Zucchero chante dans la Citadelle de Mayence

2024-07-25 15:05:08

„Vedo Nero“, hallt es leidenschaftlich über den mit diversen Fressbuden, Getränkeständen und auch einem Fanartikelladen fast schon ein wenig zu überfrachteten Innenhof der Mainzer Zitadelle. Dazwischen platziert sich die zahlreich erschienene Besucherschar mit kühl Alkoholischem in den Gläsern. Wie viele der Anwesenden wissen wohl, dass „Vedo Nero“ übersetzt „Ich sehe schwarz“ lautet? Einige sicherlich schon.

Ausgestoßen mit nachdrücklicher Vehemenz von dieser angerauten wie auch samtweichen Stimme: Zucchero, 68 Jahre alter italienischer Singer-Songwriter und Multiinstrumentalist mit mehr oder minder florierender Weltkarriere über gleich mehrere Dekaden hinweg, kann als gestandener Italiener zwar auch stereotype Canzones mit Sonne, Strand, Meer, Rotwein und ganz viel Amore. Doch zumeist legt der in zweiter Ehe auf einem Landsitz in Pontremoli, Toskana, lebende Familienvater lieber sein kompliziertes Innenleben bloß oder thematisiert die Probleme der Brennpunkte dieser Welt.

Ein Traum, der schließlich in Erfüllung ging

Wen wundert es da noch, dass Adelmo Fornaciari, so sein bürgerliche Name, seine aktuelle Gastspielreise süffisant selbstironisch „Overdose d’Amore World Tour 2024“ betitelt? Seit Karrierestart irgendwann in den Siebzigerjahren war der auch Zucchero Sugar Fornaciari genannte Exzentriker vom Wunsch beseelt, seinen angloamerikanischen Vorbildern nachzueifern. Ein Traum, der schließlich in Erfüllung ging. Mit einigen seiner Favoriten, darunter John Lee Hooker, Joe Cocker, Miles Davis, Sting, Luciano Pavarotti, B.B. King, Randy Crawford und Sheryl Crow, nahm er sogar Duette auf.

Wie gewohnt, lässt sich der in ein mit Blumenstickereien verziertes Sakko zu Jeans und weißem Hut gehüllte rotblonde Bartträger sich von einem Ensemble erstklassiger Instrumentalisten begleiten. Mit diesem Stab an zumeist ihm schon seit Jahren vertrauter Tourmusiker zaubert Zucchero – mal mit, mal ohne Gitarre – seine unnachahmliche universelle Stilgratwanderung aus Rock, Blues, Soul, Funk, Gospel, Jazz und Folk. Wenn er im hauseigenen Aufnahmestudio neue Songs einspielt – zuletzt erschien Album „Discover“ (2021) –, tätigt er das nur allzu gerne fast ausschließlich im Alleingang per Multiplaybackverfahren.

Stilsicher kratzt sich sein Bariton durch die Genres

Knapp zwei Dutzend Songs packt Zucchero im Rahmen der alljährlichen Reihe „Summer In The City“ auf der Zitadelle aus. Ein kompaktes Best-Of der vergangenen 40 Jahre. Eine effiziente Tanzaufforderung wie „Baila (Sexy Thing)“ funktioniert ebenso optimal wie die zeitlosen Stilüberblendungen „Facile“, „Soul Mama“, „Il Volo“, „Partigiano Reggiano“ und „Spirito Nel Buio“. Merklich zieht das Tempo an, wenn Zucchero auf solidem Fundament aus Gitarre, Bass, Schlagzeug, Hammondorgel und Blechbläsern die Wurzeln des Rock’n’Roll und Rhythm’n’Blues beschwört.

Stilsicher kratzt sich sein Bariton durch die Genres: Durchwandert rustikale Blues-Landschaften, überzeugt eindrucksvoll beseelt im sakralen Gospel-Gewand und tönt leidenschaftlich schwarz in einer Soul-Orgie. Als perfektes Kontrastprogramm platziert der musikalische Kosmopolit auch immer wieder die eine oder andere Ballade als Ruhepause. Für gleich mehrere Songs nimmt er auf einem thronhaften Sessel Platz. Zuccheros Idol, der mittlerweile verstorbene amerikanische Bluespionier B.B. King, machte es ihm schon vor Dekaden vor.

Zwei Coverversionen kommen ganz ohne den Maestro aus: Bei „Nutbush City Limits“ von Ike & Tina Turner übernimmt die stimmgewaltige Harmonievokalistin Oma Jali aus Kamerun. „Honky Tonk Train Blues“ von Meade Lux Lewis erklingt als temporeicher Boogie Woogie rein instrumental. Bei „Miserere“, einem Duett von Zucchero mit Luciano Pavarotti, kommt die Stimme des verstorbenen Startenors aus der Konserve. Mit „Diamante“, „X Colpa Di Chi?“ und „Diavolo In Me“ veredelt sich die Zielgerade. Ihr Finale findet die exzellente Werkschau in sommerlicher Abenddämmerung durch Welthit „Senza Una Donna (Without A Woman)“ sowie den mit Handküssen garnierten Abschiedsgruß „Grazie Mille, Mainz“.

Summer in the City Open Air Konzerte bis 10. August, Mainz. Weitere Informationen zum Programm unter summerinthecity-mainz.de.



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