocco Yim errichtete siebengeschossige Bau mit neun Ausstellungsgalerien bildet in seiner äußeren Großform ebenso wie das Shanghai Museum einen kultischen Bronzekessel („Ding“) des kaiserlichen Schatzes nach. Neben den rot lackierten Eingangstoren mit Nieten bleibt dies allerdings der einzige direkte Verweis der Architektur auf ihren kostbaren Inhalt aus Peking; alle anderen Ausgestaltungen und Baudetails sind wesentlich abstraktere Um­formungen der Außenhülle um die Schätze der einstigen Verbotenen Stadt.

Neben Hauptwerken aus Paris stehen nun seit Ende Dezember in „Die Verbotene Stadt und der Palast von Versailles – Chinesisch-französische Kulturbegegnungen im 17. und 18. Jahrhundert“ die feinsten Botschafter des kulturellen und wissenschaftlichen Austauschs der beiden Länder in den Vitrinen. Das beginnt im ersten Saal mit einem Vergleich der jeweiligen Herrschaftsrepräsentation und endet im vierten Kapitel mit der überraschenden Ge­gen­über­stel­lung eines Kaiserporträts mit einem Bildnis Voltaires.

Jedoch ist schon der erste Dialog zwischen Hyacinthe Rigauds bekanntem Staatsporträt Ludwigs XIV. im hermelinverbrämten Krönungsmantel unter dem aufflatternden Ehrenvorhang und jenem des Qianlong-Kaisers sprechend. Ludwig dreht sich dynamisch im Dreiviertelporträt ins Bild, während die Kaiser von China ausschließlich im strengen en face frontal von vorn gegeben werden durften, mussten doch die Gesichtshälften absolut ideal und symme­trisch konterfeit sein und keine der beiden verschattet sein.

Sonnenkönige an beiden Enden der Welt

Doch auch der chinesische Kaiser verkörpert die Sonne und den Wohlstand, sein Bildnis umgibt daher ebenso ein Rahmen aus goldener Seide, wie das Porträt des Sonnenkönigs goldgefasst ist – was im überwiegend in dunklem Holz rahmenden Barock nicht selbstverständlich war. Und was Voltaire als kluges Schlussbild der Schau anlangt: Der Philosoph war stark vom Konfuzianismus geprägt und bewunderte die chinesische Kultur. In seinen „Philosophischen Briefen“ plädiert er für das vorbildhafte Modell des Qing-Staats für die europä­ische Philosophie und die Aufklärung, weil dieser allen gleiche Rechte gewähre und sich strikt an die gegebenen Gesetze halte. Dem Philosophen gegenüber hängt als geschickter Coup ein auf Porzellan gemaltes Bild des Kaisers Qian­long, das einem nach den Erfahrungen beim Durchlaufen der Schau nur kurz „chinesisch“ vorkommt: Tatsächlich handelt es sich um ein 1776 bemaltes Porzellan aus der höfischen Edelmanufaktur Sèvres, die zwar ein en-face-Vorbild auf China-Seide zitiert, aber nach einer Vorlage des italienischen Jesuiten und Hofmalers in Peking, Guiseppe Panzi, europäisch umgesetzt wurde.

Die französische Porzellanmanufaktur nach dem Vorbild Chinas war eine Gründung von Bertin, dem Finanzminister Ludwigs XV., während die chinesische Seidenstoffe und ihre Muster kopierenden Manufakturen in Lyon und Tours schon von Colbert initiiert wurden. Sein Wissen über China aber bezog Voltaire aus jesuitischen Schriften. Die Schau zeigt überdeutlich, wie sehr der Austausch zwischen Frankreich und China von den mit Billigung Ludwigs und Kangxis ins Land geholten Jesuiten-Missionaren geprägt war. Selbst jesuitische Künstler waren am Hof des Kaisers tätig und verewigten etwa dessen zehn Lieblingspferde. Herausragend war hier der französische Jesuiten-Künstler Jean-Denis Attiret (1702–1768), der mehr als dreißig Jahre lang als Hofmaler diente und „Schneeflocke“ und die anderen imperialen Vierbeiner in einer Hybridform aus chinesischer und europäischer Kunst auf Papier porträtierte. Dabei war der Qialong-Kaiser durchaus nicht unkritisch und korrigierte vielfach die ihm stets vorzulegenden Skizzen Attirets.

Von diesem so kunstsinnigen wie kritischen Kaiser ist sogar das einmalige schriftliche Zeugnis über seinen jesuitischen Hofmaler erhalten: „Die traditionellen chinesischen Gemälde besitzen einen tiefen Charme und eignen sich für alle Themen und Anlässe. Obwohl Jean-Denis Attiret sich in der Ölmalerei auszeichnet, entsprechen seine Ölgemälde leider nicht ganz meinen Erwartungen. Wenn er die Techniken der traditionellen chinesischen Malerei erlernt, wird er sicherlich bald hervorstechen. Bitten Sie ihn, diese Techniken sofort zu lernen“.

Der Jesuitenorden wiederum revanchierte sich für die Exklusivbehandlung mit Luxus aus China bei den französischen Königen seit Ludwig XIV., ebenso wie mit Geschenken an die Kaiser in der Verbotenen Stadt. Beispiele hierfür in Porzellan, Lack und Seidenmalerei werden in der Ausstellung überreich gezeigt. Kostbar genug konnte es nicht sein – wird Emaille üblicherweise auf Gefäße aus Kupfer aufgetragen, waren es im Fall der chinesischen Geschenke massiv goldene Farbträger, was im Original tatsächlich am unterschiedlichen Glanz der Emaillierung zu erkennen ist. Überhaupt gewinnt man den Eindruck eines royalen Potlatch zwischen den zwei absolutistischen Regenten, der kuriose Blüten zeitigt. Schenken die Franzosen dem Kangxi-Kaiser um 1690 eine prächtige goldene Standuhr das Hof-Uhrmachers Balthazar Martinot, lässt der die zuvor sichtbare, für chinesische Augen zu technoide und unschöne Mechanik der Pendel mit noch kostbareren schwarzen Lackplatten verkleiden und veredeln.

Für Kaiser Kangxi wurden die Zahlen von 1 bis 9 auf Pascals Rechenmaschine entgegen dem Uhrzeigersinn eingraviert

Auch der wissenschaftliche Austausch war, anders als im isolationistischen Japan, ein überraschend dichtes Pingpong-Spiel. Staatsminister Bertin baute die französische Agrarpolitik nach dem Vorbild Chinas um. Französische Geographen vermaßen derweil das Reich der Mitte, während sich Kaiser Kangxi ab 1669 das Rechnen mit den in China ungebräuchlichen Dezimalzahlen mithilfe der Pascaline-Rechenmaschine von Blaise Pascal und astronomische Beobachtungen mittels einer komplexen Armillarsphäre durch Ferdinand Verbiest beibringen ließ. Zwei Sonnenkönige an entgegengesetzten Polen der Welt lernten voneinander – zum Nutzen beider Staaten und Völker.

The Forbidden City and the Palace of Versailles. China-France Cultural Encounters in the Seventeenth and Eighteenth Centuries. Palace Museum, Hongkong, bis zum 4. Mai. Der Katalog kostet 118 HKD.



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