2024-04-22 14:09:40
35 Kilometer waren es diesmal. Nur 35 Kilometer mag man sagen, mag die Konkurrenz denken, aber immerhin. Tadej Pogacar, der slowenische Radprofi vom Team UAE, hat beim belgischen Klassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich die Konkurrenz ein weiteres Mal in Grund und Boden gefahren.
Die letzten 35 Kilometer fuhr er allein nach einem Antritt an der Côte de La Redoute, einem 1,6 Kilometer langen Anstieg mit maximal 19 Prozent Steigung. Er fuhr wie auf Schienen, auf einem eigenen Gleis für hohes Tempo. Bei seinem Sieg Anfang der Saison beim italienischen Rennen Strade Bianchi hatte er ein Solo über 80 Kilometer hingelegt.
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Pogacar ist der hellste Stern, der derzeit am Radsporthimmel leuchtet. Neun Renntage hat er nun in dieser Saison, sechs davon hat er als Sieger beendet. Neben Strade Bianche hat er auch die Katalonien-Rundfahrt gewonnen und sich dabei vier Tagessiege geholt. Zwischen Lüttich und Bastogne schien aber auch ein anderer Stern, Mathieu van der Poel vom Team Alpecin-Deceuninck, Weltmeister und Sieger der beiden anderen großen Frühjahrsklassiker, der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix. Auch der Niederländer hatte die beiden Rennen als Solist und mit dem Nimbus der Unbesiegbarkeit gegen eine resignierende Konkurrenz für sich entschieden.
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Erdrückende Überlegenheit
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Lüttich-Bastogne-Lüttich sah die beiden Ausnahmefahrer nun im direkten Duell, wobei die 254,5 Kilometer lange Strecke mit ihren 4300 Höhenmetern wie gemalt für Pogacar war. Als Pogacar an der Côte de La Redoute in die Pedale trat, war auch von van der Poel bald nichts mehr zu sehen. Mit seinem Sieg hat der Slowene mit seinem größten Konkurrenten bei Eintagesrennen gleich gezogen.
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Beide haben nun je sechs Siege bei den sogenannten Monumenten des Radsports, zu denen noch die Lombardei-Rundfahrt und Mailand-Sanremo zählen. Für seine sechs Siege musste Pogacar nur zwölf Mal an den Start gehen, van der Poel immerhin 18 Mal. Acht der letzten zehn Rennen dieser ultimativen Kategorie gingen entweder an Pogacar oder an van der Poel. Ihre Überlegenheit ist erdrückend.
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Dass Pogacar in den nächsten Jahren auch Siege bei Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix einfahren wird, daran kann es wenig Zweifel geben. Dann hätte er alle fünf Monumente mindestens einmal gewonnen. Das haben in der Geschichte des Radsports bislang nur drei Profis geschafft: Die Belgier Rik Van Looy, Roger De Vlaeminck und natürlich Eddy Merckx, der sage und schreibe 19 Monumente gewann. Selbst diese illusorisch erscheinende Zahl zu erreichen, trauen manche Experten wie der ehemalige belgische Weltmeister Philipp Gilbert dem erst 25 Jahre alten Pogacar zu. „Wenn er noch fünf Jahre so weitermacht, wird er einen sensationellen Rekord aufstellen“, sagt er.
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Was Pogacar zum aktuell besten Rennfahrer der Welt macht: Er kann auch die großen Rundfahrten. Zweimal schon hat er die Tour gewonnen, zweimal hat er gegen den Dänen Jonas Vingegaard verloren. In dieser Saison hat Pogacar nun ein Ziel, dessen Verwirklichung ihn schon jetzt in den Kreis der größten Rennfahrer der Radsportgeschichte aufsteigen ließe: Er wird versuchen, nacheinander den Giro d’Italia und die Tour de France zu gewinnen.
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Der Formaufbau läuft bislang perfekt, während seine größten Konkurrenten, auf die er erst in Frankreich treffen würde (Vingegaard, Evenepoel, Roglic), allesamt mit mehr oder minder schweren Sturzverletzungen zu kämpfen haben. Ideal für ihn wäre, wenn er in Italien mit vergleichsweise geringem Aufwand gewinnen und dann mit Schwung in die Tour starten könnte.
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Die Experten sind geteilter Meinung. Manche halten es für ein allzu optimistisches Projekt. Andere trauen Pogacar den Doppelschlag zu. Dazu müsste auch die Helferschar seines Teams mit der sechswöchigen Doppelbelastung zurechtkommen. Ein Spiel mit dem Feuer bleibt es.
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