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Murs en pierres sèches dans les montagnes du Mourne

by Nouvelles
Murs en pierres sèches dans les montagnes du Mourne

2024-05-01 09:42:05

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Den Anfang macht ein Stein, ein möglichst großer Wackerstein. Mit Wucht wird er fest in den Boden eingepflanzt, und dann geht es links und rechts weiter mit ähnlich großen Brocken. Diese „butt row“ bildet die einfache Etappe des Mauerbaus, danach beginnt ein kniffliges Puzzle. Die nordirischen „wall builders“ brauchen ein geübtes Auge, um zu entscheiden, welcher Stein wohin gehört. Präzise und ausbalanciert müssen die Steine gestapelt werden, möglichst mit drei Kontaktpunkten für eine optimale Stabilität. Unregelmäßigkeiten müssen ausgeglichen werden; in die Zwischenräume kommen kleinere Steine, ohne sie ganz auszufüllen. Denn Lücken sollten auf jeden Fall bleiben, damit der kräftige nordatlantische Wind hindurchfegen und die Mauer nicht umwerfen kann.

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Sind die vorhandenen Steine kleiner, muss die Mauer dicker sein, um aufrecht zu stehen. Manchmal werden sogar zwei Mauern gegeneinander gelehnt, um bestmögliche Stabilität zu erreichen. Gut anderthalb Meter hoch ist die Mauer, wenn mit „capstones“, besonders flachen Steinen, ein gerader Abschluss geschaffen wird. Dann ist das Bauwerk aus Granit und Luft hoch genug, um Schafe und Kühe einzuhegen. Ziegen hingegen hält das nicht ab, sie balancieren sogar mit Vorliebe auf den Mauern.

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Der Bau von Trockensteinmauern beruht auf einer archaischen Technik und ist doch eine anspruchsvolle Baukunst. Es ist eine nachhaltige Bauweise, denn man kann die Mauern bei Bedarf pro­blemlos wieder abreißen und die Steine anders verwenden. „Dry wall building“ ist eine Kunst, die aus der Notwendigkeit entstanden ist, den Boden der Äcker und Weiden von Steinen zu befreien. Überall in Irland bauen sie deshalb seit jeher Mauern.

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L’ancien moulin d’Annalong remonte au début du XVIIIe siècleMaurice

Die ganze Insel ist von einem steinigen Geflecht überzogen. Doch in den Mourne Mountains im irischen Nordosten sind die Trockensteinbauten Kult. Hier wachsen besonders schöne Granitbrocken in der Erde, und hier leben besonders fanatische Mauerbauer. Einer von ihnen ist Mark Hanna aus Kilkeel, der freilich erst auf Umwegen zum „dry stone walling“ gekommen ist. Beim Umbau eines alten Mühlenkomplexes in eine Reihe von Ferienhäusern waren Unmengen von Steinen übrig geblieben, weil die Mauern in den alten Gebäuden viel zu dick waren. Doch wohin mit all dem überschüssigen Granit? „Ich baute einfach Mauern, wo man eigentlich keine braucht“, sagt Mark, und so hat er sich selbst zum gewieften „wall builder“ gemacht.

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Jetzt bringt er seinen Gästen das Mauerbauen bei, und auch wir machen einen Crashkurs. Er beginnt im Schuppen an einem großen Holztisch, auf dem Mark einen Haufen kleiner Steine ausgebreitet hat. Damit sollen wir eine Umzäunung aus drei oder vier Schichten bauen. Wir stapeln, probieren, balancieren, reißen ein, bauen wieder neu und bekommen doch kein wirklich stabiles Bauwerk zustande. Irgendwo wackelt immer ein Stein, oder die ganze Mauer schwankt bedrohlich. „Ancient Irish Lego“ nennt das Mark Hanna, ein uraltes irisches Baukastenspiel.

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Schließlich haben wir ein leidlich solides Mauerwerk aufgerichtet. Wir sind skeptisch, aber der Lehrmeister scheint halbwegs zufrieden. „Das Bauen mit kleinen Steinen ist besonders schwie-rig“, sagt er, „bei der echten Mauer wird es leichter.“ Also geht es jetzt hinaus ins Gelände, wo Mark schon vorher einen Mauerabschnitt eingerissen hat, den wir jetzt wieder aufbauen sollen. Das geht in der Tat leichter als mit den kleinen Steinchen am Tisch, auch wenn wir hier ebenfalls ständig sortieren, experimentieren und umbauen. Jeder Stein wird angeschaut, geprüft, dreimal umgedreht, hingelegt und wieder aufgenommen, bis er an einer passenden Stelle landet. Am Ende steht die Mauer fest, wenn auch ein wenig plump und windschief.

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Grüne Welt: Die Mourne Mountains
Un monde vert : les montagnes de MourneImago

Ab sofort schauen wir mit anderen Augen auf die irischen Feldbegrenzungen, vor allem auf die gigantische Mourne Wall. Dieses ringförmig angelegte Mauerwunder ist fünfunddreißig Kilometer lang und vollständig in Trockenbauweise errichtet. Die Mauer führt über fünfzehn von Gletschern einst abgeschmirgelte Granitkuppen; Slieve Donard ist mit 850 Metern die höchste. Die Mauer prägt das Erscheinungsbild des Gebirges aus beinahe jedem Blickwinkel. Wie ein endloser Lindwurm windet sie sich über Berg und Tal, eine Art Chinesische Mauer im europäisch angepassten Kleinformat.

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Als die Bevölkerung Ende des neunzehnten Jahrhunderts durch den Boom der Textil- und Werftindustrie in Belfast rapide anwuchs, geriet die städtische Wasserversorgung an ihre Grenzen. Ein Staubecken im Silent Valley, mitten in den Mourne Mountains, schuf Abhilfe. Um eine Verschmutzung des Wassers durch Rinder und Schafe zu verhindern, wurde um das gesamte Reservoir die Mauer gebaut, ein anspruchsvolles Unternehmen, das von 1904 bis 1922 dauerte. Jahr für Jahr waren zwischen März und Oktober Hunderte „wall builders“ am Werk. Nach wie vor ist die Granitmauer in erstaunlich gutem Zustand; vereinzelte Schäden werden regelmäßig ausgebessert.

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Der größte aller Steinbrocken

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Auf den strapaziösen, zweitägigen Rundmarsch entlang der Mauer, über zweieinhalbtausend Höhenmeter, durch steiniges Gelände und die ständig aufkommenden Nebelbänke haben wir verzichtet. Dafür sind wir vom Küstenstädtchen Rostrevor aus den Clough­more Trail zum Big Stone gewandert, dem größten aller Steinbrocken in den Mourne Mountains. Wie ein Monument liegt er frei und einsam auf einer Anhöhe oberhalb der Waldgrenze.

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Wir genießen von hier aus die famose Aussicht auf die Austernbänke in der Bucht von Carlingford, auf die Irische See, im Osten auf die Isle of Man und im Süden auf die Wicklow Mountains. Fast im Minutentakt ändert sich weit unter uns die Szenerie, als die Flut langsam ansteigt und beim Wechsel von Sonne und Wolken das Meer und das Watt ständig neue Schattierungen von Grün und Blau und Grau annehmen.

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Wissenschaftler vermuten, dass der tonnenschwere Big Stone während der Eiszeit von Gletschern aus Schottland hier abgelagert wurde. Peter Rafferty, unser Wanderguide, aber weiß es besser: „Natürlich war hier kein anderer als Fionn Mac Cumhaill am Werk.“ Dieser Krieger und Held der irischen Mythologie ist auf der Grünen Insel für vieles verantwortlich, und in den Mourne Mountains soll er sich einmal mit einem streitsüchtigen Herausforderer bekriegt haben.

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Nach stundenlangem gegenseitigen Steinewerfen sei es Fionn schließlich zu bunt geworden; mit einem riesigen Brocken habe er seinen Gegner zerschmettert. Wenn in zwei, drei Jahrhunderten die Erinnerung an die tatsächliche Konstruktion der Mourne Wall verblasst sein dürfte, werden die Iren vermutlich den Steinewerfer Fionn Mac Cumhaill auch als geschickten „wall builder“ und kühnen Erbauer dieses monumentalen Bauwerks verehren.

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Weitere Informationen: www.ireland.com/de, www.walkthemournes.com (Wanderungen in den Mourne Mountains) sowie www.greenholidaycottages.com (Mauerbau für Gäste).



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