2024-07-24 17:13:24
Die Postbank lässt die Deutsche Bank nicht los. Erst machte sie durch schlechten Kundenservice Schlagzeilen, was Deutschlands größter Geschäftsbank einige Millionen Euro, aber noch mehr an Reputation kostete. Jetzt zwang sie die Deutsche Bank zu einer Rückstellung von 1,3 Milliarden Euro. Denn Altaktionäre der einst unabhängigen Postbank könnten vor Gericht höhere Ansprüche gegen den Käufer Deutsche Bank durchsetzen.
Ob es so kommt, ist noch nicht entschieden, ein Urteil steht erst in einigen Wochen an. Aber die bereits im April bekannt gemachte Rückstellung war unumgänglich und zehrte den Zweitquartalsgewinn von Deutschlands größter Geschäftsbank auf. Ganz unterm Strich, bei dem auf Aktionäre entfallenden Ergebnis, stand für die Periode von April bis Juni ein Verlust von 143 Millionen Euro – verglichen mit einem Gewinn von 763 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Eigentlich hatte die Bank einen Lauf
Dabei hatten die Bank und ihre Aktie bislang in diesem Jahr einen guten Lauf. Rund 17 Prozent legte das Papier seit Jahresbeginn zu. Damit entwickelte sich der Anteilsschein von Deutschlands größter Geschäftsbank besser als das deutsche Börsenbarometer Dax, das lediglich um 10 Prozent zulegen konnte; wenn auch nicht ganz so gut wie der europäische Branchenindex Euro Stoxx Banks, der seit Jahresbeginn ein Plus von knapp 24 Prozent verzeichnet. Immerhin, der Deutschen Bank gelang es, auch mit europäischen Wettbewerbern locker Schritt zu halten. Dabei geht es um Wettbewerber, die in Sachen Profitabilität schon dort sind, wo die Deutsche Bank im nächsten Jahr hinkommen möchte.
Mit der Öffnung der Bücher für das zweite Quartal ging es für die Deutsche Bank auf dem Frankfurter Börsenparkett aber erst einmal deutlich bergab. In der Spitze um 8 Prozent gab das Papier nach, am Nachmittag lag das Minus zum Schlusskurs vom Dienstag dann noch bei 6 Prozent. Jetzt traf der Verlust des Instituts – vor Steuern stand immerhin noch ein Gewinn von 411 Millionen Euro, freilich 71 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum – nicht gänzlich unvorbereitet.
Der Finanzchef hielt eine weitere schlechte Nachricht bereit
Bereits im April hatte die Deutsche Bank die Rückstellung für mögliche Nachforderungen ehemaliger Postbank-Aktionäre angekündigt. Doch hielt Finanzchef James von Moltke eine weitere schlechte Nachricht für die Aktionäre bereit, die vielleicht noch nicht jeder auf dem Zettel hatte. Angesichts der Milliarden-Rückstellung sei ein weiteres Aktienrückkaufprogramm in diesem Jahr nicht angezeigt. Zumindest nicht, wenn die Deutsche Bank einen gehörigen Teil der Rückstellung wieder auflösen kann, danach sieht es aber nicht aus. Gespräche über außergerichtliche Einigungen gebe es zwar, die Bank sieht sich aber auch mit 46 einzelnen Verfahren in der Causa Postbank konfrontiert, deren Wurzeln bis ins Jahr 2010 zurückreichen.
Dabei war es gerade die großzügige Ausschüttungspolitik ein Instrument von Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing und seinem Stellvertreter und Finanzvorstand von Moltke, um die Aktionäre, die in der jüngeren Geschichte des Instituts durch viele Durststrecken gehen mussten, bei Laune zu halten. Ausführlich ging die Deutsche Bank in ihrer Quartalsmeldung auch darauf ein. Die Bank habe ihr am 4. März gestartetes Aktienrückkaufprogramm am 11. Juli abgeschlossen, mit dem 46,4 Millionen Aktien im Volumen von 675 Millionen Euro erworben wurden. Damit summiere sich die Gesamtausschüttung an die Aktionäre seit 2022 auf 3,3 Milliarden Euro. Dass zumindest in diesem Jahr kein weiteres Aktienrückkaufprogramm folgen würde, blieb zunächst unerwähnt.
Stattdessen bemühten sich Sewing und von Moltke, ein Bild der Normalität und des Fortschritts zu zeichnen. Im Investmentbanking beispielsweise habe man Marktanteile hinzugewonnen. Bei der Beratung sei das Frankfurter Institut im globalen Ranking von Platz 11 auf 7 vorgerückt, führte von Moltke aus. Währenddessen verwies Sewing in einem Brief an die Mitarbeiter darauf, dass das Institut – ohne die Belastung durch die Postbank – mit einem Vorsteuergewinn von 1,7 Milliarden Euro das beste Ergebnis in einem zweiten Quartal seit 13 Jahren erzielt habe.
In der Tat, auf der Ertragsseite ging es bergauf: Die Erträge fielen im Juni-Quartal um 2 Prozent höher aus als vor Jahresfrist und summierten sich auf 7,59 Milliarden Euro. Besonders stark – mit 10 Prozent – konnte das Investmentbanking zulegen. Eine Ertragsdominanz wie in der Nullzinsphase, in der die Investmentbanker den Löwenanteil der Erträge erwirtschafteten, sieht von Moltke aber nicht mehr. Die Deutsche Bank sei heute wesentlich ausbalancierter. Um 7 Prozent stiegen sie auch im Asset Management.
Rückläufige Erträge verbuchten indes die Unternehmensbank mit einem Prozent und die Privatkundenbank mit 3 Prozent. Zu Letzterer gehört auch die Postbank, die die Deutsche Bank mittlerweile nur noch als Marke und nicht mehr als Tochtergesellschaft führt. War es ein Fehler, sie zu kaufen? Von Moltke antwortet ausweichend: „Wir müssen in die Zukunft schauen. Und wir haben gute Pläne für die Postbank in den kommenden Jahren.“
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