2024-08-21 16:31:30
Die Benzinpreise in Deutschland sind die dritte Woche in Folge gefallen und haben damit einen Jahrestiefstand erreicht. Und das, obwohl zum Wochenende mit dem Ferienende in acht Bundesländern eine große Rückreisewelle auf Deutschlands Autobahnen ansteht. Das hat der Autoklub ADAC am Mittwoch aufgrund seiner wöchentlichen Auswertung der Preise von mehr als 14.000 Tankstellen in Deutschland berichtet.
Der Preis für Super E10 sank demnach auf Wochensicht im bundesweiten Mittel um 1,8 Cent auf 1,715 Euro je Liter. Günstiger war Super zuletzt am 31. Dezember 2023 gewesen. Der Preis für Diesel ging um 1,3 Cent auf 1,590 Euro je Liter zurück. Das war der niedrigste Stand seit immerhin Juni 2023.
Hauptgrund ist laut ADAC das derzeit günstige Rohöl. Die Bundesbank berichtet in ihrem Monatsbericht für August aber auch davon, dass die Margen der Kraftstoffbranche gerade ungewöhnlich niedrig seien. Der sogenannte Crack-Spread, der Preisabstand zwischen Rohöl und raffinierten Produkten, ist unterdurchschnittlich.
Im langjährigen Vergleich sind Kraftstoffe gleichwohl natürlich nicht wirklich billig, auch wenn die Betrachtung kaufkraftbereinigt etwas differenziert ausfällt: Benzin war früher erheblich billiger – aber das Geld war damals auch mehr wert (siehe Grafik).
Fällt Inflationsrate auf weniger als 2 Prozent?
Die gesunkenen Öl- und Benzinpreise dürften sich auch in der Inflationsrate bemerkbar machen. Das könnte nach Schätzungen der Commerzbank rund 0,1 Prozentpunkte der Rate ausmachen. Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer hält es in diesem Zuge für möglich, dass die Inflationsrate für Deutschland im August erstmals seit März 2021 unter die Marke von 2 Prozent fällt, bevor sie im weiteren Jahresverlauf wieder steigt.
Der ADAC spricht davon, der aktuelle Benzinpreis sei „angemessen“. Das ist ungewöhnlich. Normalerweise pflegen die Benzinfachleute des Klubs die Spritpreise als „zu hoch“ zu geißeln. Der Dieselpreis hingehen sei aktuell „überhöht“.
Rohöl hat sich dabei auf Wochensicht abermals verbilligt. Hintergrund sind vor allem Sorgen um die Konjunktur und die Ölnachfrage. Ein Barrel (Fass zu 159 Litern) der Nordseeölsorte Brent kostete am Mittwoch zeitweise weniger als 77 Dollar – vor einer Woche waren es noch mehr als 80 Dollar gewesen.
„Hinzu kommt, dass der Euro im Vergleich zum Dollar deutlich stärker notiert und mit mehr als 1,11 Dollar je Euro ein Jahreshoch erreicht hat“, schreibt der ADAC. Beide Faktoren – sinkender Ölpreis und starker Euro im Vergleich zum Dollar – führten als wesentliche Einflussgrößen oft zu günstigeren Spritpreisen.
Viele Rohstoffanalysten reagieren mit Änderungen ihrer Prognosen, weil der Ölpreis doch dauerhafter schwach bleiben dürfte, als sie erwartet hatten. Die Commerzbank hat ihre Ölpreisprognose zum Jahresende auf 85 Dollar je Barrel Brent herabgesetzt. „Wichtigster Grund für die Abwärtsrevision bei Rohöl und Industriemetallen sind die eingetrübten Nachfrageaussichten bei einem gleichzeitig reichlichen Angebot“, schreibt Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch.
Als Grund für den aktuellen Ölpreisrückgang nennt Analystin Ipek Ozkardeskaya von Swissquote die „Nicht-Eskalation der Spannungen im Nahen Osten“ und die „schleppenden chinesischen Daten“ zur Wirtschaftsentwicklung. Die Deutsche Bank schreibt derweil in einer Analyse, als Folge der gefallenen Ölpreise gehörten Energieaktien zu den „Underperformern“ am Aktienmarkt.
40 Cent je Liter mehr an Autobahnen
Mit rund 77 Dollar sei der Preis für Nordseeöl jetzt gar nicht mehr so weit von seinem Jahrestief von 75 Dollar entfernt, das von Anfang Januar datiere, sagt Frank Schallenberger, Rohstofffachmann der Landesbank Baden-Württemberg. Tatsächlich blieben die Ölpreise länger auf einem relativ niedrigen Niveau als bislang erwartet. „Wir scheinen uns in einem leichten Bärenmarkt zu befinden, in dem bullishe Nachrichten, also solche, die eigentlich den Preis steigen lassen könnten, ausgeblendet werden“, meint Schallenberger. Hingegen führten „bearishe“ Nachrichten, also solche, die auf niedrigere Ölpreise hindeuteten wie schlechte Daten zur Konjunkturlage in den Vereinigten Staaten oder China, gerade regelmäßig zu Preisrücksetzern.
Laut ADAC sind die Preisunterschiede beim Kraftstoff je nach Tankstelle und je nach Tageszeit erheblich. Etwas Planung helfe beim Sparen. Autofahrer, die auf der Urlaubsheimreise günstig tanken wollten, sollten Autobahntankstellen meiden und, soweit möglich, lieber abends tanken. Eine ADAC-Stichprobe zeige, dass Sprit an den Autobahnen rund 40 Cent je Liter teurer sei als anderswo.
Auswertungen der täglichen Schwankungen der Kraftstoffpreise belegten zudem, dass die Spritpreise im Tagesverlauf zwischen 19 und 20 Uhr sowie zwischen 21 und 22 Uhr am niedrigsten seien. Morgens gegen 7 Uhr seien sie dagegen sechs bis sieben Cent je Liter höher.
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