2024-12-06 13:47:00
Die europäische Raumfahrtagentur ESA hat drei neue Satelliten in die Erdumlaufbahn geschossen. Sentinel-1C richtet Radarstrahlen auf die Erde, mit denen zum Beispiel Erdbeben und Überflutungen, Vulkanbewegungen und Hurrikans erfasst werden. Auch Schiffe sind auf seinen Aufnahmen sichtbar, sodass der Seeverkehr registriert werden kann. Zwei weitere Flugkörper bilden das Paar Proba-3. Die beiden Satelliten bleiben stets zusammen und bewegen sich im Formationsflug durch den Weltraum, um die Sonne zu erforschen. Auf dem europäischen Raumfahrtbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana und in Indien haben am Donnerstag Raketen mit Sentinel-1C und Proba-3 an Bord abgehoben. Die neuen Flugkörper werden vom Raumfahrtkontrollzentrum der ESA in Darmstadt aus gesteuert.
Eine eigene Rakete der europäischen Raumfahrtagentur trug die Sentinel-1C am späten Donnerstagabend in den Weltraum. Das Raumfahrzeug Vega-C startete auf dem europäischen Raumfahrtbahnhof in Kourou an der Küste von Südamerika um 22.20 Uhr deutscher Zeit. Kurz nach Mitternacht sendete Sentinel-1C sein erstes Funksignal zur Erde. Für die Raumfahrer ist diese Botschaft ausschlaggebend, denn erst dann wissen sie, dass der Beginn der Mission gelungen ist. Mit dem ersten Signal erhalten sie die Nachricht, dass der Satellit gut im Orbit angekommen ist und funktioniert.
Sentinel-1C in einer Höhe von 693 Kilometern
Der Start war eigentlich für Mittwochabend deutscher Zeit vorgesehen gewesen, musste aber wegen technischer Schwierigkeiten verschoben werden. Diese betrafen nicht die Rakete oder den Satelliten selbst, sondern den Turm, der die Rakete umgibt. In dessen Schutz werden die einzelnen Stufen der Rakete aufeinandergesetzt. Mitsamt der Rakete in seinem Inneren fährt das Gehäuse auf Schienen zum Startplatz. Der Turm wird wenige Stunden vor dem Start geöffnet und von dem Raumfahrzeug entfernt. Beim Wegfahren des Gehäuses traten beim ersten Versuch Schwierigkeiten auf, weil ein Metallteil auf den Schienen lag.
Sentinel-1C umkreist die Erde nun sieben Jahre lang in einer Höhe von 693 Kilometern auf einer Bahn, die über die Pole führt, wie der Abteilungsleiter für Missionsmanagement, Nicolaus Hanowski, erläuterte. Das bedeutet, dass der Planet sich unter dem Satelliten wegdreht und dieser bei jeder Runde einen anderen Streifen der Oberfläche überfliegt.
Die neue Sonde kann ständig Bilder aufnehmen, weil ihre Radarstrahlen die Wolkendecke durchdringen – anders als andere Flugkörper, welche Satellitenbilder der Erdoberfläche mit optischen Kameras aufnehmen. Daten werden allerdings nach Angaben der ESA erst in einigen Wochen geliefert. So lange dauert es, die Instrumente an Bord in Betrieb zu nehmen und zu kalibrieren.
Der neue Flugkörper ist der neunte der Sentinel-Gruppe. Ein zweiter Satellit, Sentinel-1A, tastet die Erde ebenfalls mit Radar ab, allerdings aus einer anderen Perspektive. Die anderen Sonden der Gruppe nehmen optische Fotos und Infrarotbilder auf, richten sehr genaue Höhenmesser auf die Oberfläche oder untersuchen die Zusammensetzung der Atmosphäre.
Die Sentinel-Satelliten gehören zum Erdbeobachtungsprogramm Copernicus der Europäischen Kommission, das seit gut zehn Jahren im Einsatz ist, wie Rolf Densing, Leiter des Raumfahrtkontrollzentrums ESOC in Darmstadt, sagte. Die damit gewonnenen Daten sind frei und offen, das heißt, sie werden Wissenschaftlern und Unternehmen zur Verfügung gestellt.
Nicht auf SpaceX von Elon Musk angewiesen
Die europäischen Raumfahrer legen Wert darauf, über eigene Raketen zu verfügen. Das ermöglicht ihnen einen unabhängigen Zugang zum Weltraum, ohne auf kommerzielle Dienstleister wie das Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk angewiesen zu sein, wie der Abteilungsleiter Tommaso Ghidini sagte. Nach seinen Worten ist Vega-C kleiner als die europäische Rakete Ariane-6, welche im Sommer ihren Erstflug absolvierte.
Schon vor Vega-C war am Donnerstagmittag eine Rakete mit dem Satellitenpaar Proba-3 im Raumfahrtzentrum Satish Dhawan auf Sriharikota, einer Insel vor der Küste Südindiens, gestartet. Für die Beobachtung der Sonne müssen die beiden Teile des Systems einen Abstand von 150 Metern zueinander exakt einhalten, wie ESA-Missionswissenschaftler Joe Zender erläuterte. Die beiden Flugkörper nehmen eine Formation ein, bei der einer den Schatten der Sonne auf den anderen wirft. So wird für bis zu sechs Stunden aus Sicht des einen Satelliten eine künstliche Sonnenfinsternis erzeugt.
Nur auf diese Weise, mit einem Objekt vor der Sonne, kann der Kranz, der die Sonne umgibt, aufgenommen werden. Diese Sonnenkorona wird sonst vom starken Licht überstrahlt. Die Korona ist nach den Worten des Wissenschaftlers größer als die Sonne selbst, sie beeinflusst das Weltraumwetter und erzeugt Sonnenwind. Das Proba-Paar liefert zum ersten Mal neuartige wissenschaftliche Daten, „die noch niemand zuvor gesehen hat“, wie der ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher ausführte.
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