2024-05-28 00:20:39
Der uralte, noch aus dem vergangenen Jahrtausend stammende Beiname „Die Unabsteigbaren“, der dem VfL Bochum einmal verliehen wurde, hat schon länger nur noch eine sehr eingeschränkte Gültigkeit nach all den Jahren, die der Revierklub seither in der zweiten Bundesliga verbracht hat.
Aber nach dem kleinen Fußballwunder, das der Mannschaft von Trainer Heiko Butscher am Montagabend gelungen ist, gibt es gute Argumente dafür, dieses etwas vergilbte Bild doch noch einmal zu restaurieren. Denn die Bochumer haben es tatsächlich geschafft, trotz einer 0:3-Niederlage vor eigenem Publikum im Relegationshinspiel den Abstieg noch zu verhindern. Mit einem 3:0 nach 90 und 120 Minuten retteten sie sich in Düsseldorf ins Elfmeterschießen, das sie schließlich 6:5 gewannen, weil der Schuss des Düsseldorfers Takachi Uchino über die Latte flog.
„Unfassbar, das setzt dem Ganzen die Krone auf, was uns diese Saison passiert ist“, sagte Patrick Fabian, Bochums Geschäftsführer Sport, bei Sky: „Auf uns hat doch keiner mehr gesetzt. Mit so einem Hinspielergebnis ein solches Spiel hinzulegen, verdient mehr als Respekt.“ Düsseldorfs Sportvorstand Klaus Allofs sagte bei Sat.1: „Wir haben so gut vorgelegt, wir waren so dicht dran, und deswegen tut es umso mehr weh.“
Die zunächst naheliegende Annahme, dass die Fortuna nach dem souveränen Erfolg im Hinspiel im Format eines entspannten Frühlingsspaziergangs aufsteigen würde, hatte sich schon früh als Fehleinschätzung entpuppt. Der VfL, der in Trümmern zu liegen schien, wo bereits über Entlassungen in der Sportlichen Leitung diskutiert worden war, hatte sich keinesfalls aufgegeben, spielte selbstbewusst mit und ging zu einem günstigen Zeitpunkt in Führung. Philipp Hofmann traf nach einem Freistoß von Kevin Stöger per Kopf (18. Minute), was die Lage grundsätzlich veränderte.
Bochum glaubte plötzlich an das eigentlich Unmögliche, während auf den Tribünen mit den Anhängern der Fortuna Ängste und Zweifel spürbar wurden. Es entwickelte sich ein offenes Spiel, in dem auch Düsseldorf einige Chancen hatte, aber der Gast aus dem Ruhrgebiet war gefährlicher und schon vor der Pause nah dran am 0:2.
Nervenschlacht in Düsseldorf
Der Düsseldorfer Trainer Daniel Thioune lag offenkundig richtig mit seiner Warnung, die er ausgesprochen hatte: „Das ist die letzte deutsche Mannschaft, die gegen Bayer Leverkusen gewinnen konnte, und jetzt fragen Sie mich, ob die ein 0:3 drehen können?“, hat er vor der Partie überlegt und geantwortet: „Ja!“ Wobei die Fortuna genau wie Bayer auf eine lange Serie ohne Niederlage in der Liga zurückblicken konnte: 16 Mal war die Mannschaft zuletzt in der Liga ungeschlagen geblieben.
Diese Serie war nun ernsthaft in Gefahr, genau wie der Aufstieg, denn Bochum blieb auch in der zweiten Halbzeit und in der Verlängerung gefährlicher. In höchster Not blockte Tim Oberdorf einen Schuss von Daschner (51.), nachdem Düsseldorfs Geschäftsführer Klaus Allofs in der Pause erklärt hatte: „Wenn man aufsteigen will, muss man zwei Mal gut spielen.“ Richtig schlecht war die Fortuna zwar nicht, aber es mangelte an Präzision in der Offensive, und als Hofmann abermals nach einer Vorlage von Stöger das 0:2 köpfte (66.) begann eine Nervenschlacht, in der sogleich der dritte Bochumer Treffer folgte.
Der Ball war dem Düsseldorfer Verteidiger Matthias Zimmermann im Strafraum an den Arm geprallt, Stöger traf per Elfmeter zum 0:3 (70.). Nun wurde Bochum immer stärker, während die Düsseldorfer haderten, sich quälten angesichts dieser einmaligen Aufstiegschance, die ihnen entglitten war. Irgendwie retteten sie sich in die Verlängerung, in der der VfL etwas stärker wirkte, auch wenn Düsseldorf mit einer Doppelchance durch Jona Niemiec in der 119. Minute beinahe getroffen hätte. Aber im Elfmeterschießen war Bochum einfach etwas nervenstärker. „Heute sind wir alle Helden“, sagte Kevin Stöger nach dem Spiel.
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