Nouvelles Du Monde

Poutine avec un tapis rouge pour les tueurs à gages

2024-08-02 14:53:45

Als sich die Tür des Flugzeugs mit den freigelassenen Russen am späten Donnerstagabend auf dem Moskauer Flughafen Wnukowo öffnet, ist alles für einen großen Empfang bereit. Präsident Wladimir Putin wartet am Fuß der Treppe, der rote Teppich ist ausgerollt, eine Ehrenformation der russischen Streitkräfte in Paradeuniformen steht stramm, Kamerateams filmen.

Zum Begrüßungskomitee gehören zudem Verteidigungsminister Andrej Beloussow, der Chef des Auslandsgeheimdienstes SWR Sergej Naryschkin und der Direktor des Inlandsgeheimdienstes FSB Alexandr Bortnikow. Als erster kommt ein Mann in schwarzer Trainingsjacke und Baseballkappe aus dem Flieger: der in Deutschland zu lebenslanger Haft verurteilte Auftragsmörder Wadim Krassikow, der Mann, dessen Freilassung Putin zur Bedingung für einen Gefangenenaustausch mit dem Westen gemacht hat. Putin drückt ihm die Hand und umarmt ihn.

Putin verspricht den Freigelassenen Ehrungen

In einer Ansprache im Flughafengebäude kurz darauf sagt Putin einen Satz, der jenen galt, die wie Krassikow offiziell für den Geheimdienst arbeiten: „Ich möchte mich nun an diejenigen unter Ihnen wenden, die direkten Bezug zum Militärdienst haben. Ich will Ihnen danken für Ihre Treue zum Eid, der Pflicht und dem Vaterland, das Sie keine Minute vergessen hat.“ Putin versprach allen Freigelassenen, sie für hohe staatliche Auszeichungen vorzuschlagen. „Wir werden uns noch treffen und über Ihre Zukunft reden.“

Schon früher wurden im Ausland enttarrnte Agenten in Russland zu Figuren des öffentlichen Lebens gemacht. Auch Attentäter können so zu Ehren kommen: Andrej Lugowoj, der in Großbritannien in Abwesenheit für schuldig befunden wurde, 2006 den ehemaligen FSB-Agenten Alexandr Litwinenko mit Polonium vergiftet zu haben, ist Mitglied des Parlaments und als antiwestlicher Scharfmacher regelmäßig Gast in Fernseh-Talkshows.

Die deutsche Justiz kam zu dem Schluss, dass Krassikow den Tschetschenen mit georgischer Staatsangehörigkeit auf Anweisung der russischen Staatsführung erschossen hat. Alle Spuren führten zum FSB, dessen Chef Putin war, bevor er Präsident wurde.

Krassikow hat als Oberst in einer Spezialeinheit des FSB gedient. Er war mit einem echten Pass nach Deutschland eingereist, der aber auf einen falschen Namen ausgestellt war. Eine der Spuren, die zu seiner wahren Identität führten, war ein Mord an einem Geschäftsmann, den er 2013 in Russland nach dem gleichen Muster verübt hat wie den in Berlin: Er näherte sich dem Opfer von hinten auf dem Fahrrad und schoss ihm ins Genick.

Dass Putin Krassikow zurück nach Russland holen wollte, war aufgrund einer Vielzahl von Indizien und Andeutungen schon klar, bevor Putin Anfang Februar im Interview mit dem Trump-nahen amerikanischen Journalisten Tucker Carlson direkt auf ihn zu sprechen kam. Auf Carlsons Frage nach den Chancen für eine Freilassung des unter Spionagevorwürfen in Russland inhaftierten „Wall Street Journal“-Korrespondenten Evan Gershkovich antwortete Putin: „In einem mit den Vereinigten Staaten verbündeten Land in Europa sitzt ein Mensch ein, der aus patriotischen Überlegungen in einer europäischen Hauptstadt einen Banditen liquidiert hat.“ Auch wenn der Name Krassikows nicht fiel, war eindeutig, wen Putin meinte.

Freude und Erleichterung unter den russischen Oppositionellen

In Diensten eines der russischen Geheimdienste stand auch in Ehepaar, das mit argentinischen Pässen in Slowenien gelebt hat. Andere Russen, die aus westlichen Gefängnissen freigekommen sind, waren im Graufeld zwischen Geheimdienst und organisierter Kriminalität aktiv. So der Hacker Roman Selesnjow, der 2018 in den Vereinigten Staaten wegen Cyberkriminalität zu 27 Jahren Haft verurteilt worden ist.

In den staatlichen russischen Medien folgte die Darstellung des Deals mit dem Westen dem Muster, das schon in der ersten offiziellen Stellungnahme des FSB vorgegeben war, mit dem dieser den Gefangenenaustausch bestätigt hat: Russische Patrioten seien gegen eine „Gruppe von Personen ausgetauscht worden, die im Interesse ausländischer Staaten zum Schaden der Sicherheit der russischen Föderation gehandelt haben“. Die Tatsache, dass sich der Westen für die Freilassung russischer politischer Gefangener eingesetzt hat, wird von der Propaganda des Kremls nun zum Beleg genommen, dass die Regimegegner im Interesse feindlicher Mächte handelten.

Unter den russischen Oppositionellen im Exil herrschte nach dem gelungenen Austausch dennoch ebenso große Freude und Erleichterung. Was für sie auf dem Spiel stand, zeigt sich in den ersten Worten Wladimir Kara-Murzas, der in Russland wegen Hochverrat zu 25 Jahren Haft verurteilt worden war. Im Gefängnis hatten sich die Gesundheitsprobleme verschlimmert, unter denen er als Folge von zwei mit hoher Wahrscheinlichkeit vom FSB verübten Giftanschlägen auf ihn leidet. In einem vom Weißen Haus veröffentlichen Telefongespräch mit seiner in den Vereinigten Staaten lebenden Familie sagte er: „Ich war überzeugt, dass ich im Gefängnis sterbe.“

„Für die Freiheit der einen werden andere mit ihrem Leben bezahlen“

Leonid Wolkow, einer der engsten Weggefährten Alexej Nawalnyjs, schrieb in seinem Telegram-Kanal: „Das ist ein ehrlicher Grund zur Freude (zumal es so wenige davon gibt). Aber es wird trotzdem eine Freude mit Tränen in den Augen sein.“ Wolkow erinnerte daran, dass Anfang des Jahres Verhandlungen fast abgeschlossen waren, nach denen auch Nawalnyj freikommen sollte. Doch dann habe Putin entschieden, dass er ihn für nichts herausgeben wolle, „und hat ihn wenige Tage, bevor der Austausch stattfinden konnte, ermordet“. In fast allen Äußerungen russischer Exilanten wurde auch an die vielen politischen Gefangenen erinnert, die sich weiter in russischer Haft befinden.

Lire aussi  "Elle ne voulait pas être au centre de l'attention"

In der Minderheit blieben jene Stimmen wie jene des Rechtsanwalts Ilja Nowikow, der seit 2014 mehrere in Russland angeklagte Ukrainer vor Gericht verteidigt und anschließend ihren Austausch begleitet hat. Krassikows Freilassung sei ein „nicht wieder gut zu machender Fehler“, sagte Nowikow in einem Interview mit dem exilrussischen Nachrichtenportal Meduza.io. Sie sei für Putin deshalb so wichtig gewesen, weil er damit seinen Agenten zeigen könne, dass sie kein großes Risiko eingingen, wenn sie im Westen in seinem Auftrag mordeten.

„Für die Freiheit der einen werden andere mit ihrem Leben bezahlen“, sagte Nowikow. „Wenn die Nachricht kommt, dass in Berlin oder Riga oder sonst irgendwo ein russischer Flüchtling oder ein europäischer Staatsdiener ermordet wurde, dann erinnert euch bitte an diesen Austausch.“

Der ebenfalls im Exil lebende russische Geheimdienstfachmann Andrej Soldatow äußerte sich gegenüber Meduza ähnlich. Für Putin seien an diesem Austausch zwei Dinge wichtig: Zum einen müsse er in den Reihen der russischen Geheimdienste das Image aufrechterhalten, dass er ihnen unter allen Umständen beisteht. Und zum anderen sende er damit jenen, die im Ausland gegen das Regime eintreten, die Botschaft: „Wir haben die Leute und Ressourcen, wir sind bereit, euch zu finden.“ Die russischen Geheimdienste würden die Taktik der Geiselnahme selbstverständlich fortsetzen, sagte er.

In einer von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti verbreiteten Äußerung des russischen Botschafters in Washington deutete sich das am Donnerstag schon an: Noch immer säßen Dutzende Russen in amerikanischen Gefängnissen, Moskau werde weiter an ihrer Freilassung arbeiten.



#Poutine #avec #tapis #rouge #pour #les #tueurs #gages
1722601138

Facebook
Twitter
LinkedIn
Pinterest

Leave a Comment

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.

ADVERTISEMENT