2024-08-01 14:51:09
In den Planungen, die Horst Hrubesch angestellt hatte, um mit den deutschen Fußballfrauen einen schönen Abschluss der gemeinsamen Zeit zu erleben, spielte der Sicherheitsgedanke eine große Rolle. Der ehemalige Stürmer, der Kopfballtore zu seinem Markenzeichen machte, ist grundsätzlich Verfechter einer mutigen Arbeitsweise auf dem Platz. Doch die jüngere Vergangenheit in seinem Aushilfsjob lehrte den 73-Jährigen, das bei allem Offensivdrang, den er sehen möchte, eine gewisse Vorsicht nicht schaden kann.
Ein Drittel seines ursprünglich auf 18 Spielerinnen limitierten Olympia-Aufgebots bestand aus Fachfrauen für Abwehrangelegenheiten; nach der Erkrankung Sarai Linders kam mit der nachnominierten Felicitas Rauch eine siebte hinzu. Und nun, da das Turnier mit der K.o.-Runde in seine entscheidende Phase eintritt und das Ensemble des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) dabei an diesem Samstag auf Kanada trifft, hat Hrubesch aufgrund anhaltender Komplikationen bereits das komplette Septett an Strafraumbewacherinnen jeweils mehr als eine Halbzeit eingesetzt.
Nach dem 4:1 gegen Sambia, der das souveräne Erreichen des Viertelfinals manifestierte, stellte nicht nur der Bundestrainer zufrieden fest, dass es trotz aller unerwarteter Entwicklungen seiner Auswahl vor allen an einem nicht mangelt: Widerstandsfähigkeit. „Die Mädels haben es gut gemacht und sich selber belohnt“, sagte Hrubesch. In St. Étienne, wo der zweite Erfolg in der dritten Partie aus Toren von Lea Schüller (10., 61. Minute), Klara Bühl (47.) und Elisa Senß (90.+7) resultierte, die den Gegentreffer von Barbra Banda (49.) nicht ins Gewicht fielen ließen, machte auch Alexandra Popp „das Fußballspielen Spaß“, da das Team in der Rückwärtsbewegung kollektiv Lücken schloss und Attacken der Afrikanerinnen abblockte: „Wir haben hervorragend verteidigt“, stellte die Kapitänin sich und den anderen ein gutes Zeugnis aus.
Den Ausfall von Marina Hegering, die sich kurz vor Anstoß wegen „muskulärer Beschwerden“ unpässlich meldete, wurde durch die Hereinnahme von Bibiane Schulze Solano kompensiert. Und auch als Kathrin Hendrich, die zweite Wolfsburgerin in der Innenverteidigung, ersetzt werden musste (22.), folgte kein Leistungsabfall. Hendrich war bei einem Zweikampf von Banda mit dem Arm im Gesicht getroffen worden. „Der Doktor sagte, sie habe so ein bisschen ein Krisseln vor den Augen. Aber ich denke, es ist alles in Ordnung“, sagte Hrubesch mit Abstand zum Geschehen, das sich auch deswegen günstig entwickelte, weil Sara Doorsouns Engagement als Stellvertreterin gute Dienste tat.
Für Hrubesch handelt es sich bei Kanada am Samstag (19.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zu Olympia, im ZDF und bei Eurosport) als kommenden Konkurrenten um ein „Toplos“, wie er am Donnerstag urteilte: „Auf der einen Seite haben sie hier ein bisschen Schwierigkeiten gehabt“, stellte er unter Berücksichtigung auf den Spionage-Eklat fest. „Aber sie haben alle drei Spiele gewonnen. Und zum anderen sind sie Olympiasiegerinnen.“ Kanada hatte sechs Punkte in der Vorrunde abgezogen bekommen, kam dank dreier Siege dennoch weiter.
Zudem wurde Nationaltrainerin Bev Priestman für ein Jahr von allen Fußball-Aktivitäten vom Weltverband FIFA gesperrt, nachdem herausgekommen war, dass vor der kanadischen Auftaktpartie gegen Neuseeland (2:1) zweimal eine Überwachungsdrohne beim gegnerischen Training eingesetzt worden war. „Die Aufgabe ist schwer genug. Aber wir freuen uns darauf“, sagte Hrubesch. „Jetzt geht’s darum, fressen oder gefressen werden.“
Er fügte an: „Wir können eigentlich jeden schlagen – außer vielleicht Spanien und die USA. Das wird ein bisschen schwierig. Aber an einem guten Tag können wir auch die rausnehmen.“ Dass sie zumindest weiterhin die Chance haben, den forschen Worten auch Taten folgen zu lassen, gehört nach dem Erreichen des „Minimalziels“ zu den Aspekten, die 366 Tage nach dem blamablen WM-Aus den Ist-Zustand des Teams im internationalen Vergleich wieder positiver erscheinen lassen.
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