Nouvelles Du Monde

“Vallée de larmes derrière moi”

2024-07-27 11:09:42

Es ist schon weit nach 14 Uhr, als Maximilian Schachmann mit dem Handy am Ohr endlich an der Reihe ist in der Kantine im Olympischen Dorf. „Kann ich ein bisschen mehr haben. Ich brauche richtig viel“, sagt der Dreißigjährige zur Dame bei der Mittagessenausgabe. Schachmann hätte auch sagen können: Ich brauche reichlich Energie für diesen Samstag, wenn ich 32,4 Kilometer mit durchschnittlich über 50 ­Kilometern pro Stunde durch Paris-Mitte brause.

Der Berliner ist der einzige deutsche Radprofi im Starterfeld des Einzelzeitfahrens. Seit Wochen bereitet Schachmann sich konkret auf den olympischen Kampf gegen die Uhr sowie das Straßenrennen eine Woche später vor. Zu den Medaillenkandidaten zählt er im Zeitfahren nicht angesichts der erlesenen Konkurrenz auf einem Parcours, der schiere Kraftmeier im Sattel bevorzugt. Wegen seiner langen Geraden, wenigen technischen Passagen, wenigen Momenten der kurzen Erholung in Kreisverkehren und Kurven und nur 150 zu überwindenden Höhenmeter. Eine Hochgeschwindigkeitsveranstaltung.

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Ausgewiesene Zeitfahr-Experten

Am Mittwoch durften die Starter und Starterinnen – erstmals in der olympischen Geschichte finden der Frauen- und Männerwettbewerb nicht nur direkt nacheinander, sondern auch auf der identischen Strecke statt – auf dem voll abgesperrten Kurs trainieren. Mit Start am Invalidendom und Ziel auf der Pont Alexandre III. Schon diese Übungsfahrt verfolgten Tausende Zuschauer am Straßenrand. „Ich glaube, den Parisern fehlt ihre Tour de France in diesem Jahr“, mutmaßt Schachmann schmunzelnd gegenüber der F.A.Z.

Die Frankreich-Rundfahrt war voriges Wochenende wegen des olympischen Ausnahmezustands in Paris ausnahmsweise in Nizza zu Ende gegangen. Mit dem bel­gischen Zeitfahrweltmeister Remco Evenepoel und dessen Landsmann Wout van Aert gehören zwei Tour-Starter zu den Medaillenfavoriten. Dazu kommen ausgewiesene Zeitfahr-Experten für, wie Schachmann es ausdrückt, „solche Drücker-Kurse“, wie der Italiener Filippo Ganna oder der Brite Josh Tarling. Tour-Champion Tadej Pogacar sowie Titelverteidiger und Schachmanns Teamkollege bei Red Bull-Bora-hansgrohe Primoz Roglic fehlen in Paris.

„Das Tal der Tränen habe ich hinter mir gelassen, es dauert aber, um wieder auf Topniveau zu kommen“, sagt er. Der zweimalige deutsche Meister hat zwei schwarze Jahre hinter sich, „eine Zeit der permanenten Rückschläge“, wie er sagt. Alles begann bei Paris – Nizza 2022, als er als Titelverteidiger antrat nach seinen beiden großen Coups, die prestigeträchtige Fernfahrt 2020 und 2021 für sich entscheiden zu können.

Eine Serie von Infekten von Grippe bis zu Corona saugte die Energie aus seinem Körper – und gab sie lange nicht zurück. Es folgte eine Zeit der Ungewissheit. Inklusive dunkler Wochen und Monate voller düsterer Gedanken, ob er je wieder voll konkurrenzfähig würde Radrennen fahren können.

Die Spiele in Paris werden für Schachmann eine der letzten großen Auftritte zu seiner Angestelltenzeit beim deutschen Team Red Bull-Bora-hansgrohe. Nach sechs Jahren verlässt Schachmann die Equipe zum Jahresende, ist Teil des Exitus der deutschen Fahrer. Nach Nils Politt im vorigen Jahr gehen 2024 neben Schachmann auch Emmanuel Buchmann und Lennard Kämna. Schachmann ist sich mit seinem neuen Arbeitgeber, ein Rennstall der ersten Kategorie, wie er sagt, schon einig. Die Vertragsunterschrift erfolgt kurz nach den Spielen, die ­beweisen sollen, dass Maximilian Schachmann mehr als nur auf dem Weg zurück zu alter Stärke ist.



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