2024-12-02 00:03:00
Die Sache mit dem Kapitänsamt ist eine komplizierte Angelegenheit bei Borussia Dortmund, seit Emre Can im Sommer 2023 begonnen hat, sich an dieser Aufgabe abzuarbeiten. Auch deshalb könnte der Auftritt von Nico Schlotterbeck beim 1:1 des BVB gegen den FC Bayern vom Samstagabend vielleicht einmal als Wendepunkt gelten.
Schlotterbeck durfte seine Mannschaft zum ersten Mal überhaupt mit der Binde am Arm in ein Pflichtspiel führen, er sei deswegen „extrem nervös“ gewesen, erzählte der Innenverteidiger nach der Partie. Anzumerken war ihm jedoch nichts von seiner inneren Unruhe, ganz im Gegenteil.
Schlotterbeck spielte, wie ein Kapitän spielen muss. Er funktionierte als Stütze für die Kollegen, bügelte Fehler aus, setzte mit seiner energischen Zweikampfführung Zeichen, machte keine Fehler. Vor allen Dingen jedoch war er die stilprägende Figur in dieser herrlichen Fußballschlacht, über die der Münchner Trainer Vincent Kompany nach dem Abpfiff zufrieden sagte: „Es gibt einfach geile Spiele in der Bundesliga.“
„Heute wie ein Kapitän gespielt“
Kompany hat mit diesem Lob eher nicht das Niveau gemeint, weder die Bayern noch der BVB hatten dem Publikum allerfeinste Champions-League-Kunst geboten. Die Bayern waren anfangs „zu unsauber“, wie Joshua Kimmich monierte, und der BVB wirkt fußballerisch derzeit grundsätzlich etwas unfertig. Dafür war es aber von der ersten bis zur letzten Minute „extrem leidenschaftlich“ zugegangen, wie der Dortmunder Mittelfeldakteur Pascal Groß sagte.
Und Schlotterbeck war genau der richtige Anführer für diese Sorte Fußballspiel. „Schlotti hat heute wie ein Kapitän gespielt“, lobte Trainer Nuri Sahin seinen Abwehrchef, der eher nebenbei mit einem Steilpass die Außenlinie entlang das sehenswerte 1:0 von Jamie Gittens für Dortmund vorbereitet (27.) hatte. Was ihn tatsächlich zum überzeugendsten Kapitän machte, den diese Mannschaft seit langem hatte, ist seine sichtbare Freude bei der Abwehrarbeit, die an Tagen wie diesen sogar ansteckend ist.
Wenn alle Dortmunder in den vergangenen Jahren das eigene Tor so hingebungsvoll verteidigt hätten wie Schlotterbeck im Augenblick, wäre so manche Krise vermieden worden. Wahrscheinlich stünde sogar die eine oder andere Trophäe mehr in den Vitrinen des Klubs. In jedem Fall verkörpert Schotterbeck ein schwieriges Entwicklungsfeld, auf dem die Mannschaft an diesem Abend aber glänzte: die Lust am gemeinschaftlichen Verteidigen, die ja traditionell zur DNA dieses Klubs zählt.
Als Anführer dieses Traditions-BVB ist Schlotterbeck geradezu prädestiniert. Weil er zwar keinesfalls makellos spielt, weil er mit den – allerdings seltener werdenden – Fehlern irgendwie immer auch diese menschliche Seite hat. Aber er bleibt immer mutig, macht weiter, ohne sich zurückzuziehen oder zu verkrampfen.
Befreiender Anpassungsprozess
Angeführt von diesem Käpt‘n Schlotti haben an diesem schönen Fußballabend also alle geackert, bis die Energien aufgebraucht waren. Den Torschützen Gittens müsse man auch „herausheben, weil er Ramy (Bensebaini, d. Red.) in der Defensive geholfen hat“, sagte Lars Ricken, der Geschäftsführer Sport.
Ähnliches galt für Maximilian Beier, für Marcel Sabitzer oder Serhou Guirassy und für den großartigen Felix Nmecha. Das passte bestens zum Zustand der gegenwärtigen Mannschaft, deren Status sich mit dem fünften Platz in der Abschlusstabelle der Vorsaison, einem abermaligen Kaderumbruch und dem Trainerwechsel von Edin Terzic zu Nuri Sahin verändert hat.
Anders als bei den meisten Besuchen der Münchner spielte nicht der Meister beim ärgsten Konkurrenten, sondern der Tabellenführer war zu Gast bei einem ambitionierten Aspiranten auf eine weitere Teilnahme an der Champions League. Der fanatische Perfektionismus, der sich in den Jahren mit den Trainern Thomas Tuchel und Pep Guardiola nicht nur in München, sondern auch beim BVB etabliert hat, ist – zumindest vorübergehend – überwunden, nachdem beide Klubs Krisen, harte Rückschläge und Umbrüche erlebt haben.
Es hat ein Anpassungsprozess stattgefunden, der derzeit befreiend wirkt: Der BVB klammert sich nicht mehr verzweifelt am Status der nationalen Nummer zwei fest, die dringend eine Saison als Erster beenden muss. Derzeit ist der Klub zwar ambitioniert, misst sich aber eher nicht an der Brillanz der allerbesten.
„Das hat mir brutal viel bedeutet“
Stattdessen versuchen die Dortmunder, sich in einem Spiel gegen die Bayern mit den Mitteln eines mutigen Underdogs zu behaupten, von dem niemand verlangt, jedes Bundesligaspiel zu gewinnen, Schlotterbeck sagte: „Die Mannschaft ist stabil, sie hat ein super Spiel gemacht, sie hat alles rausgehauen.“
Künftig wollen sie geduldiger sein und den alten Ruhrpott-Zusammenhalt mit neuem Leben füllen, auf den Platz übertragen heißt das: Alle helfen einander und Fehler sind erlaubt, außerdem ist Mut gefragt. „Wir haben sie nicht nur begleitet, wir haben mutig gegen den Ball gespielt, auch hinten raus selbst als es unruhig wurde im Stadion“, sagte Ricken über das gesamte Team, und exakt in diesem Punkt war Schlotterbeck, der vor zweieinhalb Jahren vom SC Freiburg zum BVB kam, besonders stark.
Être capitaine pour la première fois « signifiait beaucoup pour moi », a-t-il déclaré après le coup de sifflet final. « Si quelqu’un m’avait dit cela il y a deux ans, j’aurais pensé qu’il était fou. Mais c’est en réalité un processus très logique. Schlotterbeck est depuis longtemps un joueur national confirmé, il mûrit en tant que footballeur et en tant que personne, il a déjà vécu une Coupe du Monde, un Championnat d’Europe, une finale de Ligue des Champions, une finale de Coupe DFB avec le SC Freiburg et de nombreux drames du BVB.
“Je suis très, très heureux que la tendance se stabilise vraiment, il grandit dans son nouveau rôle de leader”, a déclaré Sahin, faisant allusion à la promotion du joueur national au conseil d’équipe cet été. Il sera intéressant de voir si Can sera capitaine dans la seconde moitié de la saison après la fin de sa suspension pour carton jaune et après avoir initialement perdu sa place au centre du milieu de terrain au profit de Nmecha. Car après cette soirée, l’impression était que Schlotterbeck, déjà fort, était vraiment inspiré par cette tâche particulière. Schlotterbeck s’est amusé, même lors d’un match nul à domicile.
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