2024-11-21 13:23:00
Infektionen des Magen-Darm-Trakts zählen zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt. Seit die Covid-Kontaktbeschränkungen aufgehoben sind, treten wieder vermehrt Durchfallerkrankungen auf. Fast alle Menschen sind im Jahresverlauf einmal betroffen. Meist handelt es sich um harmlose, nicht bedrohliche Krankheitsepisoden. Deren Zahl berechnen Wissenschaftler aufgrund epidemiologischer Studien mit fünfundsechzig Millionen in jedem Jahr in Deutschland.
Und diese Zahl steigt. Oft verläuft die Erkrankung selbstlimitierend und bedarf keiner spezifischen Behandlung. Angesichts ihrer Häufigkeit und eines für manche Patienten doch bedrohlichen Krankheitsverlaufs bedarf es einer klugen, also evidenzbasierten Diagnostik und Therapie, um einerseits unnötige Maßnahmen zu vermeiden, andererseits Gefahren für Risikopatienten zu erkennen und sie angemessen zu behandeln.
Dies ist keine leichte Aufgabe. Grund genug, dass sich Experten im Rahmen der kürzlich in Leipzig zu Ende gegangenen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen mit den infektiösen Darmkrankheiten befassten.
Zunächst gilt es, unnötige diagnostische Tests zu vermeiden. Bei Patienten ohne besondere Risiken, die mit den typischen akuten Symptomen Durchfall, Übelkeit und Erbrechen erkranken, ist eine Stuhluntersuchung überflüssig, es genügt, dass sie genügend trinken, um die verlorene Flüssigkeit zu ersetzen. Eine Behandlung mit Infusionen ist nur sehr selten hilfreich, das gilt selbst für gebrechliche Patienten, die wegen ihrer Begleiterkrankung in einer Klinik behandelt werden. Auch im Krankenhaus ist die orale Gabe von Flüssigkeit immer vorzuziehen, betonte Ansgar Lohse, Magen-Darm-Spezialist aus Hamburg.
Für viele überraschend ist die Erkenntnis, dass den Patienten keine strenge Diät auferlegt werden muss. Die hat keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Essen schadet nicht, konstatierte Lohse. Wegen des reduzierten Appetits nehmen die Patienten ohnehin nur das zu sich, was ihnen zuträglich erscheint. Zusätzliche Restriktionen sind also nicht notwendig.
Eine aufwendige Erregerdiagnostik ist nur bei komplizierten Verläufen sinnvoll, beispielsweise wenn die Durchfälle lang andauern, die Patienten abwehrgeschwächt sind oder der Durchfall blutig ist. Die Diagnostik soll sich auf die Suche nach einigen wenigen Erregern beschränken: den bakteriellen Keimen Campylobacter und Salmonella und Rota- und Noroviren. Infektionen mit Rotaviren, den häufigsten Erregern einer Durchfallerkrankung bei Säuglingen und Kleinkindern, wurden zuletzt bei Erwachsenen häufiger nachgewiesen.
Werden Erreger identifiziert, bedarf es dennoch meist keiner gegen sie gerichteten spezifischen Therapie. Denn die Gabe von Antibiotika ist wenig hilfreich, oft verlängert sie sogar die Ausscheidung der Erreger im Stuhl und ist daher nur bei Patienten mit schwersten Symptomen und Begleiterkrankungen gerechtfertigt.
Anders verhält es sich, wenn Durchfallerkrankungen in Kliniken oder Gemeinschaftseinrichtungen auftreten. Wenn die Diarrhö später als 48 Stunden nach der Aufnahme in die Einrichtung beginnt, gilt sie als dort erworben. Dann muss der Erreger schnell gefunden werden, um etwa durch Isolation andere Bewohner und Patienten zu schützen. Vor allem die Übertragung von Noroviren und vom Darmbakterium Clostridioides difficile muss verhindert werden.
In Kliniken kommt es nicht selten auf eine rasche Identifikation der Erreger an, um Entscheidungen über die Isolation umgehend treffen zu können. Von ihren Herstellern wird daher eine Multiplex-PCR-Testung propagiert. Deren Ergebnisse liegen in ein bis zwei Stunden vor – die traditionelle Anzüchtung in der Kultur dauert hingegen Tage. Allerdings warnen Experten wie Ansgar Lohse vor dem routinemäßigen Einsatz der Multiplex-PCR, da sie überempfindlich ist: Sie identifiziert auch Bruchstücke von Erregern, die längst nicht mehr gefährlich oder gar nicht die Ursache des Durchfalls sind.
Diarrhö, die durch Clostridien verursacht wird, sollte besonders beachtet werden. Die Erreger vermehren sich häufig nach einer Antibiotikatherapie, der Verlauf kann lebensbedrohlich sein. Auf der Tagung wiesen die Experten darauf hin, dass das bislang eingesetzte Metronidazol wenig wirksam ist. Ärzte sollten deshalb bei ungünstiger Konstellation etwa zehn Tage lang das besser wirksame, doch sehr teure Fidaxomicin einsetzen.
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