2024-06-04 14:22:36
„Noch können wir das schultern“, sagt Bernhard Röhrle vom Zweckverband Landeswasserversorgung über das Hochwasser im Süden Deutschlands. Normalerweise liefert das kommunale Unternehmen täglich zwischen 250.000 und 450.000 Kubikmeter Trinkwasser für etwa drei Millionen Menschen, also etwas mehr als ein Viertel der Einwohner Baden-Württembergs. Durch das Hochwasser in Süddeutschland sind es nun mindestens 200.000 mehr, unter anderem weil die Stadt Ulm ihre eigenen Grundwasserbrunnen im Auwald, wo die Iller in die Donau mündet, außer Betrieb nehmen musste. Weitere Kommunen haben beim Zweckverband angefragt, die normalerweise ihr Wasser selbst gewinnen und verteilen.
Hochwasser gefährdet die Trinkwasserversorgung, wenn mit dem Flusswasser Krankheitskeime in die Brunnen eindringen. Bis zu einer bestimmten Keimzahl können die Wasserwerke das Wasser mit Chlor oder Chlordioxid desinfizieren. Wenn die Belastung durch Trübstoffe und Bakterien zu hoch wird, werden die Pumpen der flussnahen Brunnen abgestellt, auch um zu vermeiden, dass solche Verunreinigungen in die Leitungssysteme gelangen und sie verschmutzen.
Reparaturen dauern
Im ungünstigsten Fall werden Brunnenanlagen komplett überflutet; Wasser zerstört dann die elektrischen Steueranlagen und die Pumpen, und „die Reparatur kann Wochen dauern“, weiß Röhrle. Zuletzt war das in Ulm bei dem Hochwasser an Donau und Iller im Jahr 1999 der Fall. Beim nächsten Extremhochwasser sechs Jahre später waren die Ulmer Brunnenanlagen zwar besser vor Überflutung geschützt, mussten aber reduziert betrieben werden, um eine Belastung mit Keimen zu verhindern.
Neben den Keimen ist der Schlamm, den die über die Ufer getretenen Flüsse mit sich führen, ein Problem für die Wasseraufbereitung. So werden an der Entnahmestelle bei Leipheim aus der Donau statt der üblichen zwei Kubikmeter pro Sekunde wegen des Hochwassers zurzeit weniger als die Hälfte, nämlich 800 Liter pro Sekunde entnommen. Die Aufbereitungsanlage für das Flusswasser im nahegelegenen Wasserwerk Langenau, die über zwei Filterstufen verfügt, ist zwar auf Trübstoffe ausgelegt, die die Donau beispielsweise nach der Schneeschmelze mit sich führt. Zurzeit geraten die Filter aber an ihre Grenzen, so Röhrle: „Mit jedem Hochwasser wird zudem fruchtbares Ackerland weggeschwemmt“, das dann in der Landwirtschaft fehle.
Keine Hochwassersicherheit
Bei dem Starkregen müssen die Wasserversorger auch Wasser aus vermeintlich hochwassersicheren Trinkwasserbrunnen verstärkt mikrobiologisch untersuchen. Beim Zweckverband Landeswasserversorgung betrifft das die 220 Brunnen im Donauried. Es besteht zwar keine Gefahr, dass sie überflutet werden, aber durch Staunässe können Keime aus umliegenden Äckern und Weiden ins sonst saubere Grundwasser gelangen – und damit in die Trinkwasserbrunnen.
Selbst wenn der Deutsche Wetterdienst die Unwetterwarnungen für Süddeutschland zunächst aufgehoben hat: Das Hochwasser bewegt sich weiter donauabwärts. Und wenn es im Alpenraum wieder regnet, würde Wasser von oben auf bereits durchnässte Böden treffen und Flüsse wie Iller, Erms oder Günz erneut anschwellen lassen. Das Wetter von heute nennt Röhrle eine „Vorwarnung“ auf das, was durch den Klimawandel noch auf uns zukommt. Bei jedem Hochwasser werden Kommunen auch an den Trinkwasserbrunnen spüren, ob sie darauf vorbereitet sind, oder ob sie Geld in die Hand nehmen müssen, um ihre Rohrwasserpumpwerke höher zu setzten.
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