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Le théologien Jürgen Moltmann est décédé

Le théologien Jürgen Moltmann est décédé

2024-06-06 20:09:52

„Christentum, das nicht ganz und gar und restlos Eschatologie ist, hat mit Christus ganz und gar und restlos nichts zu tun“, schrieb Karl Barth 1921. Kein anderer Theologe des vorigen Jahrhunderts nahm dies so ernst wie Jürgen Moltmann. Mit seiner 1964 erschienenen „Theologie der Hoffnung“ veröffentlichte er einen Bestseller, der auch außerhalb der deutschen Grenzen eine sensationelle Breitenwirkung entfaltete. Moltmann, der nach Stationen in Wuppertal und Bonn seit 1967 in der Tübinger Evangelisch-Theologischen Fakultät lehrte, erreichte sehr viel höhere Auflagen als sein katholischer Kollege Hans Küng. Die Tübinger Systematiker seiner Generation wie Joseph Ratzinger, Walter Kasper und vor allem Eberhard Jüngel waren wissensstolze Gelehrte, die trotz ganz unterschiedlicher Denkstile die Klugheit besaßen, sich beim Abendessen zweimal im Monat über Grundprobleme der Theologie in der pluralistischen Moderne auszutauschen.

Moltmann strebte nicht die begriffliche Schärfe Jüngels an, und Ratzingers platonisierende Glaubensdeutung lehnte er wie auch Kasper aus guten theologischen Gründen ab. Er verstand sich gemeinsam mit seinem Münsteraner katholischen Freund Johann Baptist Metz als Vordenker einer „neuen politischen Theologie“, die nicht die Macht „der Herrschenden“ legitimieren, sondern umgekehrt den „Aufstand der Unterdrückten, Marginalisierten, Entrechteten“ inspirieren wollte. Dass alle be­deutenden lateinamerikanischen Befreiungstheologen sich gern auf ihn beriefen, stimmte Moltmann glücklich.

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Anschluss an die Bekennende Kirche

Moltmann, 1926 in Hamburg geboren, kam aus einem unkirchlichen Elternhaus. In der Bombennacht des Juli 1943 erlebte er nicht nur die Zerstörung seiner Heimatstadt, sondern auch den Tod naher Freunde. Der Luftwaffenhelfer fand nach eigenen Worten in britischer Kriegsgefangenschaft „zum christlichen Glauben“. Das Studium der Evangelischen Theologie führte ihn 1948 nach Göttingen zu dem lutherischen Linksbarthianer Hans Joachim Iwand, der später zu einem entschiedenen Kritiker von Adenauers Politik der Westintegration wurde. Auch gewann der Alttestamentler Gerhard von Rad hier Einfluss auf ihn. Moltmann verstand sich als reformierter, calvinistischen Traditionen verpflichteter Theologe und wollte gegen den als restaurativ erlebten kirchenpolitischen Kurs eines Otto Dibelius das Erbe der radikalen „Bekennenden Kirche“ aktualisieren. Damit wurde er zum einflussreichsten Theologenintellektuellen des politischen Linksprotestantismus in der Bonner Republik. Der Ehemann der 2016 gestorbenen feministischen Theologin Elisabeth Moltmann-Wendel trat für einen „demokratischen Sozialismus“ ein. 1978 wurde er Mitglied der „Prager Friedenskonferenz“, die sich die Überwindung des Ost-West-Gegensatzes zum Ziel gesetzt hatte. Dass hier auch östliche Geheimdienste eine steuernde Rolle spielten, hat ihn später tief enttäuscht.

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1979 bat ihn Jürgen Habermas um einen Beitrag zu den „Stichworten zur ‚Geistigen Situation der Zeit‘“. Unter dem Titel „Theologie heute“ lieferte Moltmann eine wunderbar polemische und darin sehr klare Absage an die neuen Geschichtstheologien eines Wolfhart Pannenberg und Trutz Rendtorff sowie überhaupt ein verbürgerlichtes volkskirchliches Christentum, das allzu staatsfromm sei und apolitischen Seelentrost kultiviere. Das neue Interesse an den Traditionen liberaler Kulturtheologie von Schleiermacher bis Troeltsch erschien ihm als ein Rückfall hinter den antibürgerlichen Protest der Dialektischen Theologen in den frühen Zwanzigern. Dass die antiliberalen Krisentheologien zur Delegitimierung der Weimarer Republik beitrugen, bestritt er.

Zugleich war Moltmann einfallsreich genug, einst abgelehnte schöpfungstheologische Denkfiguren mit Blick auf die neuen ökologischen Krisenerfahrungen zu aktualisieren. In seiner „Ökologischen Schöpfungslehre“ griff er das jüdische Bild der „Schechina“, der „Einwohnung“ oder messiani­schen Gegenwart Gottes in der Schöp­fung, auf. Sein Schöpfergott ist nicht der unbewegte Beweger der alteuropäischen Me­taphysik, sondern, wie Moltmann 1972 in „Der gekreuzigte Gott“ entfaltete, der trinitarische „Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs“, der sich auf Golgatha als lei­densfähig, lebendig und Hoffnung sti­mulierend erwiesen habe.

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Im Alter von 98 Jahren ist der weltweit mit siebzehn Ehrenpromotionen Gefeierte am Montag in frommer Hoffnungsgewissheit in Tübingen gestor­ben.



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