2024-05-25 18:12:38
Die meisten kannten ihn nur als den „Typ aus ,Super Size Me‘“. Morgan Spurlock hatte vor 20 Jahren durch seinen mit der Kamera festgehaltenen Selbstversuch bei McDonald’s nicht nur die Debatte über krankhaftes Übergewicht und Essgewohnheiten in den Vereinigten Staaten befeuert. Er trat auch eine Diskussion über Authentizität in Filmdokumentationen los.
Die Idee hinter „Super Size Me“ schien simpel. Spurlock nahm sich vor, 30 Tage lang bei der Schnellrestaurantkette in New York zu essen – drei Mahlzeiten am Tag mit insgesamt etwa 5000 Kilokalorien, der Energiemenge von mehr als neun Big Macs.
[–>
Zu dem Selbstversuch des damals Zweiunddreißigjährigen gehörte auch ein beherztes „Yes“ auf die Frage der Angestellten bei McDonald‘s, ob er Pommes Frites und Limonade auf die maximale Portionsgröße (Super Size) aufstocken wolle. Nach vier Wochen, ließ Spurlock die Zuschauer wissen, brachte er nicht nur etwa elf Kilogramm mehr auf die Waage. Auch Cholesterinwerte und Körpermasseindex hätten ungesunde Höhen erreicht. Zudem ließ Spurlocks Libido nach. Bei seiner damaligen Lebensgefährtin Alex Jamieson, einer veganen Köchin, klagte er über Stimmungsschwankungen. „Nach sieben Tagen fiel mir der Druck auf meiner Brust auf. Nach neun Tagen begann ich, unter fürchterlichen Depressionen zu leiden“, fasste der Filmemacher seine Erfahrungen zusammen. Ein Arzt, der Spurlock bei dem Selbstversuch begleitete, witzelte vor der Kamera über die Leber seines Patienten. Sie erinnere von Tag zu Tag mehr an eine klumpige Pâté. McDonald’s antworte damals mit einer Werbekampagne, die Salate und Obst neben Hamburgern und Pommes Frites versprach.
[–>
Kritik an der Dokumentation wurde laut
[–>
Nach der Nominierung für einen Oscar und mehr als 22 Millionen Dollar Einnahmen wurde Kritik an „Super Size Me“ laut. Hatte Spurlock die Erfahrungen bei der Schnellrestaurantkette nicht schon dadurch verfälscht, dass er die Kilokalorien auf eine unnatürlich hohe Menge schraubte?
[–>[–>
Noch mehr Gegenwind kam im Jahr 2017 auf, als Spurlock zugab, während der Dreharbeiten gegen die eigenen Regeln verstoßen zu haben. Anstelle ausschließlich bei McDonald’s zu essen und zu trinken hatte er immer wieder heimlich Alkohol konsumiert. „In den vergangenen 30 Jahren war ich nie länger als eine Woche trocken“, ließ Spurlock damals in sozialen Medien wissen. Dass Wodka und Bier stärkere Schäden an der Leber der Filmemachers hinterlassen hatten als Big Macs und Limonade, lag für viele Kritiker auf der Hand.
[–>
Der Selbstversuch „Super Size Me“, für den Spurlock im Jahr 2004 mit dem Regiepreis des Sundance Film Festival ausgezeichnet wurde, steht in vielen amerikanischen Schulen dennoch weiterhin auf dem Lehrplan.
[–>
Er hatte als Bühnenautor begonnen
[–>
Nach dem Abschluss an der renommierten Tisch School of the Arts der New York University hatte Spurlock seine Karriere in der Unterhaltungsindustrie Mitte der Neunziger Jahre als Bühnenautor begonnen. Mit seinem Produktionsunternehmen Warrior Poets erfand er für den Musiksender MTV später die Sendung „I Bet You Will“, die Teilnehmern Geld für Stunts wie das Verspeisen von Insekten, Abführmitteln oder scharfen Saucen bot.
[–>
In den Jahren nach „Super Size Me“ produzierte Spurlocks weitere fast 70 Dokumentarfilme zu Themen wie Werbung („The Greatest Movie Ever Sold“), Niedriglohn für Einwanderer („30 Days“) und amerikanische Soldaten in Afghanistan („Where In The World Is Osama Bin Laden?“).
[–>[–>
#MeToo holt Spurlock ein
[–>
Ende des Jahres 2017 wurden Spurlock und Warrior Poets von #MeToo eingeholt. Nach den Vergewaltigungsvorwürfen dutzender Frauen gegen den Hollywoodmogul Harvey Weinstein fühlte sich Spurlock berufen, eigene Fehltritte öffentlich zu machen. Unter der Überschrift „I am Part of the Problem“ (Ich bin Teil des Problems) gab er damals einen Vergewaltigungsvorwurf während des Studiums und die sexuellen Belästigung einer ehemaligen Assistentin zu. Spurlock gestand zudem, seine Ehefrauen Jamieson, Priscilla Sommer und Sara Bernstein regelmäßig betrogen zu haben. Wenige Tage nach dem ungewöhnlichen Bekenntnis war es mit seiner Karriere vorbei: Refinery29 und TNT stoppten die Produktion von „Who Run The World?“, eine Serie zu Frauenthemen mit Spurlocks Warrior Poets und der Schauspielerin Sarah Jessica Parker. Als weitere Filmprojekte abgesagt wurden, zog sich Spurlock zurück.
[–>[–>
Wie sein Bruder Craig Spurlock jetzt bekannt gab, verstarb der Dokumentarfilmer und Vater von zwei Söhnen am vergangenen Donnerstag nach einer Krebserkrankung in New York. Er wurde 53 Jahre alt. „Morgan Spurlock hat etwas erreicht, von dem die meisten nur träumen können“, verabschiedete sich der kalifornische Produzent und Drehbuchautor Brett Morgen bei X, früher Twitter. „Er hat mit seiner Kunst tatsächlich die Welt verändert.“
#Morgan #Spurlock #est #mort #qui #était #documentariste #américain
1716651702