2024-08-06 23:23:32
Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus soll die Übergangsregierung in Bangladesch leiten. Die Entscheidung habe Präsident Mohammed Shahabuddin bei einer Sitzung mit der Armeeführung und Vertretern der Studentenorganisation SAD getroffen, wie das Präsidialamt am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) mitteilte. Yunus hatte sich zuvor bereiterklärt, nach der Flucht von Regierungschefin Scheich Hasina aufgrund von Massenprotesten das Amt des Übergangsregierungschefs zu übernehmen.
Shahabuddin habe zugesichert, dass die Übergangsregierung „so schnell wie möglich“ gebildet werden solle, sagte Studentenführer Nahid Islam im Anschluss an das Treffen mit dem Präsidenten. Im Zusammenhang mit den gewaltsamen Ausschreitungen und zahlreichen Toten bei den Protesten wurde der nationale Polizeichef entlassen, teilte das Präsidialamt weiter mit.
Schon am Vortag hatten die Führer der Studentenproteste gefordert, dass der im Frühjahr in Dhaka zu einer Haftstrafe verurteilte Yunus die Regierung leiten soll. Ein Studentenführer schrieb auf Facebook, man „vertraue“ dem 84 Jahre alten Ökonomen. Yunus äußerte gegenüber der AFP: „Die Übergangsregierung ist nur der Anfang. Wirkliche Befriedung kann es nur mit freien Wahlen geben. Ohne Wahlen gibt es keinen Wandel.“
Yunus erhielt Friedensnobelpreis für seinen Einsatz für die Armen
Yunus hatte in den 1980er Jahren die Grameen Bank gegründet, die Mikrokredite an die ärmsten Menschen in Bangladesch vergibt. 2006 wurde dem Wirtschaftswissenschaftler aus Bangladesch dafür der Friedensnobelpreis verliehen. Im Vorfeld der Entscheidung Shahabuddins betonte Yunus, die Übergangsregierung sei „nur der Anfang. Wirkliche Befriedung kann es nur mit freien Wahlen geben. Ohne Wahlen gibt es keinen Wandel.“ Der 84-Jährige galt lange als politischer Widersacher von Hasina. Gegen ihn wurden mehr als hundert Gerichtsverfahren angestrengt, die Unterstützer als politische Verfolgung kritisierten.
Die seit 15 Jahren herrschende Regierungschefin Hasina war am Montag nach wochenlangen und teils gewaltsamen Massenprotesten aus Bangladesch geflohen. Zuvor hatten Demonstranten unter anderem ihren Amtssitz gestürmt und Fernsehstationen in Brand gesetzt. Armeechef Waker-Uz-Zaman kündigte die Bildung einer Übergangsregierung an. „Es ist Zeit, der Gewalt ein Ende zu setzen“, hob er hervor.
Mit mindestens 122 Toten war der Montag der blutigste Tag der seit Anfang Juli andauernden Proteste. Diese richteten sich zunächst gegen eine Quotenregelung für die Vergabe von Jobs im öffentlichen Dienst. Nach und nach wurde allerdings der Rücktritt der seit 2009 amtierenden Regierungschefin das Ziel der Protestbewegung, der sich Millionen von Menschen aller Bevölkerungsschichten anschlossen.
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