L’optimisme d’Ilkay Gündoğan

Gefühlt wird es immer besser. Aber während es immer besser wird, müssen wir einige Schwierigkeiten überstehen. Die Weisheit, die Ilkay Gündoğan nach dem 2:0 gegen Ungarn formulierte, entspricht umgekehrt proportional dem Empfinden vieler Deutscher, wenn sie an ihr Heimatland denken. Die Zweifler halten es eher mit Heinrich Heine. Sie wissen schon, denke ich an Deutschland in der Nacht, … Keineswegs handelt es sich dabei ausschließlich um geborene Verlierer, die im Feinripp-Unterhemd den Grill anwerfen. Auch der feine Zwirn eines Börsenchefs schützt nicht vor Gefühlswallungen, an deren Ende die eigene Nation öffentlich als Ramschladen tituliert wird.

Es wundert uns nicht, den Optimismus, der ins Finale tragen könnte, aus dem Mund eines Mannes zu ­hören, dessen Großvater als Gastarbeiter aus der Türkei ins Land kam und dessen Vater ein leidliches Auskommen als Bierkutscher in Essen fand. Eine typisch deutsche Aufstiegsgeschichte halt, auch wenn die Karriere Gündoğans, nicht wie die von Theodor Weimer, jenem Chef der Deutschen Börse, über McKinsey und Goldman Sachs in eine Position mit einer Sechs-Millionen-Vergütung führte. Übrigens ein Zuwachs von 200.000 Euro gegenüber dem Vorjahr, was eigentlich die persönliche Zuversicht stärken sollte.

Nun, Geld ist beileibe nicht alles, und die zu überstehenden Schwierigkeiten sind in der Tat nicht gering. Gerade ist Deutschland um zwei weitere Plätze abgesackt im Ranking der wettbewerbsfähigsten Nationen, zehn Ranglistenplätze gingen innerhalb von zehn Jahren verloren. Doch wie wäre es, wenn wir uns ein Vorbild an der Mannschaft nehmen, die sich mit einer Mischung aus spielerischer Leichtigkeit und Kampfgeist ins Achtel­finale schießt? O-Ton Gündoğan: „Man muss die gefährlichen Situationen überstehen. Und wenn man die Chance bekommt, muss man eiskalt zuschlagen.“ Ein Verdacht beschleicht uns allerdings: Damit das auch volkswirtschaftlich funktioniert, könnte ein Trainerwechsel hilfreich sein.